Mathematik und Poesie

Sonett zum Thema Schönheit/ Schönes

von  EkkehartMittelberg

Die Poesie lässt manche Fragen schweben
und schenkt der Fantasie des Lesers Schwingen,
sie will ihn nicht zu einer Lösung zwingen,
ist offen, vielgestaltig  wie das Leben.

Versuche mathematisch feste Wege,
die von der Logik vorgezeichnet sind:
Gefühlsverhaftet bist und bleibst du blind,
du findest niemals ihre schmalen Stege.

Verbunden wären sie ein feines Paar,
das zeugt’ von wundervoller Lebensfülle,
die ganzes Menschsein zur Entfaltung bringt.

Die eine bis zur Lösung rein und klar,
geheimnisvoll ist stets der andern Hülle,
von beider Schönheit selten Dichtung singt.

© Ekkehart Mittelberg, September 2011


Anmerkung von EkkehartMittelberg:

Anmerkung: Enni gewidmet

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Kommentare zu diesem Text


 ViktorVanHynthersin (16.09.11)
Ich habe einen guten Freund. Er und seine Frau sind Prof. Dr. der Mathematik. Beide sind sehr belesen und so gehört auch moderne Lyrik zu ihrem "täglich Brot". Dein Gedicht, lieber Ekkehart, würde auch ihnen sehr gut gefallen. Mir gefällt es ausgezeichnet.
Herzlichst
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.09.11:
Lieber Viktor, das, was du über die Professoren der Mathematik schreibst, war der wesentliche Anstoß für meine Gedicht. Auch ich kenne einige stille, aber kompetente Liebhaber der Poesie unter Mathematikern. Auch die Liebe von "Poeten" zur Mathematik ist nicht selten. Nur ist deren mathematische Kompetenz meistens bescheiden. Aber ich denke, die wechselseitige Anerkennung/Hochschätzung ist das Entscheidende.
Herzlichen Dank und liebe Grüße
Ekki
Jack (33)
(16.09.11)
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 star antwortete darauf am 16.09.11:
Das Mathe und Musik verwandt sind, pfeift ja nun der letzte Spatz vom Dach. Aber Bach und ein bisschen "kann durchaus ... Ist er nicht zu faul, zu unstet?" zeugt von Unknenntnis, ja Ahnungslosigkeit. Beim Fahrradfahren und Kant bleiben!
Jack (33) schrieb daraufhin am 16.09.11:
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 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 16.09.11:
Lieber Jack, mir geht es nicht darum, ob ein Poet ein (guter) Mathematiker sein kann (das ist er wohl nur sehr selten), sondern ob er die im Vergleich zur Poesie klare Welt der Mathematik als Gegenwelt schätzt, auch obwohl er oder weil er ein Stümper auf diesem Gebiet ist. - Ich vermute, dass du mit dem Verweis auf faule, unstete Poeten ein bisschen provozieren wolltest. Das Klischee war ja schon im Sturm und Drang mehr Koketterie als Tatsache.
Ekki
Jack (33) ergänzte dazu am 16.09.11:
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 loslosch meinte dazu am 16.09.11:
meine starke verb-eugung. lo

 star meinte dazu am 17.09.11:
star redet auch viel, wenn der tag lang ist

 star meinte dazu am 17.09.11:
ich bin übrigens mathematisch begabter musiker (geht eh nich anders) und kein oder lausiger poet
Jack (33) meinte dazu am 17.09.11:
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 star meinte dazu am 17.09.11:
es kommt vor, das sind dann meistens die, die man - abwegig von "geschmack" - respektieren kann.

 irakulani (16.09.11)
Eine mutige Verbindung, dein ungewöhnliches Paar, lieber Ekki. Aber wie im Leben so oft: Gegensätze können sich durchaus anziehen, besser noch ergänzen; vorausgesetzt beide Seiten erkennen gegenseitig die Unterschiedlichkeit an.

Beides hat seinen Platz im Leben und meine Bewunderung gilt denen, die sowohl dem einen wie dem anderen rechnung tragen können.
Ein herrliches Gedicht, das vom Inhalt her ein gewagter Denkansatz ist, finde ich.

