Gute Miene - böses Spiel (oder: Die Nichtexistenz von 'Leben' und 'Liebe')

Text zum Thema Selbsthass/verletzung/mord

von  ZornDerFinsternis

Liebe – was ist das für ein Gefühl? Fühlt es sich gut an? Schmerzt es? So sehr, wie der Verlust eines Menschen, der einem alles bedeutet? Jemanden lieben – was heißt das? Wie fühlt es sich an – ist es richtig, ist es falsch? Was meint man, wenn man von Liebe spricht? Ein Gefühl, das sich mit Worten nicht beschreiben lässt? Wo wird man sie finden – wird man sie hier, hier auf diesem düsteren Planeten, finden? Wie wird sie uns begegnen – wird sie uns je begegnen? Wie wird sie uns grüßen? Werden wir sie sehen können, wenn sie vor uns stünde? Was würde sie sagen – was würden wir sagen? Wären Worte nicht eine falsche Sprache, für etwas, das man nicht mit Worten allein ausdrücken kann? Wie sieht sie eigentlich aus? Ist sie winzig klein, dass man sie mit bloßem Auge vergeblich suchen würde, wie eine mikroskopisch kleine Nadel, in einem gigantischen Heuhaufen? Wie tief wird die Nacht sein, in der wir uns verlieren, um das wärmende Licht dieser Sache zu finden? Scheint ihr Licht greller; lauter, als das der Dunkelheit? Wie oft kann ein Mensch das Herz eines anderen brechen, ohne Schuld oder Schmerz dabei zu empfinden? Wie viel bedeuten diese großen, magischen drei Worte, in einer Welt, in der nicht einmal das kleinste Bisschen Glück, die Habgier in jedem einzelnen von uns, stillen kann? Macht die Liebe uns zu einem besseren Wesen? Einem anderen, besseren Menschen? Verändert sie uns – oder, verändern wir sie, so, wie wir sie gerne hätten? Ist sie doch nichts anderes, als ein verbitterter Machtkampf zwischen zwei Geschlechtern, einzig, um mit Schmerzen zurückgelassen zu werden? Kann sie wirklich, die noch so größte Ausweglosigkeit erhellen? Dem noch so einsamsten, verzweifelten Menschen, den Glauben an etwas „Gutes“ zurückgeben? Werden diese Flügel kräftig genug sein, gegen den Sturm des Lebens anzufliegen? Uns nahe genug an den Himmel zu tragen; das Gefühl von Sicherheit, Vertrauen und Geborgenheit zu zeigen? Welche Abgründe, werden wir von dort oben, in unseren Seelen sehen, die unseren müden Augen so lange Zeit verborgen blieben? Sag, ist es das wert, jemandem alles von sich anzuvertrauen? So viele Nächte schlaflos zu verweilen, mit unzähligen Tränen im zermürbtem Antlitz? Ist das wirklich dieses Gefühl, nach dem sich die Abermillionen Menschen so sehr sehnen? Wonach sie sich verzehren? Ich für mich, habe festgestellt, dass alles zutrifft. Alles, nur eben nicht das Gute, Schöne, Warme. Dieses Kapitel habe ich im Stillen, mit Tränen im Herzen, abgehakt. Es gibt nichts mehr, wozu es sich zu träumen lohnen würde. Keinen Menschen, der es verdienen würde, für ihn zu sterben. Mit ihm, durch alle Zeit, durch alles Vergangene und Gegenwärtige, zu schreiten. Seine Hand zu halten und seine Tränen zu trocknen. Ihm die Tür zu meinem Herzen zu öffnen; ihm Einlass zu gewähren. Dieses Tor bleibt fest verschlossen. Zu viele Seelen, mit boshafter Absicht, haben es passiert. Kamen mit schwerem Kriegsgerät herangeeilt. Metzelten alle Freudengefühle nieder. Labten sich an ihren blutigen Überresten. Drangen weiter vor, bis ins Innerste. Vergewaltigten auf dem Weg dorthin, meine Träume. Zerfetzten das zarte Lachen