Selbst und Gesellschaft

Essay zum Thema Abstraktes

von  KayGanahl

1. Wir dürfen nicht nur über uns nachdenken, sondern wir müssen es – und zwar so oft wie möglich. Intelligente Reflektionen über das eigene Leben erobern hoffentlich unser Bewusstsein, füllen es mit Sinn.
Gehen wir nun auf das Folgende ein: Um unser Selbst voll zur Geltung kommen zu lassen, was wir ja unbedingt wollen, muss das Bewusstsein über unser Selbst gut entwickelt sein. Und wenn das so ist, können wir als Individuen zur vollen geistigen und auch sozialen Entfaltung kommen, somit hoffentlich erfolgreich in alle sozialen Lebensbereiche eintreten.

2. Dies können wir wahrhaftig tun wie jemand, der die Welt nimmt, wie sie ist. Wir sind dabei, wenn es optimal läuft, ganz wir selbst, -erobern nicht nur das Selbst, sondern mit diesem Selbst die Welt, jedenfalls das Wahrnehmen und Verstehen dieser Welt. Das soziale Umfeld kann uns dabei – sozialpsychologisch gesehen - nur begrenzt Schaden zufügen, weil das stabile Bewusstsein über unser Selbst die verschiedensten Anfechtungen gut verarbeitet. Diese Anfechtungen sind unvermeidbar. Im stabilen Bewusstsein über unser Selbst (starkes Selbstbewusstsein) kann sich jede als reife Persönlichkeit zu bezeichnende Persönlichkeit auch und gerade des eher Umstrittenen und Unverstandenen, des Unvollkommenen und des Geheimnisvollen im Leben versichern – auf dieses Geheimnisvolle als eines besonders großen Reizes direkt zugehen, es anpacken. Das offenbart möglicherweise weitere individuelle Entwicklungsmöglichkeiten. Das Leben ist eine Offenbarung, wenn es in diesem Sinne intelligent, innovativ und kreativ – auch egoistisch - gelebt wird.

3. Aber Entwicklung kann nicht nur die Entwicklung eines Einzelnen sein, es geht gleichermaßen immer auch um die Gesellschaft, in der wir leben. Wo wir stehen, da stehen auch Mitmenschen mit ihren vielen verschiedenen Befindlichkeiten, Meinungen, Neigungen, Begabungen, Fähigkeiten und Interessen. Ihnen aus dem subjektiven Denken und Meinen heraus positiv zu begegnen, auch ihre Interessen als Interessen des Ganzen anzuerkennen, ist nicht immer einfach.
Indem dafür in der Gesellschaft allgemein Akzeptanz erzeugt wird, schafft es schließlich der wahrhaft Selbst-Bewusste, sich selbst und die anderen zum guten Ganzen zu bringen. Man könnte von einer angestrebten positiven Gemeinschaft sprechen, die schon jetzt Zukunft ist, weil sie Zukunft in sich trägt, - und individuelle Entwicklung muss in eins gehen mit der gesellschaftlichen Entwicklung. Das genaue Wozu und das genaue Wohin der ganzen Gesellschaft mit ihrer Ordnung sind zunächst wohl noch ein Geheimnis. Jedenfalls kann ein Mensch es als Geheimnis begreifen.

4. Was jetzt? Ich bekenne mich zu meinem Selbst, auch zu den Mitmenschen und zu dem, was schließlich in der fernen Zukunft konkret-faktisch in Vollendung erreichbar ist. Es ist ein auch und gerade durch politisches Denken und Handeln Mögliches! Dieses subjektive, aufrichtige Bekennen ist sehr wichtig, denn es fordert alles von einem Menschen und fördert in ihm eine Art Parteilichkeit für die Zukunft im Verbund mit den vielen Mitmenschen, die ja doch alle Einzelne sind.
Es ist so, der Mensch mit einer reifen Persönlichkeit, unabhängigem kritischem Denken und Handeln entscheidet selbst, ergreift Initiative, wird aber nicht untergehen können, weil er auf keinen Fall sozial isoliert ist. - Sogar das Irreale wird wegen seiner riesigen Phantasiepotenziale besonders bedacht, obwohl es das Gegenteil des Realen (der Realität) und des vernünftigen, realitätsbezogenen Denkens und Handelns ist.

5. Die Zukunft als eine große Möglichkeit des sowohl auf der individuellen als auch auf der gesellschaftlichen Ebene in jeder Hinsicht wesentlich Verbesserten (als eines Vollendbaren – späterhin Vollendeten) wird auch durch die Aufweisung dessen, was jeweils sozial gegensätzlich ist, kenntlich gemacht. Diese Kenntlichmachung ist nicht zuletzt wichtig zur Verdeutlichung des faktisch Möglichen im Kampf um die Entwicklung des Selbst, zumal um die Identität des Individuums. Die (Herrschafts- ) Verhältnisse in der gesellschaftlichen Realität wenden sich allerdings häufig gegen diese Entwicklung.
Unter anderem heißt das: Es gibt den gesellschaftlichen Schein. Dieser ist etwas über die faktischen gesellschaftlichen Verhältnisse Hinwegtäuschendes. Als solcher darf er nicht geleugnet werden. Er hat also sehr viel zu bedeuten hinsichtlich der kritischen Fakten in der aktuellen Gesellschaft, die er (als Hinwegtäuschendes) wesentlich verdeckt. Als so Verstandenes, nämlich destruktiv-gesellschaftlich, ist er glücklicherweise nicht identisch mit der gesellschaftliche Realität!


Kay Ganahl
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