Wer wartet auf wen?

Gedicht zum Thema Einsamkeit

von  Fuchsiberlin

An nebligen Tagen,
in denen die Gedanken
in der Unsichtbarkeit verschwinden,
und Gefühle vor der Wand des Lebens stehenbleiben,
da fühlt er sich manchmal wie der erste Mensch
in einer Höhle.
Ein Geruch der Einsamkeit weht dann durch diese Behausung.

Dann wiederum erlebt er Situationen,
in denen er in einem kleinen Dorf ankommt,
doch Gemeinsames wird durch Zäune getrennt.
"Bitte Klingeln, vielleicht öffne ich dir den Zugang zu meiner Welt",
steht unsichtbar auf dem Namensschild.

Und in der Neuzeit empfindet er manchmal das Leben,
so wie man es vielleicht in einem mehrstöckigen Hochhaus erleben tut.

Von nebenan kommend,
da hört er viele Töne des Lebens,
sehr nahe und doch durch den kalten Beton getrennt.
Er flüstert still und leise:
"Allein inmitten einer Hochburg des Lebens."

Dann begibt er sich in die Welt
der vielen sichtbaren Leben.

An den Schaufenstern wartet er darauf,
dass die Auslagen zu tanzen beginnen,
doch die Schaufensterpuppe
hat nicht einmal ein müdes Lächeln für ihn übrig.

Im Kaufhaus ein Ameisenheer,
durcheinander laufend und doch auf dem Weg zu einem Ziel.
Das Geld lässt immer die gleichen Melodien erklingen,
doch er steht einfach nur da
und möchte die Töne der Herzen hören.

Er beginnt irgendwann zu Lächeln,
und dann schaut er in ein Gesicht,
welches mit einem gemeinsamen Lächeln
für Sekundenbruchteile
die Sonne im Palast des Konsums strahlen lässt.
Zwillingslächeln im Takt der Herzen.

Schliesslich wartet er geduldig an der Kasse,
und auf dem Display der gefräßigen Geldmaschine
  erblickt er keine Summe, sondern nur eine Frage:

"Wer wartet auf mich?"

Alllein und doch nicht allein,
gemeinsam und doch jeder für sich.

Wer wartet auf wen?

Er verlässt nachdenklich den Konsumpalast,
und begibt sich in seine Welt der geschützten Gefühle:
Seinem Zuhaus.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Lisboeta (65)
(25.10.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Fuchsiberlin meinte dazu am 26.10.09:
Liebe Lisboeta,

ein Zuhause zu haben, das ist sehr wichtig, denn ein Zuhause bedeutet auch ein geschütztes Nest zu besitzen. Du schreibst sehr wahre Gedanken nieder!

Ich danke Dir sehr!

Ich wünsche Dir einen wunderschönen Abend und hoffe, dass Du gut in die neue Woche gestartet bist.

Ganz liebe Grüsse
Jörg
Lisboeta (65) antwortete darauf am 26.10.09:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
VomLebenVerraten (28)
(26.10.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Fuchsiberlin schrieb daraufhin am 26.10.09:
Ja, genau dies versuchte ich zu beschreiben.

Ich glaube, dies ist für sehr viele Menschen traurige Realität.

Für Deine Gedanken danke ich Dir sehr.

Ich hoffe, Du hattest einen guten Start in die neue Woche.

Ganz liebe Abendgrüsse
Jörg
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram