Der vergeblicher Versuch einer Schmiedin

Text

von  redangel

dem glück eine form zu geben:

einer meiner ersten Versuche war, dem Schwein Flügel zu schmieden. Damit es eventuell schweben könnte.
Das Resultat ließ sich sehen.
Ich fand es durchaus gelungen, für`s Erste,
was den Anblick betraf.
Aber leider ist ein Schwein weiterhin ein Schwein.
Es bleibt ein Schwein, auch mit Flügeln.
Alles andere sind Fabelwesen. und ich bin nicht abgehoben genug, mich mit Fabelwesen zu begnügen.
Mein Glück sollte Hand und Fuß haben. menschliche Züge.
Folglich also mußte ich umdenken, obwohl auch ein Schwein hat schließlich Kopf.
Sogar Hirn, aber eben ein schweinisches.
Deshalb habe ich versucht, im zweiten Anlauf dem Glück menschliche Züge zu geben, eine menschliche Gestalt.
Ich habe mit dem Kopf angefangen. bin kläglich  an den Augen gescheitert.
Wollte aber unbedingt Augen, nicht nur Höhlen.
Wollte keinen hohlen Kopf.
Wollte einen Mund, einen wandelbaren Mund.
Keinen Dauerlächler, einen sinnlichen. einen manchmal trotzigen und  schöne Lippen auch.
Die zusammen mit den Augen dieses Begehren zeigen können.
Einen Mund der nicht plappert, sondern reden kann,
zärtlich klug.
Noch arbeite ich hart am Prototyp. Mund und Augen sind noch nicht richtig koordiniert.
Alles ist noch ein bißchen sehr steif.
Die Beweglichkeit ist bei Eisenteilen nicht einfach zu bewerkstelligen.
Auf der linken Brustseite habe ich ein eisernes Herz eingesetzt.
Ein mechanisches und mein Glück besitzt auch zwei innere Flügel. Dort , wo die eiserne Lunge liegt.
Das Herz zusammen mit der Lunge ist leider nicht geräuscharm, es rasselt relativ laut.
Daran muß ich noch arbeiten, schlimmstenfalls mich daran gewöhnen. 
Technisch gesehen funktioniert es , zumindest was die Mechanik betrifft.
Mein Glück hat Arme und Beine.
Es ist wohlgeformt. Ich habe mir Mühe gegeben. es ähnelt  einem männlichesn Wesen sehr.
Es ähnelt dem Schwein nicht mehr.
Mein eisernes Glück ist relativ schwer.
Nicht beweglich genug. und ehrlichgesagt, es ist kalt und steif.
Das liegt an seiner Eisernheit.
Es läuft mir nicht weg, genauergesagt es liegt einfach nur da. Den Mechanismus der Beine habe ich bewußt erst einmal ausgespart.
Ich bin kein Techniker, mit Elektronik habe ich zur Zeit wenig im Sinn.
Ich kann mir vorstellen, daß es noch lange dauert, bis ich diese kantigen harten roboterartigen Bewegungen weg programmieren kann.
Und langsam verliere ich die Geduld. Ich glaube ich stelle das Teil erstmal weg,
Auf seinen Podest. und befasse mich mit dem wahren Leben.
Es  ist schwer ein Ideal zu erschaffen, an dem es nichts auszusetzen gibt.
Und Phantasie kann man nicht schmieden, obwohl sie Feuer braucht, das nie ausgehen darf.
Ich weiß nicht, ich glaube ich stehe wieder am Anfang momentan.
Ich werde anfangen mit einem Kettenhemd für mich selbst.
Damit man mich nicht jedesmal treffen kann. meine Verletzlichkeit ist meine Stärke und meine Schwäche zugleich.
Das eiserne Glück ist äußerlich hart, steif, und kalt. Ich bin innerlich sehr weich.

glühend heißes Eisen.


(c) redangel

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