Sie kam und nahm dich zu sich...

Text zum Thema Tod

von  Strange-glow-in-the-sky

Die Schneeflocken,
die in dieser Nacht vom Himmel fielen
wuschen meine Fingerabdrücke von deinem Fenster.
Du warst nicht da,
am letzten Tag des Jahres.
Ich zog los, streifte einsam durch die Nacht, um dich zu suchen.
Ich musste dich finden.
Der eisige Wind zerrte an meiner Haut,
als ich durch den Wald lief.
Und ich schrie.
Schrie! Schrie! Schrie!
Ich schrie deinen Namen in den Himmel.
Meine Lunge drohte bereits zu bersten und meine tauben Füße trugen mich nur schwer, in dieser grausamen Nacht, die mich umgab.
Der Mond schien silbrig trüb und tauchte die Zweige in dichten Nebel.
Alles Leben schien hier ausgehaucht,
nur ich rannte als dunkle Gestalt mit blutigen Lippen durch den weißen Schnee,
der sich wie eine schützende Decke auf das Unterholz legte.
Hier und da wurde der sternenverhangene Nachthimmel mit einem bunten Strahlen erleuchtet und sogleich wieder in die Finsternis gezogen.
Die Tränen in meinen Augen nahmen mir meine Sicht
und bildeten glitzernde Kristalle, als sie auf meine Wangen fielen.
Meine Beine trugen mich schon lange nicht mehr,
als ich schließlich auf die Kniee fiel und liegenblieb.
Meine Augen geschlossen.
Wieder fiel der eisige Schnee in dieser Nacht,
und zog sich über mein Haupt.
Die Flocken deckten mich zu, während ich tiefer darin versank.
Irgendwann vernahm ich ein Leuchten
und ich wusste nicht woher es stammte.
Plötzlich sah ich ihn und wollte zu ihm laufen.
Aber meine Beine trugen mich keinen Zentimeter weiter.
Dort lag er, wie ein Kind in den Armen einer Frau mit weißen Gewändern.
Sie beugte sich über ihn und gab ihm einen Kuss auf die toten Lippen.
Ich wollte abermals schreien.
Doch mein Mund blieb stumm.
Die Frau trug ihn fort,
viel weiter in den dunklen Wald hinein.
Nur einige Sekunden später sah ich wieder dieses Leuchten
und von einem Moment auf den anderen war wieder alles schwarz.
Mein gesamter Körper war gelähmt.
Ich konnte nicht einmal mehr meine Lider bewegen,
um zu zwinkern.
Ich konnte einfach gar nichts mehr wahrnehmen,
war völlig regungslos und unfähig.
Sie hat ihn mir nie wieder gebracht,
er ist nie wieder gekommen und ich bin nie wieder aufgewacht...

Einige Tage später fand man meine Leiche.
Meine milchigen Augen starrten immer noch in den Himmel.
Und auf meinem leblosen Körper stand mit Blut geschrieben:
Gebt ihn mir wieder zurück...


Anmerkung von Strange-glow-in-the-sky:

... eigentlich sollte dieses Gedicht eine andere Wendung nehmen,
doch beim Schreiben kam es dann zu diesem Ausgang.

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Kommentare zu diesem Text


 Thal (18.08.22, 06:57)
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