Laura

Erzählung zum Thema Andere Welten

von  Erdenreiter

Laura träumt, plötzlich wird sie durch ein Geräusch aus ihrem Schlaf gerissen,
schweißgebadet sitzt sie senkrecht im Bett, sie schläft schon seit Wochen nicht mehr durch.
In solchen Momenten hat sie immer Panikattacken, weiß aber nicht warum.
Ängstlich legt sie sich wieder hin, die Nachttischlampe ist immer an,
in der Dunkelheit schläft sie schön länger nicht mehr, sie fürchtet sich im Dunkeln,
das erzählt sie aber keinem, es ist ihr peinlich, sie ist ja schließlich kein Kind mehr.
Doch diesmal ist es anders, die Furcht wird immer größer,
eine schlimme Vorahnung überkommt sie, zitternd hört sie, wie ihr Herz rast.
Ihr Bett fängt leicht an zu vibrieren, ein blaues Licht durchströmt ihr Schlafzimmer,
schockiert zuckt sie zusammen, sie kann sich nicht mehr bewegen und ihr Herz bleibt stehen.
Mit weit aufgerissenen Augen, sieht sie etwas, ist jemand in meinem Schlafzimmer?
Plötzlich wacht sie wieder auf, was ist nur mit mir los, habe ich geträumt?
Das Ganze verdrängt sie recht schnell, es war wohl doch alles nur ein Traum.
Die nächsten Tage schläft sie erstaunlich gut, den Vorfall hat sie schon wieder vergessen.
Es vergehen die Wochen und alles scheint normal, nur beim Morgendlichen blick in den Spiegel,
stellt sie fest, dass sie immer dicker wird, noch das kleinste Fettpolster wird argwöhnisch beäugt.
Nachdem weitere Zeit vergangen ist, hat sie ein richtiges Bäuchlein,
ihr Anblick macht ihr immer mehr zu schaffen und morgens muss sie sich oft übergeben.
Als sie eines morgens aufwacht, ist ihr Unterkörper ganz warm,
sie reißt die Bettdecke weg und sieht große Mengen von Blut an sich kleben.
Panisch rennt sie zum Badezimmer und wischt sich erst mal das rote Nass vom Körper,
beim blick in den Spiegel, stellt sie fest, dass ihr kleiner Bauch verschwunden ist.
Zu keinem klaren Gedanken mehr fähig, sitzt sie unter Heulkrämpfen auf dem Boden …
Monate später liegt Laura in ihrem Bett, ließt ein Buch, ist gerade dabei langsam einzuschlafen,
plötzlich geht das Licht aus, die Glühbirne ihrer Nachttischlampe flackerte kurz und erlosch.
Panisch stolpert sie Richtung Türe, neben der sich ein Lichtschalter befindet,
als sie den Schalter umlegt, glühen die drei Glühbirnen der Deckenlampe durch.
Im gleichen Moment wird ihr Schlafzimmer mit blauen Licht durchflutet,
sie kann sich nicht mehr bewegen, unter panischer Angst rast ihr Herz wie wild.
Ganz langsam kommen zwei kleinere Wesen durch die Wand ihres Schlafzimmers,
sie laufen so langsam auf sie zu, mit ihren großen Augen, ihren dünnen Ärmchen und Beinchen,
dass es ihr ewig vorkommt, sie ist außer sich vor Angst.
Fürchte dich nicht, ertönt es laut und mit tiefer Stimme in ihrem Kopf.
Eines der Wesen berührt sie an der Stirn, die Angst ist weg, wie in Trance folgt sie den Wesen,
sie laufen gemeinsam durch die Wand ihres Schlafzimmers und gehen in ihren Garten,
direkt auf einen blauen Lichtkegel zu, der von einem Flugobjekt ausgeht.
Dieses hängt wie fest gewurzelt am Himmel, als sie im Lichtkegel stehen,
gleiten sie langsam nach oben, Laura verliert das Bewusstsein.
Als sie aufwacht, liegt sie in einem weißen runden Raum auf einem Tisch,
sieben dieser Wesen stehen beobachtend um sie herum.
Wir haben deine Angst ausgeschaltet, folge uns, dröhnt es in ihrem Kopf.
Laura steigt von dem Tisch und folgt den Wesen, eine Türe öffnet sich zu einem weiteren Raum.
