Wüstenmohn-Kapitel 4_

Roman zum Thema Abenteuer

von  knud_knudsen

Kapitel 4

Feuchtdumpf, mit allen Gerüchen des Orients versetzt, schlägt Pierre die Luft in der Abfertigungshalle des Flughafens Karachi entgegen. Er hatte einen angenehmen Flug, wenn man davon absieht, dass ihn die Stewardess etwas arrogant behandelte und seine Sitznachbarin, eine elegante Pakistani, vor ihm in den entferntesten Winkel ihres Sessels floh. Er ist zufrieden.
Vor dem Einreiseschalter stauen sich die Menschen. Finster, immer wieder durchdringend den Wartenden musternd, und dann nach endloser Zeit doch den Stempel, mit einem Krachen, dass jeder unwillkürlich zusammenzuckt, in das Dokument schlagend, machen die Beamten ihren Job.

Jetzt ist er an der Reihe. Streng mustert ihn der Beamte, sieht dann prüfend in den Pass und wieder zu ihm. Zögernd dreht er sich nach hinten und fingert ein dickes Buch hervor in dem er eilfertig nachschlägt. Sein Finger fliegt über eine Seite, dann wieder dieser Blick zu Pierre. Pierre gibt sich teilnahmslos. Dann das erlösende „bum ,bum“ des Stempels. Die Menschschlange schiebt ihn weiter hinaus in den überfüllten Raum. Er ist in Pakistan. Suchend schaut er sich um, als ihn etwas zartes, weiches an der Hand ergreift. Neben ihm hat ein kleiner Junge, ungefähr 10 Jahre, schwarz gelockt mit grossen dunklen Augen, seine Hand ergriffen und sieht freudestrahlend zu ihm auf.
„Wie geht es Mama?“ ,fragt ihn der Kleine in alubisch. Pierre hat sich gefasst, lacht das Kind an und antwortet ebenfalls in der Landessprache: „Mama lässt dich grüßen“. Beide umarmen sich und das Kind zieht ihn in Richtung Ausgang.
Der  mündet direkt in den Busbahnhof, oder das was man hier darunter versteht. In langen Reihen parken  die bunt geschmückten Vehikel, reichlich innen und außen, mit Glückbringern versehen. In jedem Bus scheint eine Kapelle zu spielen, denn überall schlägt ihnen das laute Gedudel der heimischen Hitparade entgegen. Wer nicht im Inneren mehr Platz findet, flüchtet mit seinem Gepäck auf das Dach.  Gepäck muss hier weit gefasst werden, gehören doch neben Kisten, Säcken und Taschen, lebende Tiere dazu. Der Kleine schiebt Pierre in das Innere eines Busses und kuschelt sich auf dem Nebensitz fest an ihn. So sehen Vater und Sohn, nach längerer Trennung aus, durchströmt es Pierre. Der Bus setzt sich lärmend in Bewegung. Der Kleine redet pausenlos auf Pierre ein, “ja Tante Leila hat gesagt, dass sie heute dein Lieblingsgericht kocht und hat mich noch ermahnt Achmed und dass du dir die Hände wäscht“ Jetzt weiß Pierre wie sein Empfangskomitee heißt. Achmed. Er ist von dem Kleinen beeindruckt. Gott ist der professionell. Lachend plaudern sie die ganze Fahrt  nach Quetta, seiner ersten Station und sehen nicht die ärmlichen Hütten am Straßenrand , die Eselkarren, ihre bunte  Fracht auf der Ladefläche  ziehend und die ockerbraune Landschaft mit den kahlen Bergen. Pierre fühlt sich zunehmend heimisch, er ist angekommen.
Plötzlich bremst der Bus mit quietschenden Reifen. Pierre blickt auf und unterbricht das Gespräch. Die Strasse ist von einem Militärfahrzeug blockiert und sofort stürmen einige Uniformierte in den Bus. „Ausweiskontrolle“, dröhnt eine Stimme. Sitzreihe für Sitzreihe wird inspiziert. Als ein Soldat bei Pierre und Achmed angekommen ist wird er von seinem Vorgesetzten, der den vorderen Teil kontrolliert hat, gerufen, geht zu ihm und beide verlassen den Bus. Das Fahrzeug fährt wieder an.
Die Sonne geht langsam unter und das Ruckeln schläfert die Passagiere zunehmend ein. Auch Achmed hat die Augen geschlossen, er schläft. Pierre schießen wilde Gedanken durch den Kopf. Wo bringt ihn der Kleine hin? Einige Nachbarn packen ihre Essenspakete aus ,halten noch einen kleinen Plausch um dann unvermittelt sich dem Schlaf hinzugeben. Die Musik scheint hier niemanden zu stören. Pierre findet keine Ruhe, immer wieder schreckt er hoch. Langsam wird es draussen hell und er sieht, dass sie eine Stadt erreicht haben. Sanft stößt er Achmed an, und fragt ihn leise :“sind wir da?“ Achmed nickt.

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