Das Experiment: beruhigt Geld?

Kurzprosa zum Thema Geld

von  pentz

Das Experiment: Beruhigt Geld?

Man hört und liest es jetzt überall: Geld macht zwar nicht gerade glücklich, beruhigt aber die Nerven. Ich kann nicht behaupten, ich sei nervös, aber ich wollte es einmal ausprobieren, ob ich damit entspannter und ausgeglichener werde. Wie dieser Philosoph, Thales von Milet, hieß er, der schnell zu Geld kam, um zu beweisen, dass für Philosophen Geld zu scheffeln null problemo darstellt, ging ich daran, Geld zu verdienen. Zuerst lustlos, wie bei einem philosophischen Experiment halt, wo man nicht weiß, soll man oder soll man letztendlich nicht? Leider bin ich weder ein großer Philosoph, noch geborener Kaufmann und schon einmal vorneweg gesagt, nur langsam stapelten sich die Geldscheine auf meinem Tisch, bildlich gesprochen. Immerhin wuchs der Geldbetrag an. Das gab mir Mut, so dass ich mich endgültig ins Zeug legte und es wissen wollte. Ich war so gespannt darauf, ob, wenn ich nun zu viel Geld gekommen wäre, auch tatsächlich beruhigter in den Tag hineinleben würde.
„Wenn“ - Damit zeigte sich schon die erste Hürde. Es war weiß der Himmel gar nicht so leicht einmal, möglichst schnell zu Geld zu kommen. Im Schneckentempo ging’s voran - würde ich den Tag noch erleben, fragte ich mich oftmals bange geworden?
Damit stellte sich zwangsläufig das zweite Problem ein. Wie konnte ich den Prozess schließlich beschleunigen, schnell zu Geld zu kommen? Ich machte mich kundig und stieß auf so viele Wenn und Abers, dass mir noch banger zumute wurde. Die Gefahr war groß, bei der vermeintlich akzelerierenden Akkumulation, so hieß das nun einmal, über Stolpersteine zu fallen. Ein Weg war zwar zum Beispiel „anlegen“. Wenn nun der Anleger, dem man das Geld für sich anlegen ließ, Pleite ging oder damit ins Ausland floh, dann stand man plötzlich mit überhaupt nichts mehr da. Nein, das Risiko war mir zu groß.
Wie aber dann?
Ehrlich gesagt, ich konnte dieses Problem nicht lösen. Stattdessen malochte ich rein, was das Zeug hielt, um zu Geld zu kommen. Bei dem zwangsläufig auftretenden Stress dabei, war ich nahe daran, mein Ziel aufzugeben, weil mir immer wieder der Sinn des Ganzen verloren ging. Wozu lebte ich überhaupt? Warum mache ich mir das Leben nur so schwer? Ach genau, meines quasi-philosophischen Experimentes wegen. Na gut, weiter!
Mit der Anhäufung dieser, dieser bunten Blättchen da – sie merken, immer wieder stellt sich mir eindringlich die Sinnfrage – stellte sich bald das dritte Problem ein. Wie konnte ich mich vor einem vermeintlichen Raub desselben schützen? Ich meine, theoretisch doch möglich, das ein verzweifelter Verbrecher sich in meiner Wohnung verirrte und auf der Suche nach Porzellan oder sonstigem verhökerbaren Gutes auch auf diese bunten Blüten stieß. Was dann? Dann würde das Unterste nach Oben gekehrt werden, wie einmal bei einem Einfall von einem Frettchen bei mir zuhause. Ich erkannte meine eigene Wohnung nicht mehr.
Nun, wie es zu lesen steht, muss man sein Guthaben verteilen, Risikostreuung ist der technische Terminus. Diesen Ausdruck kennt bestimmt der letzte, armselige Strolch und macht sich dann darüber, die Wohnung, das Mobiliar, die Mauern, einfach alles auf den Kopf zu stellen, kurzum, dies steht nun einmal fest, er würde keine Ritze auslassen und keinen Stein über den anderen lassen.
Das erste, was einem in den Sinn kommt, wenn schon Einbruch, dann dem Fremdling das Leben so schwer wie möglich machen! Was dient dazu am besten? Natürlich, ein möglichst einbruchsicheres, eisernes Gestell, damit er sich die Finger daran abrechen möge beim Öffnen. Nun, dafür hat die Welt bereits mit einem Standard-Gerät gesorgt, nämlich etwas, was man mit Tresor bezeichnet.
Im ersten Moment eigentlich ganz vernünftig, denkt man: ein Tresor muss her.
Was aber einen solchen Strolch anbelangt, würde dies aber solch ein Gerät nicht stören. Kriegte er es nicht auf, so nähme er es kurzerhand unter Arm mit.
Das bedeutete, es war mit dem Kauf eines Tresor nicht getan, es musste auch ein ziemlich großes Loch in die Mauer gebohrt und gehämmert werden, worin man den Tresor dingfest machen konnte. Tresorkosten, Handwerkersalär, Materialaufwand – mein Vermögen schwand erneut. Aber andere machten es ja genauso. Ja, die hatten leider ein paar mehr Millionen auf der Kante wie du Emporkömmling, schilt ich mich.
