Bekenntnisse eines Economic Hit Man

Dokumentation zum Thema Gesellschaftskritik

von  Momo

Als ich gestern einen Bericht in der Presse las über den Bestechungsvorwurf gegenüber dem Verhandlungsführer der Internationalen Walfangtagung in Agadir durch Japan, erinnerte ich mich eines Artikels über ein ähnliches Thema, den ich einmal vor längerer Zeit las und der mich empörte.

Economic Hit Man sind Leute, die weltweit Länder im Auftrag meist amerikanischer Firmen um zigmilliarden Dollar betrügen, indem sie den Machthabern von Drittweltländern von Infrastrukturprojekten überzeugen, die sie sich eigentlich nicht leisten können und die sie nicht brauchen.
Diese hochintelligenten, gut bezahlten Wirtschaftskiller präsentieren dazu geschönte Studien, die den Ländern ein enormes Wirtschaftswachstum und Wohlstand prophezeit, wenn sie hier einen Staudamm, dort einen Flughafen, hier eine Schnellstraße bauen würden. Die einzige Bedingung ist, dass die Bauaufträge größtenteils an amerikanische Firmen vergeben werden.

Wenn sich die Regierungen auf diesen Deal einlassen, sitzen sie in der Schuldenfalle und befinden sich in Abhängigkeit amerikanischer Firmen.
„Ein Mafiaboss sagt: „Deine Tochter will heiraten! Hier hast du 50 000 Dollar, um ein richtig schönes Fest auszurichten.“ Er weiß, dass du das nie zurückzahlen kannst. Also kommt er ein paar Monate später zu dir und sagt: „Du schuldest mir noch was. Ich gebe dir noch ein wenig Zeit, wenn du mir einen kleinen Gefallen tust, dann …“ Und wir sagen irgendwann zu den betroffenen Machthabern: „Die Schuld ist immer noch nicht beglichen, aber vielleicht könntet ihr uns einen Gefallen tun …“

Auf diese Art und Weise erhielten Energiekonzerne Zugang zu Ölvorkommen, bekam das US-Militär Stützpunkte auf fremdem Boden, wurden der amerikanischen Regierung Hoheitsrecht über den Panamakanal zugesichert.
Je korrupter ein Regime, desto erfolgreicher sind die mafiosen Methoden, bei denen auch Schmiergelder fließen und mit Sex geködert wird.

Die angewandten Methoden sind weder illegal noch ungesetzlich, sie verstoßen nur gegen alle Regeln des Anstands und gegen alle Werte, die in den USA gepredigt werden.

John Perkins berichtet von zwei Präsidenten, Omar Torrijos, Präsident von Panama und Jaime Roldós, Präsident von Ecuador, die seinen Verführungskünsten widerstanden, weil sie ernsthaft etwas für ihr Land tun wollten. Torrijos wollte die Kontrolle über den Panamakanal nicht aufgeben, Roldós lehnte sich gegen US-amerikanische Ölkonzerne auf. Beide starben 1981 innerhalb weniger Wochen bei mysteriösen Flugzeugabstürzen. „Da wurde mir klar: Weil wir Economic Hit Men nicht erfolgreich gewesen waren, waren die „Schakale“ gekommen, echte Killer, vom CIA oder anderen Spezialeinheiten ausgebildet.“

John Perkins hat heute eine Non-Profit-Organisation gegründet, Dream Change, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Amazonasgebiet zu schützen. „Ich habe geholfen, ganze Länder zu ruinieren“, sagt er, „jetzt will ich diese Welt zu einer besseren machen. … Es gibt heute viel mehr Economic Hit Men als damals, ich schätze, das geht locker in die Hunderttausende. Und sie arbeiten heute weniger für amerikanische Interessen, sondern in erster Linie für etwas, was ich Korporatokratie nenne – eine Weltherrschaft der Konzerne …“.


Anmerkung von Momo:

Bestechung und Korruption führt zu irrationalen Handlungen, Unterdrückung und Abhängigkeiten.
Eine Erklärung dafür, warum nicht Vernunft, sondern Geld die Welt regiert.

Gespräch mit John Perkins, „Ich habe ganze Länder ruiniert“, FR 02.07.05
„Bekenntnisse eines Economic Hit Man“, Diemann Verlag

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (23.06.10)
Diese Kritik ist berechtigt. Leider habe ich wenig Hoffnung auf Änderung. LG

 Momo meinte dazu am 23.06.10:
Wenn Reaktion die Handlung ablöst, wird’s bedenklich.

Liebe Grüße, Momo

 DanceWith1Life (23.06.10)
Auch wenn es fast lächerlich erscheint, im Anblick der Zustände auf diesem unseren wunderbaren Planeten. lasse ich mal diesen Link hier, denn ich bin der Auffassung, viele kleine Schritte können etwas bewegen, auch wenn es nach "nichts" ausschaut.
  WALFANG: ENTSCHEIDUNG IN 72 STUNDEN

An die Mitglieder der Internationalen Walfangkommission:
Als Bürger aus der ganzen Welt fordern wir Sie auf, das Verbot kommerziellen Walfangs als zentrale politische Aufgabe der Internationalen Walfangkommission, in ihrem Streben nach der Erhaltung von Walen, beizubehalten.

Deinen Text habe ich mit grossem, nicht nachlassenden Interesse zu Ende gelesen gelesen.

 Momo antwortete darauf am 23.06.10:
Ganz sicher nicht lächerlich.
Find ich toll, dass du diesen Llink gesetzt hast. Ist doch irgendwie tröstlich, wenn man sieht, wie viele Menschen sich erheben und versuchen, sich zu wehren, wenn es auch manchmal aussichtslos erscheint.

Danke dir und
liebe Grüße, Momo
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