Die Mutter ist tot.
Vor zweieinhalb Wochen,
einige Tage nach seinem Geburtstag,
kam der Donnerschlag per Telefon.
Doch seinen Tag der Geburt,
diesen "vergaß" sie regelmäßig,
Jahr für Jahr.
Keinen Anruf, keine Karte,
einfach Stille, als ob er nicht existieren würde...
In ihrem Herzen
verdrängte oder eliminierte sie
ihm gegenüber
das Gefühl einer Mutter,
doch sie war die Frau,
die ihn das Licht der Welt erblicken ließ.
Mutter = einzigartig,
ohne sie hätte es keine Geburt, kein Leben
und somit keinen Sohn gegeben.
Auch wenn sie ihn als Baby
körperlich fast verhungern ließ,
und sein Herz lange um ihre Liebe kämpfte,
und er kein Wasser und keine Wärme
für das Saatkorn der Liebe von ihr erhielt,
so war sie doch seine Mutter.
Jede Chance, die sie von ihm erhielt,
konnte sie nicht oder wollte sie nicht nutzen.
Ihr "Kind", was sie wirklich liebte,
trug den Namen Alkohol,
ihre drei Kinder in ihrem Herzen
wirkten dagegen eher namenslos.
Er hätter ihr verziehen,
wenn sie nur einmal
seine ausgestreckte Hand ergriffen,
sein Herz sanft-wärmend berührt hätte.
Zu spät...Sie ist tot...
Und er lebt...
Das innere Kind, der kleine Junge von einst, weint,
der Erwachsene spürt kaum etwas,
es erscheint alles so unwirklich,
Selbstschutz!? Vielleicht...
Es kam nie zu einer Mutter-Sohn-Vebindung,
es existierte nie ein festes und unzerstörbares
Band von Herz zu Herz.
Der Alkohol, ihr "Liebling"
wurde zur unüberwindbaren Mauer,
einer steinernen Grenze,
die sie mit Hilfe des Promillewahnsinns baute.
Eines Tages wird er an ihrem Grab stehen,
mit ihr reden, und ihr vielleicht eine
"Ich-verzeih-dir-Rose" aufs Beet legen...
Vielleicht...
Offene Fragen stürzen in den Untergrund,
Antworten bleiben
für immer im Niemandsland verschollen.
Zu spät für ein "Warum"...
Die Mutter ist tot...
"Mutter",
für ihn ein Wort mit einem fremdartigen Klang...
Doch sie war seine Mutter,
und eine zweite wird es nicht geben...
Und morgen ist Muttertag...
April 2010
Jörg S.
