Wüstenmohn-Kapitel 2

Roman zum Thema Abenteuer

von  knud_knudsen

Kapitel 2

„Marc, ich kann dir einen Gefallen tun?“ hatte Pierre erstaunt gefragt. Marc war es doch, der sein Umfeld pausenlos mit irgendwelchen  Überraschungen verwöhnte. Er war der Mittelpunkt der Clique, gutaussehend, erfolgreich als Anwalt und reich, mit Beziehungen die bis nach ganz Oben reichten. “Ja Pierre, es ist zwar etwas delikat und nicht ganz ungefährlich, aber ich denke du bist der Richtige für diesen Job“ sagt Marc . „Du bist doch alubischer Herkunft und bei euch zu Hause wird, soweit ich weiss, bis heute noch regelmäßig die Sprache gepflegt?“ Pierre, der vor seiner Einbürgerung Ali Mohammed  el Barak hieß, nickt zustimmend. Nach seiner Schulzeit hatte er sich, gegen den Willen seiner Eltern, bei der Legion verpflichtet. Er war dort Spezialist für Fernaufklärung und verdeckte Aktionen. Im letzten Frühjahr war seine Dienstzeit beendet und statt sich neu zu binden hatte er ein Studium der Rechtswissenschaften aufgenommen.
Nun beginnt Marc, Pierre seinen Plan zu erläutern.

                                             
„Also“, beginnt er,“ es gibt da ein paar Freunde von mir, die wollen deinem ehemaligen Heimatland helfen. Du wirst sicher wissen, dass die Freiheitskämpfer in Alubistan schlecht bewaffnet sind und den modernen Waffen der eingefallenen Kommunisten kaum etwas entgegensetzen können. Vor allen Dingen bei der Abwehr von Flugzeugen haben sie keine entsprechenden modernen Raketen. Hier wollen wir helfen. Wir suchen einen Projektleiter, der eine  Ladung modernster, tragbarer Boden-Luftraketen nach Alubistan begleitet und auf dem Rückweg, wie soll ich sagen“, dabei grinst er etwas verschmitzt,“ die Bezahlung der Ware wieder mitbringt“.
Pierre hat bisher kommentarlos zugehört und brennt darauf Näheres zu erfahren.
„Also“ fährt Marc fort, „Du wirst eine großzügige  Erfolgsprovision erhalten, wir haben da an 200.000 Dollar gedacht. Ist das ok?“
Pierre ist hochrot geworden, diese Summe wird für sein Studium mehr als ausreichen, er wäre ein gemachter Mann.
„So Pierre“, fährt sein Gegenüber fort,“ wir wissen, was du in der Legion gelernt hast und diese Talente sind hier von besonderer Bedeutung, für das Gelingen der Mission. Fragen zu den Hintermännern sind nicht zugelassen. Willst du das machen?“
Nach kurzer Überlegung nickt Pierre zustimmend und ein Lächeln huscht über Marc`s Gesicht. „Bon, die Einzelheiten erläutert dir Jean Paul ,den ich dir morgen vorstellen werde, ich ruf dich an“, mit diesen Worten erhebt sich Marc, dreht sich noch kurz um  sagt: “pass gut auf dich auf!“ und geht.
Pierre schließt die Augen, er ist wie benommen. Das ist der Schlüssel für sein weiteres Leben, ein Leben in Sicherheit und Wohlstand, er atmet tief aus, zahlt und macht sich auf den Weg zur Metro. Unbemerkt folgt ihm, ein etwa 40 jähriger Mann, teuer gekleidet . Pierre verlässt die Metrostation St.Germain, von hier sind es nur noch wenige Schritte bis zu seinem Zimmer, in der Rue de Babylone. Er geht in ein Bistro und kauft ein Schinkenbaguette, nickt der hübschen Verkäuferin kurz zu und will gerade das Lokal verlassen, als etwas in ihm warnend aufschrillt. Langsam dreht Pierre sich, wie suchend ,den Auslagen im Schaufenster zu und da sieht er ihn .Er steht auf der anderen Straßenseite, vertieft in die Zeitung. Pierre ist hellwach. Er geht zurück Richtung Tresen und daran vorbei zu den Toiletten. Der schmale Gang endet an einer Tür und die ist verschlossen. Schnell zückt Pierre ein kleines Lederfutteral, öffnet es und zaubert einen länglichen Metallgegenstand heraus. Diesen führt er in das Türschloss und mit leichtem Knarren öffnet sich die Tür. Pierre schlüpft hindurch und schließt sie . Dunkelheit. Vorsichtig tastet er sich an der Wand entlang und nach der nächsten Biegung des Ganges sieht er  Tageslicht .




Kurz entschlossen öffnet er das Fenster, schwingt sich durch die Öffnung und steht auf der Rückseite des Gebäudes, im Hinterhof. „Geschafft, mit mir nicht“, grinst er und nimmt es eher sportlich. Der Hof ist ihm bekannt, schließt er doch genau an die Rückseite des Gebäudes an, in dem sein Zimmer ist. Leichtfüßig klettert er über den , gleichmäßig verteilten Müll, der sich im Hof auftürmt und erreicht  die Begrenzungsmauer. Mit einem gewaltigen Sprung hechtet er auf die Krone und lässt sich auf der anderen Seite hinab. Der Hof ist in trübes Licht getaucht und Pierre drückt sich gegen die Mauer um zu Verschnaufen, als ihn ein feines Geräusch, kaum wahrnehmbar, von der anderen Mauerseite erreicht. So als wenn jemand über Müll steigt. Pierre ist äußerst angespannt und zwingt sich ganz flach zu atmen.
Aus den Augenwinkeln heraus beobachtet er die Mauerkrone. Langsam schiebt sich, von der anderen Seite, eine Hand über die Mauer, dann eine zweite, die einen länglichen Metallgegenstand hält. „Eine Pistole“, durchzuckt es Pierre, dann der Kopf. Pantherartig ist Pierre vorgesprungen, seine steif ausgestreckte Hand hat nur kurz gezuckt als sie den Nacken des Verfolgers  trifft. Es folgt ein leises, schreckliches Knackgeräusch, so als wenn ein Ast zerbrochen wird, die Hand mit der Pistole öffnet sich und die Waffe fällt polternd vor Pierre`s Füsse. Der Verfolger ist hinter der Mauer verschwunden. Totenstille. Fast gelassen greift Pierre sich die Tokarev mit Schalldämpfer und schiebt sie in seinen Hosenbund. „In meine Wohnung kann ich nicht mehr“, denkt er noch ,als er vorsichtig den Hinterhof verlässt.

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