Wüstenmohn-Kapitel 13-

Roman zum Thema Abenteuer

von  knud_knudsen

Kapitel 13

Der Franzose wird wach. Es ist heller Tag. Kein Laut weit und breit. Er geht zum Fenster und sieht in den Hof. Nichts. Kein Mensch. Langsam geht er zum Tisch, auf dem ein beschriebenes Stück Papier liegt. Er hebt es auf und liest.

„Mon cher, ich habe deine Sachen richten lassen. Ein französischer Pass auf den Namen Pierre de Etranger liegt anbei. Du musst dich, dem Passbild gemäß wieder herrichten. Dein Flugzeug geht morgen früh um 12 Uhr, von Gate 12 ,in Karachi.
Du bist eingecheckt. Guten Flug. Habe vielen Dank für Alles und ich weiß, dass ich einen neuen Freund, nein Bruder gefunden habe. Ich bin sicher, wir werden uns wiedersehen, hier oder in einer anderen Welt. Dein Abu.

PS
Vernichte bitte den Brief sofort“

Pierre`s Augen werden feucht. Auch er ist sicher einen Freund gefunden zu haben,
auch wenn er ideologisch weit von ihm entfernt ist.
Von Aische nichts. Sie hat sich, wie in Luft aufgelöst. Wie ein wunderbares Trugbild.
Nachdenklich macht er sich fertig. Kleidet sich in den teuren, hellen Anzug und bindet die grüne Seitenkrawatte sorgfältig. Es klopft an der Tür. „Ja“ ruft Pierre etwas ungehalten. In der Tür steht ein Mann mittleren Alters in der Uniform eines Chauffeurs. „Maitre, wir müssen gehen“. Sie verlassen das leere Haus und fahren zügig über die Hauptstrasse zum Flughafen. Wortlos.
Schnell hat Pierre das orientalische Treiben in der Abfluhalle geschluckt und er strebt dem Flugsteig 12 entgegen. Er hat das Gefühl, als ob er für immer die Heimat verlassen muss und da ist noch etwas. Aische.
Der Rückflug nach Paris ist wie ein Kontrastprogramm zum Hinflug. Die Stewardessen überschlagen sich in Fürsorglichkeit und seine Sitznachbarin, eine fette Inderin, strahlt ihn fortwährend an. Pierre lässt es geschen, ist er doch in Gedanken dort geblieben wo sein Herz ist.
In Paris wird er ebenso zuvorkommend am Einreiseschalter behandelt. Als der Beamte seinen Pass prüft sagt er lächelnd :“Willkommen zu Hause Monsieur .“
Er will gerade zum Taxistand gehen als er durch die Lautsprecher ausgerufen wird.
Er soll zum „meeting point“ kommen. Pierre schlendert zu besagter Stelle im Flughafen. Da steht eine Frau, jung, blond und hat ein Schild in der Hand .“monsieur etranger“. Verblüfft geht er auf sie zu. „Ja, sie sind das Empfangskomitee?“ Sie lacht und bejaht es, dann zieht sie ihn hinter sich her zum Parkdeck. Sie fahren nach Paris hinein. Über den Boulevard saint Germain und biegen dann in die Rue de Pont Neuf. Pierre ist erstaunt. Sein Zimmer lag doch woanders .Vor einem stattlichen alten Gebäude halten sie. „Hier monsieur sind ihre Wohnungsschlüssel. Sie wohnen jetzt in Nummer 10 im zweiten Obergeschoss und vergessen sie nicht den Briefkasten zu leeren. Ihr Zutrittscode für die Eingangstür st 2288“. Mit diesen Worten schiebt sie ihn lachend vom Beifahrersitz und fädelt sich in den Verkehr ein. Er steht allein auf der Strasse, vor dem Haus Nummer 10.
Langsam geht er auf die schwere Eingangstür zu, neben der eine Tastatur angebracht ist. Er tippt den Code ein und mit einem Summen öffnet sich die Haustür. Pierre tritt in den hellen Flur. Rechts sind die Briefkästen und er öffnet sein Fach. Zwei Briefe, ohne Absender, ohne Anschrift. Er steckt sie ein und geht zur Treppe.
Die Wohnung ist gewaltig. Alte Stuckarbeiten, teuer mit wertvollen Möbel ausgestattet und ein Blick, direkt auf die Seine. Er legt die Briefe auf den alten Schreibtisch und öffnet sie. Der erste ist von Marc. „Mon Amis, schön, dass du wieder zu Hause bist. Alles ist geregelt. Ich habe mir erlaubt dich wieder zu Immatrikulieren und im zweiten Brief der Rest. Wir sehen uns bald. Dein Marc“
Pierre liest den zweiten Brief. Ein Kontoauszug. 250.000 US Dollar auf einer Pariser Bank. Ihm wird schlecht.

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