Gibt es einen anderen Weg, „Leben“ zu „spüren“, als Schmerzen zu durchschreiten? Einen Weg, dem Labyrinth aus vergangenen Bildern und Grausamkeit, zu entfliehen? Wie kommt ein Teil von mir, zu mir zurück, wenn ich nicht einmal weiß, wer oder was, „ich“ bin? Werden mir Flügel wachsen, wenn ich mich die Klippen hinabstürze und in meinen Tränen, leblos, davon schwimme? Welche Last wird mir das Genick noch zertrümmern, wenn es nicht dieses „Leben“ ist? Wirst du mich in meinen letzten Minuten begleiten…meine Hand halten? Weißt du, welcher Schmerz und welcher Hass in mir wohnt, seit dein Bild Tag um Tag zerfällt und zunehmend verblasst? Kennt das Leben noch mehr Grausamkeiten und Leid, als Liebe und Tod? Wozu hat man das Leben gemacht, wenn es doch, jeder Dritte, am liebsten hier zurücklässt und sich wegschmeißt? Welche Droge könnte die Macht haben, alles vergessen zu lassen? Wie viele Schachteln Zigaretten muss ich am Tag noch rauchen, damit das Leben endlich an mir vorrübergeht und ich falle, wie die Welken Blätter im Herbstregen? Welcher Phantast, schuf das Wort „Gerechtigkeit“ – gibt es doch nichts, das diesem Wort gerecht werden kann. Weißt du, wie einsam das Leben macht? Wie still der Lärm hier ist? Wie erbärmlich und klein jeder einzelne von uns ist? Aber weißt du, wer das erbärmlichste und niederste Wesen auf diesem Erdball ist? Kennst du einen dieser eisigen Momente? Einen einzigen, winzigen Augenblick, der dir so viel Schmerzen bereitet, dass „leben“ wertlos scheint? Hast du je in die Augen eines Sterbenden gesehen? Hast du je in so einer tristen Leere gehaust; deine Seele ergründet, um bloß die Erkenntnis zu erlangen, dass du keine mehr besitzt? Hast du jemals die leeren Seiten deines Lebens betrachtet? Erkannt, dass es für dich keine Hoffnung und keine Zukunft gibt? Hattest du eine Mutter, die dich liebt? Zu Bett bringt? Dir vorliest? Dich in die Arme schließt und lächelt? …hast du? Würdest du dein Leben noch so sehr lieben, wenn jemand deine Würde, deine Liebe und dein Lachen nimmt? Könntest du noch schlafen, wenn dich jede Nacht, dieselben, kalten Bilder jagen? Dich eisige, raue Hände am ganzen Körper berühren? Bist du je in einem Traum versunken, der der Wirklichkeit ferner ist, als alles, was vor dir liegt? Hast du an einem Grab gestanden, und genau gewusst, es wäre dein Platz dort unten im Dreck, gewesen? Kennst du diese Schuld, die auf Schultern lastet? Dieses zermarternde, quälende Reißen an deinem Herzen? Weißt du, wie sich das anfühlt, wenn man jemanden geglaubt hat zu kennen? Diese Leere, wenn dieser Jemand, am nächsten Tag nicht mehr da ist? Nicht mehr ist? Seine Spuren, hier im Sand des Lebens, verwischt hat? Hast du je die glasigen, leeren Augen eines Freundes gesehen, den du nur lächelnd kanntest? Wirst du verstehen, welcher Hass mich quält, weil er fort ist, und ich sein stummes Schreien nicht hören konnte? Weißt du, welche Strafe „Gott“ uns für Freitod auferlegen wird? Weißt du das…? Ich weiß nur, dass es mich nicht mehr kümmert. Zu verlieren gibt es nichts mehr. Die Bedeutung meines Seins – sofern es eine solche jemals gab – liegt irgendwo unter Aschebergen, in den tiefen Vulkankratern der Hölle. Alle Engel meines Lebens, fielen mit dem Glauben an das Gute und dem blassen Funkeln der Nordlichter. In irgendeine tiefe, finstere Schlucht. Erinnerung? Vielleicht ist das der Name, dieser seelenlosen, kalten Schlucht, am Abgrund meines Herzens. Es gibt nur ein Leben. Das sollte ein schönes sein. Aber vielen Menschen, wird daraus leider ein Alptraum geboren. Manchen, ein Strick daraus gedreht. Wiederum andere, drehen sich selbst einen Strick, um diesem Elend endlich entkommen zu können. Doch die Vergangenheit wird nie ruhen – das habe ich gelernt. Egal, was du auch tun wirst, die Bilder von Gestern und Vorgestern, werden immer wieder an deiner Seite sein. Im Schlaf. Im Alltag. In jeder winzigen, mickrigen Windung deines Hirns. Eingebrannt. Irgendwo, einen tiefen Krater in dein Herz gefetzt. Und diese Schlucht, kann nicht mal die größte Liebe überbrücken. Es gibt kein Zurück. Im Nacken steht das Leben und drängt dich weiter an die Schlucht heran. Vor dir, nur tiefe Leere. Ausweglose Einsamkeit. Ein Leben, gibt es für dich nicht. Vielleicht, lacht dort, ganz zart, im Abgrund etwas, das dir wieder zeigt, wie du bist. Wie du sein willst. Lieber tot, als lebendig.