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Geschichte zum Thema Trauer/Traurigkeit

von  Lala

Eines Tages holte mich Karlotta unter meiner Lieblingsdecke aus einer Ecke ihres Kinderzimmers hervor, um mit mir Kaffeekranz zu spielen. Bislang hatte sie das mit Leidenschaft getan. Ich schlüpfte dann in die Rolle ihrer Freundinnen und neuerdings auch Freunde und sie stellte mir Fragen, wie: ob ich glaube, dass der oder die sie wirklich toll oder eine echte beste Freundin sei. Nicht selten war ich überfordert, weil ich keinen Überblick über ihre Bekanntschaften, Sehnsüchte und Liebeleien hatte. Ich antwortete so vage, wie es ging bei den Möglichkeiten, ja oder nein, rechter Arm oder linken Arm rauf und runter. In letzter Zeit hatte ich gar nicht mehr geantwortet oder so lange gewartet, bis sie ärgerlich eine andere Frage stellte oder ein unverfänglicheres Thema aufgriff, wie ob mir der Kaffee oder die Torte auch so super schmecke?

An diesem Tag war ich sehr irritiert, denn dieses Mal saß am Spieltisch ein weiterer Pappkamerad wie ich.
Karlotta hatte an ihrem Kränzchen schon immer auch andere Puppen platziert. Die Tatsache aber, dass die neue Puppe in etwa so groß wie ich war, sich bewegen und obendrein sogar noch Töne von sich gab, die nur Karlotta zu verstehen schien, irritierte mich sehr. So sehr, dass ich eingeschnappt und aggressiv reagierte. Ich war eine Spaßbremse im Café Karlotta und strafte sie mit Missachtung, wenn sie mir aus virtuellen Kannen nachschenken oder ein Stück Erdbeertorte reichen wollte. Meine Eifersucht steigerte sich noch, als ich entdeckte, dass mein Nebenbuhler einen Bart hatte, einen Hut trug und sein Körper mehrfarbig war. Verzweiflung verspürte ich, als ich begriff, dass mein Gegenüber, dasselbe Label trug wie ich: Geobra Brandstätter beziehungsweise: Mann aus Zirndorf.

Karlotta indessen hofierte den Bartträger. Sie kicherte, wenn er mit ihr zu sprechen schien, schenkte ihm ein, reichte nach, errötete sogar und strafte mich mit bösen Blicken, weil ich  verweigerte, mich anzubiedern. Ich vertraute auf Karlottas guten Geschmack.

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