Die Handwerker-Abrechnung

Gedicht zum Thema Gedichte/Lyrik

von  plotzn

Poet bin ich ganz sicher nicht
und werde es auch nie.
Ich schreibe manchmal ein Gedicht
doch meine Sprache ist recht schlicht
und ohne Poesie.

Das Reimen ist nicht mein Problem
auch nicht die Melodie.
Den Rhythmus halte ich bequem
in Versen ein - trotz alledem
vermisst man die Magie.

Der Dichter streift durch die Natur
sieht ’rötliche Noblesse’
in herbstgefärbter Baumfrisur.
Ich denke mir: Das ist doch nur
ein chemischer Prozess.

Mir fehlt vielleicht die Empathie
das lyrische Gefühl.
Mit Ehrgeiz, Fleiß und Akribie
ersetzt man keine Phantasie -
das Werk bleibt steif und kühl.

So bleibt mir nur die Zuversicht
dass Wortwitz und Humor
der Leserschaft ins Auge sticht.
Poet bin ich ganz sicher nicht
doch täusche ich das vor.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

chichi† (80)
(05.12.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 plotzn meinte dazu am 05.12.09:
Vielen Dank für die Blumen, Gerda. Aber hinter ein wenig augenzwinkernder Selbstironie in der mittleren Strophe meine ist das Gedicht durchaus ernst. Mit echter Poesie hat meine Dichterei wenig zu tun. Nicht, dass mich das in tiefe Depression stürzen würde, aber schön wäre es schon, poetischer schreiben zu können.
Das ist bei mir wie mit dem Singen. Ich singe gerne, aber schiefer als der Turm von Pisa, wie mir meine Familie immer wieder schonungsvoll beizubringen versucht
lg Stefan

 plotzn antwortete darauf am 05.12.09:
Vielen Dank für die Blumen, Gerda. Aber hinter ein wenig augenzwinkernder Selbstironie in der mittleren Strophe meine ist das Gedicht durchaus ernst. Mit echter Poesie hat meine Dichterei wenig zu tun. Nicht, dass mich das in tiefe Depression stürzen würde, aber schön wäre es schon, poetischer schreiben zu können.
Das ist bei mir wie mit dem Singen. Ich singe gerne, aber schiefer als der Turm von Pisa, wie mir meine Familie immer wieder schonungsvoll beizubringen versucht
lg Stefan

 Isaban (05.12.09)
Gefällt mir gut, lieber Stefan.
Metrisch sauber und melodiös und absolut dem Inhalt entsprechend, mit diesem leisen Hauch Selbsterkenntnis, der nach Widerspruch schreit - Thema perfekt umgesetzt, würde ich sagen.
Schau noch mal nach den Kommata, das eine oder andere wäre da noch vonnöten.

Mit einem Schmunzeln gelesen.

Liebe Grüße,

Sabine

 plotzn schrieb daraufhin am 05.12.09:
Vielen Dank, Sabine! Es freut mich, dass Dir mein Coming-Out gefällt. Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung, hat mir früher schon mein Vater gesagt. Und auch, wenn er das ironisch gemeint hat, weil ich mich mal wieder blöd angestellt hatte, so ist an dem Sprichwort doch viel dran.
Bei den Kommata am Versende bin ich allerdings stur und unbekehrbar - die lasse ich grundsätzlich weg ...

lg und einen schönen Samstagabend!
Stefan
Klopfstock (60)
(05.12.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch äußerte darauf am 05.12.09:
Angeregt von 4 heiteren Strophen, hier Nr. 5, die das interpunktionsfreie
Schreiben interpretiert:

So ohne Punkt und Komma, Strich;
geheuer ist´s dem Dichter nich´.
Ein Textlein, das er niederbringt,
mit dessen Botschaft er noch ringt.
Des Lesers Deutung ihn erfreut.
Gedankenblässe - nie bereut!

Lo

 plotzn ergänzte dazu am 05.12.09:
Tja, die selbsternannten Poeten gibt es natürlich auch und den "des Kaisers neue Kleider" Effekt hast Du in Deinem Gedicht schön beschrieben, liebe Irene. Es gibt aber auch (für meinen Geschmack) wunderschöne poetische Werke, die berühren, die unter die Haut gehen, oder die einfach nur mit Worten intensive Stimmungen erzeugen können. Diese Art von Poesie ist es, für die ich glaube, dass man einen Sinn oder eine Sinnlichkeit haben muss, und die ich nicht für erlernbar halte.

@Lothar: Ich kenne sogar Leute, die ohne Punkt und Komma reden

Danke Euch beiden und noch einen schönen Samstagabend!
Stefan
janna (60)
(05.12.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 plotzn meinte dazu am 05.12.09:
Vielen Dank, Janna. Dichter lasse ich gerade noch mal durchgehen Poet bin ich ganz sicher nicht.
Für mich ist das in etwa vergleichbar mit dem Unterschied zwischen Handwerker und Künstler. Aber auch als Handwerker lässt es sich ganz gut leben

lg Stefan

 Didi.Costaire (05.12.09)
Ähnliche Gedanken gingen mir auch schon durch den Kopf, lieber Stefan. Es lebe die Versschmiederei!

LG, Dirk

 plotzn meinte dazu am 05.12.09:
Warst Du gerade auf Jannas Dichterschmiede, Dirk? Den Vergleich zum Schmied finde ich jedenfalls sehr treffend: Kräftig auf Formulierungen einhämmern, damit sie am Ende hoffentlich wohlgeformt aussehen

lg Stefan

 loslosch (05.12.09)
"Der Hans Sachs, der war ein Schuh-
macher und Poet dazu. " Lothar

Nachtrag:
Der Reim war unvollständig. Hans Sachs verstand sich auf die Metrik und das Schuhmacherhandwerk gleichermaßen. Er hat vermutlich beim Dichten den Hammer geschwungen - oder beim Hämmern gedichtet.
(Kommentar korrigiert am 05.12.2009)

 plotzn meinte dazu am 05.12.09:
Na, wenigstens einer, der beides beherrscht: Handwerk und Kunst.

Zum Nachtrag: Ich sach's ja: Der Hans kann's

lg Stefan
(Antwort korrigiert am 05.12.2009)

 Feuervogel (17.12.09)
Ich finde du bist ein Dichter der mich zum Lachen bringt, und es gleichzeitig schafft mit Humor auch ganz ernstes witzig verpackt. Ich mag dich sehr gerne lesen, denn du bist erfrischend und schenkst Freude. LG Ela

 plotzn meinte dazu am 18.12.09:
Vielen Dank, Ela. Das höre (bzw. lese) ich natürlich gerne.
Wenn man mit seinem Hobby Andere erfreuen kann, dann ist das nicht das Schlechteste
lg Stefan
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram