schritt-weise

Innerer Monolog zum Thema Du und Ich

von  redangel

Zuerst war es nur ein Schrittchen.
Den Fuss vorgesetzt, vor den anderen beim Gehen. Ausgeschritten, einmal lang, dann kurz innegehalten. Nähergetreten, dir.
Das verträgst du nie. Ich weiß es doch.
Man darf dir nie zu nahe sein.
Nie zu nahe kommen.
Denn dann weichst du aus, zur Seite.
Oder du ziehst dich zurück.
Ich weiß es längst.
Doch ich tue ihn immer wieder, einen Schritt zuviel. Stagnation, ich kann sie nicht ertragen.
Deshalb dieser Schritt. Du kannst damit nicht schritthalten.
Beziehungsweise, das willst du nicht.
Nicht im gleichen Tempo mit mir.
Ich beschleunige, du verlangsamst.
Die Beschleunigung, reine Kraftaufwendung.
Es jagt dir Ängste ein.
Genauso, wie Dinge, die ich bei dir versehentlich liegenließ. Du warfst sie weg, wie diese kleine Klangkugel aus Metall.
Du warfst sie absichtlich weg. Du sagst zwar, das hast du nur versehentlich.
Sie weggeworfen, mit den Mandarinenschalen.
Das war schlecht gelogen, du.
Sie hätte geklungen, beim Wegwerfen hätte sie noch geklungen. Du hättest es hören müssen.
Du hast es auch gehört. Es trotzdem getan.
Throwaway. weil du Angst hattest vor meinem Zauber. Du meinst, ich hätte Macht über die Dinge. Aber nicht jeder Zauber ist greifbar.
Lass dir sagen, worin der größte Zauber liegt.
Der größte Zauber steckt in einem starken Willen. ich habe einen sehr starken Willen.
Damit kann ich zaubern ohne Gegenstände zu benutzen.
Die Macht liegt nur im Wollen.
Und nichts kann sie brechen. Keine gekreuzten Finger können es.
Kein Blickabwenden. Kein Fortwerfen von Gegenständen, die ich berührt habe. Es ist alles längst eingebrannt.
Angelangt dort in deinem Kopf, auch anderswo. Dort wo es hinsoll, da ist es.Du zögerst, wenn ich auf dich zugehe.
Es beängstigt dich, wenn der Abstand zwischen uns verringert wird. Dann willst du tausend Schritte Abstand.
Du hast Angst sie verfolgen dich. Meine Schritte überallhin.
Du kreuzt die Arme vor deiner Brust.
Die Haltung: bleib mir vom Leibe. aber vom Leibe,
natürlich nicht.
Das ist wieder etwas anderes.
Das leibliche Wohl geht dir sehrwohl vor.
Du, ich werde keine Schritte mehr unternehmen, hin zu dir.
Keine gewagten Schritte mehr.
Keine verhängnisvollen,auch  keine voreiligen.
Zumindest nahm ich es mir heute fest vor.
Zehn Schritte Abstand, wie du möchtest, ich halte sie.
Ab heute halte ich sie ein. Im Gleichschritt gehen, das werden wir sowieso nie schaffen.
Ich mit meinen Trippelschrittchen. Du mit deinen  Riesenschritten.
Nicht im Entferntesten, oder doch, Ausfallschritte, bezeichnenderweise.
Im Wechselschritt, du meinst den Wechselschritt.
Eins, zwei, drei, vier.
Aber nein, da irrst du dich.
Tango, das wäre mein Schritt gewesen,  leidenschaftliche Schritte.
Aber du tanzt sie nicht, du gehst sie nicht.
Nicht mit mir.
Rückschritte, wieviele Rückschritte nehme ich noch in Kauf?
Das nennen sie also tanzen, taenzeln.
Sie nennen es tanzen, wenn eine Frau Rückschritte macht. Sie finden es völlig normal, dass es so ist. Die Frau diejenige, die es tut.
Weil es eben die norm ist, normal, Normschritte, genau abgezirkelt, nur keine Ausnahmen gemacht.
Immer schön normal bleiben.
Ich hätte so gerne ein paar Fortschritte gemacht.
Bei dir, mit dir oder falls es nicht mehr anders geht, dann weg von dir.
Das habe ich bisher noch nicht gekonnt.
Ich muß es schrittweise üben.
Und ich fürchte, ich muß es erst werden,
ganz langsam,
schritt-
weise.

(c) redangel

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Kommentare zu diesem Text

scalidoro (58)
(09.02.10)
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