Handy (Kommunikationstechnik)

Alltagsgedicht zum Thema Entfremdung

von  Andalp

„Mann, was plagt mich mit einem Mal
ein Fehlgefühl, so nackt und kahl,
was fehlt mir bloß, was hab ich nur?
Ach so, mir fehlt die Armbanduhr.
Und ohne Uhr bin ich doch nur
ein halber Mensch. Ein halber Mensch!

Es drückt auch dort. Was fehlt denn noch?
Ach, ich vergaß mein Telefon.“
„Das Telefon? Das Telefon,
das hat auch eine Uhrfunktion.“
„Uhrfunktion? Mein Telefon?
Ach, klar Mann, ja, das wusst ich schon.

Doch bin ich ohne Telefon
fast gar kein Mensch. Fast gar kein Mensch.
Stell dir mal vor, es will mich wer
grad jetzt anrufen über’s Telefon,
und keiner hört den Klingelton –
der springt doch wohl noch vom Balkon.

Und Armbanduhr muss trotzdem sein,
mag doch das Telefon uhrzeiten.
Sieh doch mal meinen nackten Arm! –
Und Telefon muss auch wohl sein!
Denn wie soll ich sonst sichergehn,
dass meine Uhr tatsächlich richtig geht,

und kann mit keiner Uhr vergleichen,
nicht mal mit der vom Telefon,
und wenn ich hätt mein Telefon,
und wenn ich fänd die Uhrfunktion,
und wenn ich dann vergleichen könnt,
und wenn die Uhr ich stellen tät,

wie, wenn das schicke neue Telefon
in seiner Uhrfunktion nicht richtig geht?
Und wenn es geht, wer garantiert,
dass eins die wahre Zeit anzeigt,
und welches denn, Uhr oder Telefon,
gewinnt den Uhrzeit-Zeigemarathon?

Zur Sicherheit, zur Sicherheit
könnt ich dann einmal bei der Zeit
anrufen, mit dem Telefon,
drum brauch ich gleich mein Telefon,
denn was nützt dessen Uhrfunktion,
wenn keiner da ist, der die checkt?

Was?, Zeit anrufen geht nicht mehr?
Den Service taten sie versenken?
Und wissen alle sogar die Sekunde schon?
Ach Mensch!, ’ne Funkuhr lasse ich mir schenken,
die trage ich mit Armbanduhr und Telefon
in edlem Autfitt vor mir her.

Das gäbe mir perfekte Sicherheit:
Ich im Einklang mit der Zeit,
und was mich ganz besonders stark verbindet:
Dass niemand mich zurückgeblieben findet.
Mich ganzen Mensch.
Mich ganzen Mensch!


Anmerkung von Andalp:

also ENT-Fremdung

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (41)
(28.12.09)
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 Andalp meinte dazu am 01.01.10:
... und dir, einen guten Start gehabt zu haben
(mit dem Lagerfeuer Lena ))

jaah, das handyproblem ist gelöst. übrigens, neulich ertappte ich mich dabei, keine Armbanduhr mehr zu haben--absichtlich verloren. bin jetzt, wegen der Gewohnheit, für Armbandhandys.

Andalp
KoKa (41) antwortete darauf am 01.01.10:
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 Andalp schrieb daraufhin am 01.01.10:
Machen wir eine Firma auf?

LG

Andalp
KoKa (41) äußerte darauf am 01.01.10:
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 Andalp ergänzte dazu am 02.01.10:
Neben einem Namen bedürfte es eines harten Kerns. Meine Tochter signalisiert, es hat schon mehrere Prototypen gegeben...

LG Andalp
KoKa (41) meinte dazu am 02.01.10:
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 Andalp meinte dazu am 02.01.10:
och, die hab ich eigentlich schon verplant. Aber mit den nächsten Millionen könnte man dann vielleicht sogar (aber nur im Höchstfall von Altruismus) anfangen ein paar Schulden abzubezahlen. )

Was willst du denn tun?

LG Andalp
KoKa (41) meinte dazu am 02.01.10:
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 Andalp meinte dazu am 02.01.10:
oh, schön!

Lass es uns versuchen!

(Jetzt muss ich aber erst mal zum Skifahren)

LG

Andalp
Klein-Spinnefix (32) meinte dazu am 07.01.10:
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 Andalp meinte dazu am 07.01.10:
... da waren sie schon drei.

Jedoch, wie erwähnt, noch scheint der entscheidende Dreh zu fehlen: Ein Handy in der Westentasche? Wie groß? Wie schwer?
oder andersrum: wie klein gehts?
Das mit dem Cognac lässt sich hören. Möglicherweise AUS dem Handy, sozusagen neue Zusatzfunktion für Snobs.
Vielleicht sollten wir die Firma damit starten. Mit Handycognac.
Und sei es nur, um das Unwort "Handy" zu vergessen.
LG Andalp
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