In diesem Raum sind dutzende Babys zu sehen, einige scheinen fast nicht mehr zu leben,
auch scheinen es Kreuzungen zu sein, halb Mensch, halb diese merkwürdigen Wesen.
Wir verstehen nicht, warum die Babys alle sterben, wir geben ihnen alle Nährstoffe,
die ihre Körper benötigen, trotzdem werden sie nicht überleben, ertönt die grauenhafte Stimme.
Eines der Wesen holt ein Baby aus einem Brutkasten, nimmt es auf seinen Arm und geht zu ihr.
Nimm es, Laura zögert, sie findet es abstoßend, nimm es, hört sie erneut,
es ist dein Kind, es stirbt sonst, schockiert nimmt sie es auf ihrem Arm.
Die Wesen scheinen aufgeregt zu sein, sie beobachten alles ganz genau.
Laura bekommt Mitleid mit dem Baby, und wiegt es zärtlich auf ihrem Arm,
es lacht sogar kurz auf, was bei den Wesen für Unruhe sorgt.
Eines dieser Wesen hält eine technische Apparatur in seiner Hand,
die anderen kommen aufgeregt zu ihm, sie scheinen sich zu unterhalten, aber Laura hört nichts.
Mach das nochmal, los, Laura versteht nicht, wie es gemeint ist, los, mach weiter,
ich verstehe nicht, was ihr von mir wollt, denkt sie vor sich hin.
Das, was du gerade gemacht hast, mach es nochmal, antwortet ihr die Stimme.
Laura wiegt es liebevoll auf ihrem Arm, fängt langsam an zu verstehen.
Die Wesen sind ganz aufgeregt, scheinen aber nicht zu verstehen, was hier vor sich geht.
Ein Baby braucht liebe, sonst stirbt es, erklärt sie ihnen.
Liebe, Emotionen, so etwas kennen wir nicht, sollen wir ihr es zeigen?
Nach einem kurzen Moment, kommt eines der Wesen auf sie zu, legt seine Hand an ihre Stirn,
Laura sieht Bilder eines Planeten, auf dem kein Sonnenlicht scheint, sie erfährt,
wie bei diesen Wesen im Laufe ihrer Geschichte ihre Emotionen immer mehr verkümmerten,
den letzten Rest haben sie sich schließlich selber weg gezüchtet,
sie dachten es wäre besser so, erkannten nicht, dass sie dadurch ihren Emotionalkörper zerstörten.
Dies führte in ihrer Entwicklung in eine Sackgasse, ja, sie standen sogar vor ihrem Ende.
Als der Fehler erkannt wurde, suchten sie, für Menschliche Verhältnisse,
verzweifelt nach anderen geeigneten Lebewesen im Multiversum.
Dimensionale Bereiche, in der die Dualität sehr groß ist, schien ihnen als erfolgversprechendsten,
so fanden sie schließlich die Menschen der Erde, ein Ort im Multiversum,
der fast wie kein anderer Emotionen in großer tiefe und Bandbreite ermöglicht.
Laura braucht erst mal einige Minuten, um das gesehene und gezeigte zu verarbeiten,
als sie sich wieder gesammelt hat, hört sie, wir haben dreihundert Babys gezüchtet,
hilfst du uns bei unserem Vorhaben, ansonsten werden alle sterben, auch dein Kind …
Zwei Jahre später erscheint ein blauer Lichtkegel in einem Garten auf dem Planeten Erde,
in diesem gleitet eine Frau langsam zu Boden.
In den weiten des Multiversums, in den Dunkelwelten, in denen keine Sonne scheint,
steht ein kleineres Wesen, mit nicht ganz so dünnen Ärmchen und Beinchen,
dem zwei Tränen das Gesicht runter laufen, diese sammelt es in einen kleinen Behälter ein,
den er und die seiner Art als Anhänger ständig um den Hals tragen,
denn es gibt dort nichts, keine Diamanten, kein Gold, das so kostbar ist, wie eine geweinte Träne.

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Kommentare zu diesem Text

SigrunAl-Badri (52)
(27.04.11)
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