Bin sehr gespannt, auf weitere Kommentare.

Herzliche Grüße, lieber Ekki, der du immer wieder zu überraschen verstehst,
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.09.11:
Vielen Dank, Ira, du hast hervorragend auf den Punkt gebracht, was ich anders auszudrücken versuchte.
Liebe Grüße
Ekki

 star (16.09.11)
Da hat der Dichter sich ja einiges vorgenommen ;) Gut umgesetzt. Die letzte Strophe (ja, da gibt es noch einen fachbegriff) zeigt dann, klug, dass die begriffe (manchmal) austauschbar sind.
grusstar

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.09.11:
Ja, vielen Dank Star, die Fälle der Austauschbarkeit sind selten, aber hochinteressant.
LG
Ekki
Skandia (43)
(16.09.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.09.11:
Liebe Silke, schön, das Beispiel von Pythagoras und Stockhausen. Ich denke freilich, dass die Poesie sich sehr oft der Genauigkeit gar nicht annähern will, dass sie die semantische Polyvalenz sucht.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Ekki

 AZU20 (16.09.11)
Es schließt sich wohl aus, auch wenn manche Menschen beides betreiben. LG

 loslosch meinte dazu am 16.09.11:
wohl dann nicht, wenn die poesie ins rein piktogrammartige abdriftet. und dann gefällt sie (mir) nicht. es gibt natürlich die eleganz/ schönheit einer mathematischen lösung auch. lo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.09.11:
Danke, Du hast recht, Armin, aber gerade weil Poesie und Mathematik sich weitgehend ausschließen, ziehen sich die Gegensätze an. Man kann sich im Wechsel "entspannen" und wieder für die andere Schönheit öffnen.
LG
Ekki
Nimbus (35)
(16.09.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.09.11:
Ja, vielen Dank, Heike, die Grenzbereiche, in denen sich Mathematik und Poesie annähern, sind hoch interessant. Aber solange die Poesie nicht völlig logisch und die Mathematik nicht irrational/surreal wird, bewahrt eine jede die ihr eigentümliche Schönheit. Wären Grenzüberschreitungen alltäglich, würde man ihrer bald überdrüssig.
Herzliche Grüße
Ekki

 Peer (16.09.11)
Man hätte auch "Verstand/Logik und Gefühl" titeln können. Hermann Hesse hat das ja in seinem Narziß und Goldmund beschrieben und viele andere Literaten in ihren Werken. Schöne, tiefsinnige Zeilen.
LG Peer

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.09.11:
Ja, Peer, diese Gegenüberstellung ist des Nachdenkens wert. Doch kann man wohl eher die Mathematik auf Verstand und Logik reduzieren als die Poesie nur auf Gefühl. Letztere ist immer mehrdimensional, außer sie ist misslungen.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ekki

 loslosch (16.09.11)
das thema hatte mich schon früher beschäftigt, lieber ekki. in einem meiner mathematisch erklärenden gedichte heißt es zum schluss:

... Die Welt der Zahl ist groß und mächtiger
Als Sprache, sie hingegen prächtiger.

ein bisschen eigenwerbung halt. ein schwieriges thema, von dir sehr gut kondensiert. lothar

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.09.11:
Eines von deinen vier Lehrgedichten zum Thema, "Mathematische Poesie:FAKULTÄT". Es ist faszinierend und, soweit ich sehe, Neuland. Ich kann es nur empfehlen.
Deine Schlusszeilen, richtig gelesen, zeigen deine Wertschätzung, sowohl der Mathematik als auch der Poesie.
Vielen Dank für diesen besonderen Hinweis
Ekki

 moonlighting (16.09.11)
Lieber Ekki,
Poesie und Mathematik für mich eine durchaus harmonische Verbindung.


