Bahnsteig A

Gedicht zum Thema Liebe & Schmerz

von  Fuchsiberlin

Am Bahnsteig A, da stehen "sie".
Sie wollen fortfahren, ganz weit weg:
In die Fremde,
und doch ist ihnen das Ziel bekannt.
Ort der neuen Hoffnung.

Angst..., Zweifel..., Schmerz..., Trauer..., Hoffnung
werden zu unsichtbaren Begleitern.

Sie befinden sich im Leben
und doch im Irgendwo dieses Bahnsteigs.
Das Flammenmeer der hinter ihnen brennenden Brücken
leuchtet am Horizont so unwirklich ruhig.

Das Feuer wirkt wie ein starrer Scheinwerfer vor der Sonne.
In den Funken des letzten Seelen- Fiebers
wollen sie den Schmerz vergessen,
doch kein Wind weht die Asche hinfort.

Am Bahnsteig A
warten die Verlorenen.
Sie warten auf etwas,
was doch nie wieder kommen wird.

Verlorene Liebes-Träume versammeln
sich zwischen den Gleisen.
Kein Aufbäumen ist möglich,
denn Kohle begrub die letzte Sehnsucht.

Am Bahnsteig A
zeigt der kalte Marmorboden des Bahnsteigs
die glatte Realität an.
Sturz und wieder ein Sturz,
gefallene Seelen bevölkern den Boden der letzten Wirklichkeit.

"Sie" wirken wie eine grosse Gruppe
und doch sehen síe vom Himmel  sehr klein aus,
und jeder ist ein Einsamer unter Einsamen.

In einer Gruppe und doch allein,
ein gemeinsames Schicksal
und doch fehlt die Verbindung.

Sie sind die Sklaven ihrer Vergangenheit,
die Brücken verbrannten,
und nun warten sie auf die Freiheit.

Frei...Käfiglos...Los...

Am Bahnsteig A fährt langsam der Zug ein.
Sie betreten das Abteil der letzten Hoffnung,
ohne einen Blick zurück, Vergangenes bleibt als Gepäck am Gleis stehen.

Kein Abschiedswinken.
Kein "Goodbye"..., kein "Auf Wiedersehen"...
Kein Abschiednehmer...
Das Schicksal als Lokführer.

Keinen der Wartenden wurde gefragt,
ob er diese Freiheit wirklich wollte.
Last minute.
Der Sinn der Liebes-Träume, er wurde unerreichbar,

Ein "Für-immer" gab es nicht.
das Happy-End verlor sich am Ausgang des Lebens.

Ein Leben verlässt den Zug,
ein anderes steigt in diesen ein.

Der Zug fährt los.
Schwarz-Schwarz-Schwarz.
Wo sind die Farben geblieben?

Eine Megaphondurchsage durchdringt die Stille:

"Zeit heilt alle Wunden."
Mit jeder Stunde, die dieser Zug fahren wird,
verblassen Bilder.
Jeder Tag verwischt Erinnerungen.
Hoffnung keimt auf.

Am Bahnsteig A
werden bald neue Wartende stehen:
Auf den Zug des Abschieds und des Neuanfangs.

Jörg S.

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