Ost/BahnhofWest

Essay zum Thema Psyche

von  Anifarap

Auf dem Blumenkübbel kippeln die Füsse. In ihren Augen lesen Fremde, die von Lidl kommen und von
Rossmann und von minimal und auch aus'm Sexshop kommen. Sie kommen alle.

Sie steht auf dem Kübel am Ostbahnhof. Und denkt in die Leere.

~Der heutige Tag gestaltet sich frostig. Die Menschen bleiben trotzdem emsige Bienen, aber im Kopf
verfliegen sie sich ständig. Der Ermüdungsgrad bei minus zehn Grad ist natürlich höher als bei Dingen im Sommer. Ich wünschte, ich hätte diesen Teil meines Weges schon hinter mir. Will wissen, was die 'List der Vernunft' mit unseren Wenigkeiten zu tuen pflegt, wenn wir ohne Kenntnis durch's Leben stolpern.
Pech, sag ich wohl nur, aber denken kann ich nur anders über Leben und Tod, die wie Sonne ohne Ego und ohne Liebe-nicht- sind.
Detailisierte Nachfrage.
Amen.~

Ein Mann spricht sie an: 'Bist du obdachlos?'
Sie schüttelt den Kopf, sagt: 'Ja...'

~Nachtrag: Vielleicht leben alle am Bahnhof aneinander vorbei! Vielleicht aber auch, sind Bahnhöfe mit so vielen Momentbegegnungen gefüllt, dass sie Menschen wie mich anzieht- Vielleicht erzwingt man auch die Verlorenheit im Äußeren mit dem Inneren in Einklang zu bringen.~

Sie springt vom Blumenkübel herunter. Lächelt dem Mann zu. Und wandert schlendernd nach Westen aus.


Anmerkung von Anifarap:

Veröffentlicht am 23.02.2006, 1 mal überarbeitet (letzte Änderung am 23.02.2006).
Sie haben diesen Text am 30.10.2006, 08:29 ...

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