Etymologie paradox

Erörterung zum Thema Sprache/ Sprachen

von  loslosch

Lucus a non lucendo (nach Quintilian, 35 n. Chr. bis 96 n. Chr., De institutione oratoria). [Das Wort] Hain stammt vom Nicht-Leuchten ab.

Manche sehen darin eine amüsante Etymologie. Ebenso verkrampft witzig erscheint bellum a nulla re bella (nach Servius; unklar, welcher gemeint ist). So viel wie "Krieg stammt ab von einer Sache, die nicht schön ist". Und noch: Canis a non canendo (Varro, 116 v. Chr. bis 27 v. Chr.). Hund kommt vom Nicht-Singen.

Ohne die Verneinung klingt es witziger: Der Wald heißt so, weil es darinnen hell ist. Der Krieg heißt so, weil er etwas Schönes ist. Der Hund heißt so, weil er singen kann, usf. Goethe, mit viel Sinn für Ironie ausgestattet, hat es zurechtgerückt. Als er die Carmina priapea las und bearbeitete, fand er folgende Schmähworte ("Gib mir"): "Und lateinisch ist mentula leidlich ein Wort. Mentula käme von mens ..." (das männliche Glied käme von Verstand ...). Nur so nimmt das Paradox Gestalt an.

Amüsant auch viele Beispiele einer wuchernden Volksetymologie: Sub omni canone heißt "unter aller Kanone". Eigentlich: Unterhalb jeglicher Richtschnur, Regel. Also so schlecht, dass es sich einer Beurteilung entzieht. Daraus machte die Schülersprache vor langer Zeit ein herzhaftes Wortspiel: Unter aller Kanone (vulgo: unter aller Sau).

Ein weiteres - knappes wie treffendes - Beispiel soll genügen: postum (Nebenform: posthum) heißt heute "nachgelassen, nach dem Tod veröffentlicht". Aus lat. postumus, so viel wie zuletzt geboren, nach dem Tod eintretend. Aus der Nebenform "posthumus" entwickelte die Volksetymologie "post humus", eigentlich "post humum", nach dem Humus eben. Man denke nur an das Exhumieren.

Ein paar etymologische Ausgrabungen.

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (41)
(05.03.10)
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 loslosch meinte dazu am 05.03.10:
Immerhin musste ich einiges notieren, um es hier zu verdichten. Manchmal besteht die Leistung nur darin, Verstreutes zusammenzutragen. Goethes Ironie erscheint mir hochmodern. Was er mit dem pathetischen Schiller bloß hatte! Lothar
Graeculus (69)
(23.07.16)
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 loslosch antwortete darauf am 23.07.16:
wie du siehst, hatte ich 2010 einen treuen leser ...
Graeculus (69) schrieb daraufhin am 26.07.16:
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