Zacharias Bretzelburgs wundersame Antenne

Text zum Thema Weihnachten

von  Lala

VII.

Die ersten zwei Wochen nach dem Einschalten der Antenne, änderte sich in Bretzelburgs Leben nichts. Kein Stück. Im Gegenteil: Zacharias hatte wieder volles Vertrauen zu Zacharias gefunden und keine Angst mehr alleine mit Zacharias auf dem Sofa zu sitzen. Er fand in eine Normalität zurück, die vor den Tagen der dunklen Mattscheibe geherrscht hatte. Frau Silberstein? Blieb in ihrer Wohnung und Zacharias trank Kakao. Der Fernseher lief besser, sein Kopfkino war schriller, alles war besser denn je. Er konnte einschalten was er wollte und jedes Programm war ein großes Fernsehabenteuer.

Pepe schaute nach dem ersten gemeinsamen Fernsehabend fast täglich herein. Einmal brachte er einen seiner Kollegen mit. Er nannte ihn Mario und Mario hatte irgendein anderes Gerät dabei, um das Fernsehbild aufzuzeichnen.

„Zach, das wird sie umhauen, Das wird uns berühmt machen.“, murmelte Pepe, während Mario, der sich eine geschlagene Stunde lang nicht bewegt hatte, als er das Bretzelburger Abendprogramm zum erstenmal gesehen hatte, eine Art Laptop anschloss und das Programm aufzeichnete.
Zach dachte nur: „Wen meint Pepe mit ‚sie’ und warum spricht er von ‚wir’?“ Aber letztlich war es ihm auch egal, denn er hatte ja was er wollte: Ruhe, Fernsehen, Unterhaltung und Kakao. Fehlte was? Nein, er, Zacharias Bretzelburg, er hatte wieder alles beisammen – im Gegensatz zu Frau Silberstein, der ja immer was zu fehlen schien. „Hatte ihr heute nicht auch wieder etwas gefehlt?“ dachte Zach und versuchte sich an seine letzte Begegnung mit Natascha zu erinnern. „Vielleicht hatte sie auch heute geklingelt. Vielleicht aber auch nicht. Egal. Hektisch und unorganisiert, das ist sie.“, schloss Zach seine Gedanken ab, nippte an der Tasse
und genoss die Unterhaltung, ohne sich von Pepe und Mario stören zu lassen.

Am Ende des Abends, als Mario und Pepe wieder weg waren, war es ihm doch etwas unheimlich geworden. Begonnen hatte es, als Mario beim Weggehen heimlich zu Pepe bemerkte, dass ihn die Typen im Fernsehen eher an Aliens, statt an seine Zukunft erinnern würden und manchmal hätte er das Gefühl gehabt, die „Typen“ hätten ihn angesehen, so als ob sie ihn sehen könnten. Da hatte Zach eine Gänsehaut bekommen. Denn einmal, spät nachts, als er vor dem Fernseher eingeschlafen war, war es ihm widerfahren, als er erwachte, dass die „Typen“ im Fernseher sein Bild, sein Schnarchen abgebildet hätten und – er war ja kein Fachmann für Futurologie oder Alienologie – irgendwie dabei waren, sich über ihn lustig zu machen. Aber als er dann, richtig aufgeschreckt durch diese Wahrnehmung, sehr schnell, sehr wach geworden war, hatten die „Typen“ ihrerseits wieder ihr geniales „DopeTV“ – wie Mario es nannte - am laufen und er, Zach, war blitzschnell wieder in einer Welt versunken, in der alles viel geschmeidiger, cooler, souveräner, extravaganter, hipper kurzum: saustark und volle Fresse beneidenswert war.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram