Fröhliche Herbstgedanken

Sonett zum Thema Vergänglichkeit

von  EkkehartMittelberg

Wenn die ersten Blätter leise fallen,
denken viele an Vergänglichkeit,
Kranichschreie, und es rennt die Zeit,
deren Schritte unaufhörlich hallen.

Ich lass dennoch meinen Drachen steigen,
laufe munter durch den bunten Wald,
grau die Haare, doch das Herz nicht alt.
Immer weiter geht des Lebens Reigen.

In der Schale liegen frische Früchte,
auf gedecktem Tisch steht junger Wein,
Sterben und Vergehen sind nur Schein,

ewger Tod, Verdammnis nur Gerüchte,
glaub nicht Ammenmärchen, Höllenpein!
Asche wird einst eine Rose sein.

© Ekkehart Mittelberg, September 2011

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (23.09.11)
satirisch - ebenso real. aus der asche steigt wie phoenix wieder die rose. panta rhei. lothar

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.09.11:
Genau, Lothar, das "panta rhei" war mein Motiv. Vielen Dank
Ekki
Nimbus (35)
(23.09.11)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 23.09.11:
Ja, Heike, so möchte ich das Gedicht verstanden wissen.Vielen Dank und liebe Grüße
Ekki

 Didi.Costaire (23.09.11)
Hallo Ekki,
der alte Genießer lässt seinen Drachen steigen, und dann kommen die frischen Früchte ins Spiel...
Davon träumt so mancher.
Liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 23.09.11:
Schmunzel, Dirk, ich freue mich über jeden, der mitträumt. Den Drachen, die frische Früchte und den jungen Wein gibt es ja nicht nur symbolisch.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ekki

 Lluviagata (23.09.11)
Dein Wort in Gottes Gehörgang- was mich dereinst betrifft.

Sauber! ♥

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 23.09.11:
Da habe ich nicht die geringsten Bedenken, Andrea. Es geht doch nur um die Rosensorte. Meine Lieblingsrose ist "gloria dei". Verschwenderische Blüte und sehr feiner Duft. Vielen Dank und optimistische Grüße
Ekki

 Isaban (23.09.11)
Lieber Ekki,

der Text würde meiner Meinung nach gewinnen, wenn ihm mit der Inversionin der ersten Strophe (V4) ein ganzes Stück Verstaubtheit genommen würde. Man könnte sie ganz leicht durch "deren Schritte stetig hallen" umgehen. So erschließt sich dem Leser auch der Satzzusammenhang V3/4 (mal abgesehen von den Kranichschreien, die ich ehrlich gesagt im Vergänglichkeitsbild trotz des Wissens um das Zugvogeldasein nicht richtig unterbringen kann) viel schneller.

Am Ende des ersten Terzettes würde ich eventuell keinen Punkt, sondern ein Komma setzen, der Satz geht doch sichtlich im zweiten Terzett noch weiter.

Mit der letzten Strophe hadere ich sehr. Nicht etwa, dass sich mir der Inhalt nicht erschlösse, es ist der (in diesem Falle hauptsächlich durch die Elision in V1 entstehende) veraltete Sprachgebrauch, der mich in dem ansonsten zeitlosen Text stört. Wir leben im 21. Jahrhundert und Sprache wandelt sich nun mal - wir sprechen ganz schlichtweg nicht mehr so. Wie wäre es da zum Beispiel, wenn es nach dem Komma hinter "Schein" im letzten Vers von S3 ganz einfach aufzählend weiterginge?

Nur als Beispiel:

... Ewigkeit, Verdammnis nur Gerüchte;
du glaubst doch wohl nicht an die Höllenpein?
Wo Asche war, wird einst die Rose sein.

Liebe Grüße,

Sabine

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 23.09.11:
Besten Dank für die Mühe, die du dir mit den Veränderungsvorschlägen gemacht hast, Isaban. Ich habe lange gezögert, ob ich deinen Vorschlag für V, 4 übernehmen sollte; denn meine Version lässt mehr Raum für unterschiedliche Assoziationen. Ich habe es schließlich doch getan, aber es muss ein Fünfheber sein, deswegen habe ich das "unaufhörlich" eingefügt.
Die Aversion gegen Inversionen und deren Deutung als verstaubt kann ich nicht nachvollziehen. Inversionen in Maßen sind meines Erachtens eher ein Zeichen für lebendige Sprache.
Bei "Ewger Tod" (V,1) bleibt es, denn das will ich sagen, nicht "Ewigkeit". V,2 möchte ich bis auf das gestrichene (') auch nicht ändern, denn dann entfielen die "Ammenmärchen".
Liebe Grüße
Ekki

 Georg Maria Wilke (23.09.11)
Es sind schöne Bilder, Bilder des Lebens und der Vergänglichkeit und ihre Überwindung?, da nur Schein? - leichte Weh-mut begleitet . Viele Fragen, die sich in deinem Sonett stellen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.09.11:
Lieber Georg Maria, es freut den Autor, wenn sein Gedicht viele Fragen aufwirft.
Mit Dank und lieben Grüßen
Ekki
chichi† (80)
(23.09.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.09.11:
Ich weiß, Gerda, mein Gedicht muss als Ausdruck von Hoffnung erscheinen. Ich selbst hoffe gar nicht so viel; ich bin von der optimistischen Aussage einfach überzeugt.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ekki

 AZU20 (23.09.11)
Richtige Einstellung. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.09.11:
Lieber Armin, Schiller hat mal formuliert: " Es ist ein Trost, im Unglück einen Genossen zu haben." In Abwandlung möchte ich sagen: Es ist mir eine Freude, dass du meine Zuversicht teilst.
LG und vielen Dank
Ekki

 ViktorVanHynthersin (23.09.11)
Lieber Ekkehart,
Deine fröhlichen Herbstgedanken regen zum Nachdenken und zur Besinnung an. Sie beschreiben in gelungener Art und Weise die Schönheit der Jahreszeit, aber auch die damit verbundene Vergänglichkeit. Mit Freude habe ich Dein Sonett gelesen. Ich hätte leiglich "Heitere Herbstgedanken" als Titel gewählt, aber das ist nebensächlich.
Herbst-herzliche Grüße
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.09.11:
lieber Viktor, wie du liebe auch ich das Wort "heiter. Mit "fröhlich" wollte ich einen noch deutlicheren Kontrast zu den gängigen melancholischen Herbstgedichten schaffen. Ich habe auch an Nietzsche gedacht, der das Wort zur Pointierung verwendete: "Fröhliche Wissenschaft".
Mit Dank und herzlichen Grüßen
Ekki
Anne (56)
(23.09.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.09.11:
Liebe Anne, du verstehst es mit fröhlichem Herzen. So habe ich es mir gewünscht.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Ekki
(Antwort korrigiert am 23.09.2011)
wa Bash (47)
(23.09.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.09.11:
Das mit dem fehlenden Fotoapparat hätte mich auch geärgert, wa Bash. Deine sehr positive Einschätzung festigt meine Fröhlichckeit. Danke!
LG
Ekki

 irakulani (23.09.11)
Du beleuchtest den Herbst einmal aus einer anderen Perspektive, lieber Ekki. Der Melancholie, die den meisten Herbstgedichten innewohnt, stellst du die Fröhlichkeit entgegen.
Eine interessante Variante, erinnert mich ein bisschen an die Kinder, die ihre Angst durch lautes Singen zu bezwingen suchen. ) Ein mutiges Dagegenhalten!

L.G.
Ira
(Kommentar korrigiert am 23.09.2011)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.09.11:
Vielen Dank, liebe Ira, ich vermute, wir stimmen darin überein, dass Melancholie, Verlustängste oder Fröhlichkeit in Herbstgedichten nichts mit deren Qualität zu tun haben. Meine optimistische Sicht des Herbstes (auch und gerade auf das Lebensalter bezogen) ist Ausdruck meiner stets zuversichtlichen Persönlichkeit. Deshalb bedarf es in meinem Falle keines besonderen Muts.
LG
Ekki

 Tintenklexe (23.09.11)
ja! lasse auch hier viele **************** tolles Gedicht, schöne Bilder, weil es so lebensbejahend ist dein Gedicht und Alter nicht eine Zahl, oder eine Jahreszeit, sondern eine Lebenseinstellung.....
Grüßle
Gabi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.09.11:
Wie schön wäre es, Gabi, wenn mehr Menschen so wie du Alter als Lebenseinstellung verstehen würden. Damit will ich nicht wegdiskutieren, dass in der Regel auch die intellektuellen Kräfte im Alter nachlassen. Das muss man ertragen können.
Mit Dank und lieben Grüßen
Ekki
Shogun (73)
(24.09.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.09.11:
Herzlichen Dank, Annemarie. Kannst du Gedanken lesen? Zu der Niederschrift meiner Herbstgedanken hat mich Storms "Oktoberlied" inspiriert.
Liebe Grüße
Ekki
Shogun (73) meinte dazu am 24.09.11:
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Karmesin (20)
(24.09.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.09.11:
Ich freue mich sehr, Cathy, dass die lebensfrohe Stimmung meines Gedichts bei dir angekommen ist. Eine Rose für dich!
glg
Ekki

 loslosch meinte dazu am 25.09.11:
... Sieben mal wirst Du die Asche sein
Aber einmal auch der helle Schein ... hier blitzt er auf. lo
*Frieda* (48)
(26.09.11)
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 TrekanBelluvitsh (13.08.13)
Ein sehr schönes Gedicht - auch zur Ehrenrettung des Herbstes (der Winter hat da auch bitter nötig), der so viele Dinge bereithält, die uns in anderen Jahreszeiten fehlen.
"Ich lass dennoch meinen Drachen steigen"
Das ist herrlich zweideutig, wenn man die Zeit als Drachen ansieht und es zeigt, dass man auch sie mit Leichtigkeit behandeln kann.

Das ist mal Optimismus, den ich mir gefallen lasse...

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.08.13:
Grazie, es freut mich sehr, dass es dir gefällt, Trekan.
Agneta (62)
(23.10.15)
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