Wüstenmohn-Kapitel 7-

Roman zum Thema Abenteuer

von  knud_knudsen

Kapitel 7

Abu treibt seine Männer zur Eile. „Die Kisten müssen in den Schuppen dort und dann alle Lastwagen raus hier und zurück nach Quetta. Wie besprochen bleiben vier Teams hier. Die Eselgespanne stehen im Schuppen, die können wir dann in Ruhe beladen. Um 13 Uhr will ich hier auf dem Platz nur noch den Haufen mit Melonen sehen, da überfliegt uns der sowjetische Satellit“; mit diesen Worten dreht er sich um und geht auf den Schuppen zu. Die Männer, obwohl müde geben Alles und um 12:15 Uhr verlässt der letzte LKW den Hof. Außer dem Wüstenwind, der durch die leeren Fenster streicht, ist kein Laut zu hören. Pierre steht im Halbdunkel der Scheune. Die Anderen haben sich lang auf dem Boden ausgestreckt und warten. Langsam schleicht die Zeit dahin.
Gegen 15 Uhr dann das Kommando: „wir beladen“. Routiniert und sorgfältig werden die Werfer auf die Eselkarren verteilt, mit Heu hoch abgedeckt und verschnürt. Hier und da mault eines der Tiere, wird aber sofort wieder beruhigt.
Draußen bricht die Dämmerung herein. „22 Uhr ist Abmarsch, im Abstand von 20 Minuten. Jedes Team hat eine Karte und wir nehmen den Bergpfad bei Chaman. In Alubistan treffen wir uns, spätestens drei Stunden nach Sonnenaufgang, in der Cham Höhle, die ihr alle kennt. Dann müssen wir bis Sonnenuntergang von der Strasse sein. Noch Fragen?“ Abu sieht sich im Kreis seiner Männer um. Jeder schüttelt den Kopf. „Also ruht euch noch aus“. Abu geht auf Pierre zu. „Du übernimmst das letzte Team und denke daran kein Risiko, bei Zwischenfällen final handeln!“ Pierre nickt nur, er weiß zu genau was das bedeutet.
Nach und nach verlässt ein Gespann nach dem anderen den Stall. Bald sind Pierre und sein Team allein. Ein junger Alubische greift in das Zaumzeug des Esels und zieht ihn mit dem beladenen Karren zum Ausgang. Pierre und zwei weitere Kämpfer folgen. Die Nacht ist schwarz. Vorsichtig, nach allen Seiten sichernd, verlassen sie auf dem Feldweg, das Anwesen und wenden sich der Bergkette zu.
Nach zwei Stunden erreichen sie einen langgezogenen Hohlweg. Pierre und seine zwei Begleiter gehen Vorhut, als Jagdkommando. Das heisst, sie halten sich links und rechts des Weges und sichern mit ihren Waffen, dann im Abstand von fünf Minuten folgt das Gespann. „Nur keine Minen“ durchdringt es Pierre. Dann haben sie den Bergkamm und damit die Grenze erreicht. Das weite Tal vor ihnen können sie nur erahnen. Pierre lauscht in die Nacht, die alles verschluckt und dennoch Geräusche kilometerweit trägt. Nach einer weiteren Stunde fährt er zusammen und hebt den rechten Arm. Wie angewurzelt bleiben seine Begleiter auch stehen. Da war es wieder, das „tap, tap,tap“, wie von schweren Schritten. Sie drücken sich ganz eng in die Böschung und warten. Im fahlen Dunst des kommenden Tages sehen sie zwei Schatten, die über den Weg direkt auf sie zusteuern. Pierres Augen werden schmal und ganz sanft greift er zur Hüfte an der sein Kampfmesser im Futteral steckt. Leicht löst es sich aus der Scheide.

                                               


Wie kühl der Stahl in seiner Hand liegt, kalt wie der Tod. Sein Gefährte auf der anderen Seite des Weges hat sich ebenfalls vorbereitet. Da sind die beiden Grenzsoldaten, des kommunistischen Alubistan, schon auf ihrer Höhe. Sie unterhalten sich leise und freuen sich schon auf die Wachablösung in zwei Stunden. Mit einem Satz ist Pierre heran, umfasst den Grenzsoldaten mit der linken Hand und stösst mit rechts sein zwanzig Zentimeter langes Messer ihm von unten in den Brustkorb, dann dreht er die Klinge kurz und wartet einige Sekunden. Der Mann hat die Augen weit aufgerissen, erstaunt, lautlos, dann sackt er in sich zusammen. Zur gleichen Zeit ist auch der andere Kämpfer gesprungen, mit einem, fast federnden, Schlag gegen den Kehlkopf, hat er den zweiten Grenzsoldaten niedergestreckt. Beide liegen auf der Strasse, die Augen weit und ungläubig geöffnet. Gemeinsam ziehen Pierre und sein Kommando die beiden vom Weg und legen sie im Gebüsch ab. „Wir müssen uns nun beeilen“, drängt er die Anderen und stürmt die Passtrasse hinab, die schon von den ersten Sonnenstrahlen erleuchtet wird.
„Wie weit ist es noch zur Höhle ?“ fragt Pierre seinen Begleiter. „Noch gut eine Stunde“, antwortet dieser. Sie schicken den dritten Mann zurück zum Eselgespann und bläuen ihm ein, dass er zur Eile drängen muss.
„Wenn die Beiden  nicht zur Wachablösung ,in etwa zwei Stunden, bei ihrer Einheit sind ist hier der Teufel los“, denkt Pierre und sieht, wie sich das weite Tal vor ihm blutrot in der Sonne färbt. Bis zum Horizont blühende Schlafmohnfelder.

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