Wie werde ich einer Konfliktlage gerecht?

Gedanke zum Thema Genozid

von  Rudolf

Eine Laune der Geschichte will, dass ausgerechnet der Staat Israel ein Konstrukt betreibt, das hässliche Assoziationen an ein Konzentrationslager wecken kann. Autonomiegebiet hört sich natürlich besser an. Das Wort gehört zu einer Reihe staatspolitischer Euphemismen: Umsiedlung statt Vertreibung oder Kollateralschaden statt zivile Kriegstote, zerbombte Kindergärten, ausgebrannte Schulen. Die Meldung, das Autonomiegebiet sei abgeriegelt, stört schon etwas den Schein dieser heilen Welt, in der autonome Menschen, ihren autonomen Zielen nachgehen. Abgeriegelt.

Ob ich mit dem Erwerb des saftigsüßen Apfelsinenstücks, das ich mir gerade genüsslich in den Mund schiebe, Phosphorbomben finanziere, die über den Wohnungen in diesem abgeriegelten Autonomiegebiet abgeladen werden?

In dem Buch “Restiamo Umani” von Vittorio Arrigoni ist beschrieben, wie das israelische Militär die Bewohner des abgeriegelten Autonomiegebietes rund um Gazastadt terrorisiert. Auge um Auge, Zahn um Zahn, Terror um Terror. Bin ich einfach nur Zuschauer? Reichen die 2.000 Kilometer zwischen mir und dem Gazastreifen, dass ich nichts damit zu tun habe? In dem Buch von Arrigoni, wird auf die URL  http://boycottisraeligoods.org verwiesen. Dort sollen Waren gelistet sein, mit deren Kauf man Israel unterstützt. Leider funktioniert der Link nicht. Kontrollieren hier die mit Israel unzerbrechlich verbundenen USA den freien Fluss von Bits und Bytes?

Eine Laune der Geschichte will, dass ausgerechnet ein direkter Nachkomme der Leute, die „Kauft nicht bei Juden“ skandierten, darüber nachdenkt, wie er israelische Waren boykottieren kann, ohne hässliche Assoziationen zu wecken.


Anmerkung von Rudolf:

11.03.11 losloschs Kommentar verarbeitet

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (13.03.10)
Immerhin einfühlsam geschrieben; kein versteckter Rechtsradikalismus, wie man das bei kv in letzter Zeit erleben musste. Die Überschrift klingt mir zu seminarhaft, ja theologisch. Besser wäre ein zusätzliches Wort, zB "einer Konfliktlage" oder ähnliches. Lothar

 Rudolf meinte dazu am 11.03.11:
Bitte schön, erledigt - und danke schön.

Es ist im Grunde nur eines von vielen Beispielen. Darf ich als Pazifist einen verletzten Soldaten pflegen, der anschließend wieder in den Krieg zieht? Darf ich auch nur einen Euro auf meinem Sparbuch haben, solange ich weiß, dass Menschen verhungern? Darf ich Kaffee beim Discounter kaufen, wenn ich weiß, dass der Kaffeebauer nicht genug hat, um seine Kinder zur Schule zu schicken?

Aber Du hast recht, der Leser weiß ja nicht, was ich mir zusammendenke.

 loslosch antwortete darauf am 11.03.11:
Darf ich für den Tierschutzbund spenden, ohne den Kinderschutzbund erheblich stärker zu beschenken? Ich meine, Nein! Lo

 Momo (13.03.10)
Meistens stehts dran – ich habe schon lange keine Paprika mehr gegessen.
Darüber, ob es eine Laune ist, habe ich mir auch schon Gedanken gemacht.

Hat sich bei der Überschrift ein Fehlerteufelchen eingeschlichen oder soll es tatsächlich „werde“ statt „werte“ heißen? Gerechtigkeit ist in diesem Zusammenhang ein schwieriges Thema, bei dem man auf seine Urteilskraft vertrauen sollte.

L.G. Momo

 Rudolf schrieb daraufhin am 14.03.11:
Danke für den Kommentar, ich habe nun losloschs Vorschlag für die Überschrift übernommen, siehe oben.

Recherchiert man etwas im Internet, finden sich eine Menge Informationen über israelische Waren, speziell auch über Waren aus den besetzten Gebieten. Spätestens, wenn israelische Firmen andere Firmen kaufen und ihre Geschäfte unter deren Namen weiter betreiben, wird es allerdings sehr unübersichtlich.
Fremdkoerper (33)
(04.06.10)
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 Rudolf äußerte darauf am 04.06.10:
Inhaltlich scheint mein Text Dir nicht so gut zu gefallen, aber ich stelle fest, dass Du sprachlich die "Laune" aufgreifst.

Danke für die klaren Worte
Rudolf
Jack (33) ergänzte dazu am 06.06.11:
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 Rudolf meinte dazu am 07.06.11:
Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen. (Mt. 18,3)
Jack (33) meinte dazu am 07.06.11:
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 Rudolf meinte dazu am 09.06.11:
... das ist ja praktisch, wenn ich in Zukunft nicht verstehe, wie der Herr unser Gott etwas meint, frage ich einfach Dich. Danke für die Aufklärung. Wollen wir hoffen, dass alle Kinder wissen, dass sie
rein, keusch, unschuldig
und nicht
ignorant-trotzig, unwissend, unkritisch
zu sein haben :-*
Jack (33) meinte dazu am 10.06.11:
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