Hm, wie machen es die, die wirklich rasant schnell ganz reich werden? Natürlich, sagte mir mein theoretisch geschulter Geist: anders. Exakt, du, der du dich als Quasi-Philosoph verstehst, betrittst unbefahrene Wege zum Ziel.
Soweit die Theorie.
Nunmehr zur Praxis.
Es hieß zwar, Problem erkannt, Problem gebannt, aber leicht war das nicht. Oder war das ein singuläres Problem hier, die Ausnahme von der Regel sozusagen? Wahrscheinlich nicht.
Okay, nun, Geist angestrengt, der die Welt durchdringe...
Natürlich, es war so leicht! Wenn Sie es nicht weitersagen, sage ich es Ihnen, wie ich es angefangen und noch immer dabei bin zu machen. Aber bitte, Hand aufs Herz! Pst! - Erinnern Sie sich nach an Tschernobyl? Genau, was war denn da wieder? Der eine weiß es aus dem Geschichtsunterricht, hoffe ich, für den anderen ist es lebende Erinnerung. Und was war der Effekt des Reaktorunglücks Tausende von Meilen weg von hierzulande. Nein, nicht, Abschalten der Reaktoren. Nein, das meine ich nicht. Die Geigenzähler erfreuten sich einer großen Nachfrage! Genau! Und heute, jetzt, gegenwärtig. Richtig: Fukushima. Das Geschäft boomt, versichere ich ihnen.
Nun, dieses Problem wäre gelöst, einem stahlsicheren Tresor stünde nichts mehr im Wege, natürlich auch nicht seinem Einbau in die festen Grundmauern. Aber, möglicherweise, ja wahrscheinlich sogar, hat das Ganze irgendwo einen Haken, argwöhnte ich, als ich endlich die Bündel von Scheinen auf meinem Balkontisch unter dem Einfall der warmen Sonnenstrahlen aufgestapelt vor mir sehen sah und gönnerhaft den Rauch meiner Zigarillo darüber hinwegwehte -  das raucht man, wenn man viel Geld hat. - Warum? Fragen Sie mich nicht. (Sehr symbolisch übrigens: Rauch und Geld!)
Okay, überlegte ich! Das ging irgendwie zu schnell: So schnell so leicht zu so viel zu Geld zu kommen. Wo war der Haken? Das war kinderleicht, und wenn alle, wie die Medien behaupten, davon schwärmen zu Geld zu kommen, um wenn auch nicht glücklich, so doch beruhigt in den Tag hineinleben zu können, dann würden es ja alle tun, zumindest fast alle. Vielleicht nur die etwas Klügeren, aber das dürften schon sehr viele sein. So für so klug hielt ich mich wahrhaftig nicht.
Wo war die Fußangel?
Ein starker, schmerzender Verdacht ergriff Raum in meinem Hirn: höchstwahrscheinlich war die Einbruchsrate höher als der Öffentlichkeit bekannt gegeben? Hm, klang sehr unwahrscheinlich. Aber trotzdem, wie lange musste mein Geld vor Dieben sicher sein? Wie hoch war meine Lebenserwartung, wie groß die Einbruchsrate, und diese mit meinen noch verbliebenen Lebensjahren dividiert, ergab die Sicherheit (oder den Wert), dass ich wie wahrscheinlich meines Ruhekissen beraubt werden würde? Und dann? Dann würde ich womöglich nicht mehr die Möglichkeiten, die Kräfte, die Zeit haben, schnell wieder zu Geld zu kommen.
Die Vorstellung versetzte mich und tut es noch immer, in Panik. Ich musste mein Geld besser schützen als andere, damit der Beraubungsquotient geringer wurde, wenn auch nicht todsicher – ich nahm einen tiefen Zug von meiner Havanna.
Nach langem Überlegen kaum ich auf des Rätsels Lösung.
Nun fühle ich mich sicher, einigermaßen wenigstens, momentan halt.
Sie wollen wissen, wo ich mein Geld aufbewahrt habe?
Lach mich krumm. Sie werden verstehen, dass ich das nicht jedermann einflüstern kann, oder?
Genau, es reicht schon, dass ich es hier publik gemacht habe, zu den Millionären zu zählen. Jeden Moment erwarte ich den Dieb. Mein Eitelkeit ist Schuld, ich weiß. Ich bin nun einmal kein großer Philosoph, wie ich eingangs schon sagte.
Wäre ich einer, würde ich deswegen nicht die geringsten Zweifel hegen und die Schilderung dieses meines Experimentes nicht tun.
Aber, na ja, wie ich schon sagte.
Wenngleich...
Verflixt...

Cut/Schluss/Vorhang

Ausgangsfrage: Beruhigt Geld?
Antwort: Nein. Nur dann, wenn man bereit ist, es wieder loszuwerden!

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (06.05.11)
Viel, absolut viel zu v iele (rhetorische) Fragen, das macht den Text kaputt und hat mich letztendlich davon abgehalten, eine Empfehlung auszusprechen!
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