LG
Moonlight

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.09.11:
Vielen Dank, Moonlighting, auch für mich sind sie ein feines Paar.
Liebe Grüße
Ekki
KoKa (43)
(16.09.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.09.11:
Vielen Dank, John, dass du mir und meinem Sonett so viel Zeit gewidmet hast. Es ist wirklich nicht leicht, bei so vielen Kommentaren etwas Originelles zu schreiben, so wie der Begriff "Mapoe". Der prägt sich sicher ein.
Ekki
supernova (51)
(16.09.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.09.11:
Zwei Superzitate, Bea. Ich kannte sie nicht. Ganz herzlichen Dank und liebe Grüße
Ekki
supernova (51) meinte dazu am 16.09.11:
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 Tintenklexe (16.09.11)
Lieber Ekki, - Poesie die Wahrheit die in Schönheit wohnt - ein wie ich finde schönes Zitat von Robert Gilfillan , passend zu deinem ganz tollen Sonett. ( da mußte ich grad ans zählen denken und deinen Tipp.-)
Mit ganz lieben Grüßen
Gabi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.09.11:
O ja, Gabi, das ist ein sehr schönes passendes Zitat. Herzlichen Dank und liebe Grüße
Ekki
SigrunAl-Badri (52)
(17.09.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.09.11:
Liebe Sigrun, du erwähnst nur die Mathematiker, die sich zur Poesie hingezogen fühlen und nicht die Poeten, für die Mathematik attraktiv ist. Ich weiß nicht genau, warum tatsächlich erstere in der Überzahl sind. Meine Vermutung ist, dass die Mathematik für Dilettanten höhere Barrieren aufbaut als die Poesie.
Mathematik manchmal unlogisch? Ich glaube es nicht. Aber vielleicht haben wir bei kv einen Experten, der das beantworten kann.
Herzlichen Dank für deinen interessanten Kommentar und liebe Grüße
Ekki

 loslosch meinte dazu am 17.09.11:
denk jetzt bloß nicht an einen experten, ekki. ich habe sooo gelacht über den satz

... Meine Vermutung ist, dass die Mathematik für Dilettanten höhere Barrieren aufbaut als die Poesie ... )) lo
SigrunAl-Badri (52) meinte dazu am 17.09.11:
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Dolphilia (48)
(18.09.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.09.11:
Vielen Dank, Dolphilia. Mathematisierung der Poesie, Poetisierung der Mathematik, so möchte ich mein Gedicht nicht verstanden wissen. Jede von beiden soll ihre Schönheit unverfälscht behalten, aber im Zusammenwirken binden sie die besten Kräfte des Menschen.
Ekki
Regentrude (52)
(03.11.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.11:
Mir geht es auch so, Trude, dass ich die Schönheit von Mathematik mit zunehmendem Alter immer mehr schätze.
Neu und wichtig ist für mich, dass ein so kluger kopf wie Hoimar von Ditfurth über den Zusammenhang von Mathematik und Poesie nachgedacht hat.
Radikantin, da fällt mir als Korrespondenz eine Zeile von "Ich ging im Walde so für mich hin" ein. Du weißt sicher, was ich meine.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ekki

 Regina (27.12.14)
Mathematik ist unbestechllich und letzten Endes steckt sie auch in der Sprache.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.12.14:
Danke, Regina, so ist es.

 Enni (16.11.20)
Lieber Ekki,

ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Mir gewidmet?
Es ist ein sehr schönes und wahres Sonett und auch handwerklich prima.
Du hast genau das gespiegelt, was auch ich denke und empfinde.
Beide können sich ergänzen, es gibt sogar Untersuchungen darüber und Mathematik wurde sogar für das Erarbeiten von Gedichtstrukturen genutzt.
Das Schreiben, besonders die Lyrik, war bei mir zuerst da, seit Kindertagen. Die Liebe zur mathematik kam später, aber sie hat mich geerdet, mich gelehrt, dass auch die Poesie nicht völlig strukturlos im Raum stehen sollte - und sie hat mir meine grenzen aufgezeigt, wenn ich in literarischen Höhenflügen schwebte.

Und es ist bekannt, dass z.B. Goethe und auch Kafka der mathematik sehr zugetan waren.

In diesem Sinne danke ich dir herzlich und sage
"Chapeau" für dein Sonett.
Lieben Gruß
Enni

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.11.20:
Merci, Enni, ich freue mich sehr, dass dir das Gedicht gefällt.
Liebe Grüße
Ekki
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