Seine Exzellenz Wurstigkeit

Glosse zum Thema Worte

von  loslosch

Nescio, quid mihi magis farcimen[tum] esset. (Otto von Bismarck-Schönhausen, 1815 bis 1898; vom Fürsten höchstselbst nachlatinisiert). Ich weiß nicht, was mir mehr wurst (auch: wurscht) wäre.

Der Meisterdiplomat und spätere Reichskanzler war bekannt und gefürchtet für seinen Wortwitz. Erst 1888, als der dumpfsinnige Kaiser Wilhelm II. als 29-jähriger das Zepter übernahm, verlor er seinen Einfluss und Wagemut. Den Wortwitz nie. Der wurstige Ausspruch stammt aus dem Jahr 1871, nach dem erfolgreichen Abschluss des deutsch-französischen Krieges, gesprochen in Paris vor der Kaiserkrönung von König Wilhelm I. von Preußen. Gefragt, welchen Titel der neue deutsche Kaiser tragen solle (Kaiser von Deutschland, Kaiser der Deutschen, Deutscher Kaiser), reagierte der Reichskanzler, nach dem lateinischen Ausdruck für Wurst (farcimen) suchend, etwas ungehalten - siehe oben. Es war ihm schnuppe, so wie der Wurst, die nicht weiß, von welcher Seite sie lieber angeschnitten werden soll.

Ganz schön mutig, der Reichskanzler, so kurz vor der Inthronisation; denn er wusste, dass dem künftigen Kaiser die genaue Benennung des Titels wichtig war (Wunschbezeichnung: Kaiser von Deutschland; Ergebnis: Deutscher Kaiser).


Anmerkung von loslosch:

Der Eiserne Kanzler war innenpolitisch ein Stockkonservativer. Außenpolitisch eher weitsichtig, gemessen an seinen Chefs Wilhelm Eins und Zwei. Sein Wortwitz war beträchtlich:  Man lese und staune

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Kommentare zu diesem Text

Nimbus (35)
(19.06.11)
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 loslosch meinte dazu am 19.06.11:
... und schicken ein paar Schiffe in die ...größte Flotte hinaus ...

Es gab da die kaiserliche Hochrüstungs-Flottenpolitik. Der vom Geblüt (nicht Gemüt!) halbe Brite Wilhelm Zwo zauste seine "lieben" Verwandten auf der Insel am Bart. Hätte Fürst Otto nie gemacht. Mitauslöser des Weltkriegs I, wo es auch um die Wurst ging: Wer ist auf den Weltmeeren der Größte.

Lieben Gruß rüber zur anderen Flussseite. Lothar
Nimbus (35) antwortete darauf am 19.06.11:
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magenta (65)
(19.06.11)
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 loslosch schrieb daraufhin am 19.06.11:
Zwei "Angestelltinnen" hätte ich schon mal. Den Link gelesen? Dort wird der Unterschied zwischen Essen und Speisen erklärt. Lothar

 princess äußerte darauf am 19.06.11:
Nachlatinisierer
Hiemit verleihe ich euch feierlich den ersten Platz im kv-Businessplan-Wettbewerb 2011! Nur das mit der Ich-AG wird nicht hinhauen, die Förderung gibt's schon seit 2006 nicht mehr. Aber ihr habt sicher eine andere pfiffige Idee. Oder eine der beiden Angestelltinnen. Liebe Grüße, Ira

 loslosch ergänzte dazu am 19.06.11:
Momentan sinds 3 Angestelltinnen und 1 Angestellter. Nachfolgende müssen sich anstellen und sollen sich nicht so anstellen. Lothar

 EkkehartMittelberg (19.06.11)
Auf mich wirkt die von Bismarck latinisierte Redensart nicht mehr so wurschtig, fast elegant. Aber das war natürtlich beabsichtigt.
Ekki

 loslosch meinte dazu am 19.06.11:
Schon den Link gelesen, Ekki? Die Geschichte vom Gesandten/ Geschickten kennst Du sicher schon. Die vom Speisen/ Essen auch? Lothar (gratias ago)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.06.11:
Der geschickte Gesandte meldet gehorsamst: "Links jenossen." Darauf Bismarc k: "Wenn die rechts werden, beginnt das Paradies auf Erden."
Ekki
(Antwort korrigiert am 19.06.2011)

 loslosch meinte dazu am 19.06.11:
Du bist Literaturapostel und jetzt auf einmal Historiker, Ekki. Meinte Otto die Sozen? :) Lo
(Antwort korrigiert am 19.06.2011)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.06.11:
Meinte er. Der Spruch ist natürlich nur ein fiktives Spielchen.
Ekki

 loslosch meinte dazu am 19.06.11:
Klar. Jetzt sehens auch die anderen deutlicher: "Links jenossen" usw. ist feine Parodie. Das kannst Du zu meiner Überraschung also auch, Ekki. Lo
Graeculus (69)
(25.07.17)
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 loslosch meinte dazu am 25.07.17:
leider klappt der link in der anmerkung nicht mehr. damals fand ich die sprüche und auch das zitat leicht. einfach den otto googeln.
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