Heckenschützenstadt

Gedicht zum Thema Existenz

von  RainerMScholz

Querschläger
aus dem Himmel
treiben mir das Salz
in die blauen Pupillen.
Das pfeifende Surren
von Stahlmantelgeschossen
gerinnt
in meinem Hirn
zu einer süßen Melodie
vom Schafott
einer neuronalen Missbildung.
Neben meiner zerfledderten Leiche
fallen Menschen
wie vom großen Puppenspieler
losgeschnitten.
Gieriges
groteskes Zuhältergrinsen
rettet
die rotlackierte Lolita
vor dem Fall in die
Schluchten
aus Asphaltkadaverleben
um den Preis
eines Hymen.
Lollipop mit Goldschneidezähnen.
Blendendweißer Großstadtschnee
glitzert im
dreckigen blutigen Sonnenuntergang
aus Schmierölmenstruationen.
Schwarze Nadelstreifenkapuzenmänner
- KamikazeKapitalKannibalismus –
lächeln ein
Gute-Nacht-Blitzen
in vergitterte Kindstotbetten
aus offenen Mündern.
Desillusionierte
X-Generationen
fallen in Trance
beim kreischenden Schnellfeuer
der Neostalinorgeln.

Ein Stacheldrahtleben:
Hier, wo das Ende der Welt beginnt.

Es war eine schöne Zeit,
wenn ich auch nicht weiß,
wann sie enden wird.

Feinde der Sonne
kriechen aus den
Löchern der Nacht.
Ihre Augenkrater
blitzen furchterregend
wie Sterne
aus dem Himmel der Meerjungfrau.

Ein Streifschuss
zerfetzt meinen Arm,
der die Waffe hielt.
Mit links werde ich
verhungern müssen,
alleine
im glühenden
gelben Sand der Arena.
Der unsichtbare Feind
zeichnet auf mein Schulterblatt
ein Fadenkreuz.


Ein Klopfen
an der Tür
beendet mein Gesicht:
Du bist da,
Geliebte,
für immer
mein.

Mein innerer Geheimdienst
liquidiert
mich auf einer
abgeholzten Lichtung
ob meines Verrates
unweit der Stadt.
Mein Tod,
Liebe,
wird nicht
in die Geschichte eingehen.
Noch mein Leben.
Die Straßen schweigen
kreischend lauthals.
Knochenmehl
zerstiebt über den Giebeln,
als ich ging.


© Rainer M. Scholz

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