einer kindlichen, naiven Hoffnung, auf das Gute im Menschen; eine bessere, schönere Welt. Zurück blieben niedergerissene Muskelfasern, die einst mein Herz hielten. Dem Körper innewohnten und ihn lebhaft machten. Dem Hass der Tyrannen, fiel der Seelenstern zum Opfer. Auch das hauchzart gewebte Wolkendach, aus Erinnerungen und Zukünftigem, haben sie nicht unversehrt zurückgelassen. Nun, nach endlosen Schmerzensjahren, kehrten auch die letzten Märtyrer im Namen der „Liebe“, von ihrem Schlachtzug, in ihre finstere Heimatstätte, zurück. Seit diesen Tagen, kennt dieser Mensch keine Gefühle mehr, die es wert wären, gegeben und empfunden zu werden. Einzig der Hass, den die Eindringlinge hineingeschleppt haben, ist geblieben. An den Trümmern eines Menschenherzen festgekettet. Eisernste Ketten halten alles zurück; unter Verschluss. Die Welt malt keine Farben – nur Schwarz und noch tiefere, bleierne Schmerzen. Was Depressionen bedeuten, habe ich zwar schon in früher Zeit erfahren, doch das Ausmaß dessen, kommt erst nach diesen vielen Jahren, tonnenschwer und mit dreifacher Intensität auf mich zu. Mit einer Gnadenlosigkeit, die mich jeden Tag niederreißt. Der Boden unter diesen Füßen, ist so brüchig, wie die Eisdecke des kleinen Sees, gleich hinter dem Wald, im Frühling. Nur die Sonne, kann nicht mehr zu mir scheinen. Dringt durch dieses finstere Wolkendach, nicht zu mir hindurch. Die Jahreszeiten drücken sich die Klinke in die Hand – kommen und gehen. Frühling und Sommer, ziehen unbemerkt an mir vorüber. Herbst und Winter ebenso. Das schon seit vielen, endlosen Jahren. Jeder weitere Tag, hier unten, bedeutet Leid. Ausweglosigkeit. Und dieses Gefühl, wertlos zu sein, es begleitet mich. Jeden Tag. Zu jeder Stunde. In jedem Augenblick. Die Nächte sind kurz und die Träume leer. Der Spiegel zeigt mir ein Bild, das ich nicht (mehr) sehen will. Einen Menschen, der mir so fremd und leblos vorkommt. Der keine Hoffnungen, Träume und Ziele mehr hat – vielleicht, auch noch nie gehabt hat. Was der nächste Tag bringen wird, ist keine Ungewissheit mehr. Ich hatte 18 dreiviertel Jahre lang Zeit dazu, zu sehen, was mit jedem Weiteren, auf mich zurollt. Flucht, bis heute aussichtslos. Die Flügel, die das Leben mir mitgab, haben nie den Willen besessen, mir friedvolle, liebliche Orte und Landschaften zu zeigen. Der einzige Hoffnungstraum, der mir verblieben ist, ist der, diesen Ort, den ihr Leben und ich, Hölle nenne, endlich zu verlassen. Zu lieben, gibt es hier nichts, und auch niemanden, mehr. Fehlen werde ich nicht – die Welt hat mich über 18 Jahre hinweg nicht bemerkt; wahrgenommen. Vielleicht zeugt dieser letzte Weg endlich von der Entschlossenheit; dem eisernen Willen, der mir immer fehlte. Eventuell, wird so, irgendjemandem klar werden, dass ich doch gewesen bin; existiert habe. Wenn auch, im Schatten eures Lichts, dem Glanz eurer Freude und dem Strahlen eurer stählernen Herzen. Was auch immer geschehen wird, wenn ich diese Pforten zur Anderswelt passiert habe, ist mir egal. Es kann einfach nicht schlimmer sein, als hier, noch 18 oder 30 weitere Jahre, zu verweilen. Kämpft eure Schlacht weiter. Ich habe meine vom ersten Moment meines Lebens, verloren. Mit ihr, die Menschen, die ich geliebt habe.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram