An einem Sonntag

Lyrischer Prosatext zum Thema Allzu Menschliches

von  Horst

Die Kirchenglocken meiner Heimatstadt klingen leise in meinen empfindlichen Ohren. Es ist wieder einmal Sonntag, ein Sonntag, der verschlafen seinen Nimbus als arbeitsfreien Tag in Anspruch nimmt, der so still daher kommt wie eine große weiße Wolke am klaren Himmel zieht. Leuchten die klaren Augen der Kinder, an diesen Sonntagen bald mehr als an anderen Tagen, so vernimmt man ihren kindlichen Spieltrieb an allerlei Orten lebhaft und ungebrochen, als würde es auf Erden nichts Schöneres als jenes Schauspiel zu bewundern geben und auch die Mütter und ihre Brut, an diesen Sonntagen, voller Eifer und Glückseligkeit in ihrem Mutterschoß zu beben scheinen.

Die Kinder mit ihren neugierigen Augen, die vieles entdecken wollen, welches die Erwachsenen nicht mehr zu kennen scheinen, die auf der Suche nach allem Neuem, überall ihre kleinen Köpfe hinein stecken wollen, was aber auch schon mal weh tun kann und auf der Suche nach kindlicher Erkenntnis sind. Das Schreien der Kinder ist jetzt gut zu hören, so gut zu hören, dass es den Erwachsenen manchmal auch in der Ohren weh tun kann. Aber die Mütter versuchen dann wie die Feuerwehr die Tränen ihrer Schützlinge energisch zu trösten, welches nicht immer gleich gelingt, aber die Kleinen so schnell sie sich auch aufgeregt haben, doch rasch wieder zu bändigen sind.

Ein Windzug erfasst leicht unangenehm mein müdes Gesicht. Ein Rascheln der Blätter ist entfernt wahrzunehmen, aber ich sehe keinen dieser scheuen Eichhörnchen die Bäume wie einen Blitz hinauf schießen, es bleibt aber dieser seichte Wind, der sorgsam hin und wieder um meine Ohren kreist. Es ist ja Sonntag und wenn die berufstätigen Eltern heute, sich erholen wollen von den anstrengenden Arbeitstagen, aber Kinder haben und eine Familie sind, ihre Kinder meistens schon früh am Morgen besonders munter und agil, dem stillen Sonntag, die Flamme stehlen und die Eltern von dem früh morgendlichen Geschrei ihrer Liebsten nicht unbedingt erfreut sind. So müssen die Eltern ihren leicht morgendlichen Schlaf nun beenden, weil ihre Kinder bereits in ihr Schlafzimmer eingedrungen sind und mit Pauken und Trompeten und mit spitzem Geschrei einen Höllenlärm verursachen. Ihre Eltern jedoch, noch halb verschlafen in ihren Betten verweilend, aber alsbald langsam munter werdend, denn ihre Kinder, die das Schlafgemach ihrer Eltern längst erobert haben, lassen ihre Eltern in ihrer schlafenden Absicht an diesem Sonntag nicht länger gewähren, so dass sie verärgert aufstehen müssen, wo sie doch so gerne hätten weiter schlafen wollen. So steigen die Eltern dann im Nachtgewandt, säuerlich und mit schlechter Laune aus den Betten an diesem Sonntag und die Kleinen toben bereits rege um Vaters und Mutters Beine, mit kindlicher Vorfreude, welches die Eltern an diesem Sonntag, wohl noch alles Schöne, mit ihnen vorhaben würden.

© Wilhelm Westerkamp, März 2011

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