Der Wunsch zur Genesung

Persiflage zum Thema Gesundheit

von  loslosch

Pars sanitatis velle sanari est (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Phaedra). Ein Teil der Heilung ist es, geheilt werden zu wollen.

Der empirische Gehalt der Aussage, bezogen auf die antiken Zeitverhältnisse, erscheint eher gering: Die Motivation zur Genesung (Lebenswille) ist sicherlich eine wesentliche Bedingung des Heilungsprozesses. Keine umwerfende Erkenntnis.

Nicht wenige Patienten der "Moderne" suchen das Arztgespräch, um integriert zu sein und um sich umsorgt zu fühlen. Die Therapievorschläge des manchmal  ahnungslosen Arztes richten sich sodann auf die Sekundärkrankheiten. Wer ist schon völlig gesund? Der eine leidet an vegetativer Dystonie, der andere hat ein Wirbelsäulensyndrom (HWS, BWS oder LWS?), der dritte laboriert an einer venösen Insuffizienz. Manch einer vereinigt auf sich gleich mehrere solcher unbestimmten Krankheitsbilder.

In diesem Fall greift die Sentenz von Seneca nicht. Doch die Ablenkungen durch das Arztgespräch verschaffen dem Grundleiden (nehmen wir an, es sei ein neurotisches Syndrom) eine gewisse, ephemere Linderung. Ein aus klassisch-medizinischer Sicht ungeplanter kurzzeitiger Erfolg. Dann jedoch greift die Sentenz - für einen Tag, mindestens!

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Kommentare zu diesem Text


 Kontrastspiegelung (29.10.11)
Was für wundersame Krankheiten in kürzester Zeit geheilt werden. Dann noch mit Medikamenten, die nicht dafür geeignet sind :)
Was unser Glaube/Irrtum so alles schafft...?

Lg, Konti

 loslosch meinte dazu am 29.10.11:
es gibt noch eine dritte fallgruppe - neben den wirksamen und den kontraindizierten medikamenten: die wirkungslosen und weitgehend unschädlichen. die bekommst du beim heilpraktiker, meist in homöopathischen dosierungen. lothar

 Lluviagata antwortete darauf am 29.10.11:
Schüßler- Salze! Chchchchch ....

 loslosch schrieb daraufhin am 29.10.11:
wiki schreibt: die wirsamkeit sei bis auf den tag NICHT nachgewiesen. lo

 Lluviagata (29.10.11)
Frag mich.
Ich vermeide zum Arzt zu gehen. Und wenn ich dann da bin, verschweige ich den größten Teil meines Leidens angesichts meiner durchtrainierten Hausärztin.
Was ich, und nun kommen wir zu dir und Seneca, oft beim Pneumologen beobachte: Ein munteres Stelldichein betagter Leutchen, die sich für einen wissenwerten und keineswegs atemlosen Vormittagsplausch schick gemacht haben. Die Sprechstundenschwester hat es mir weinend bestätigt.

(Kommentar korrigiert am 29.10.2011)

 loslosch äußerte darauf am 29.10.11:
warum hat die denn geweint, andrea? erst mal ein dankeschön dir. lothar

 Lluviagata ergänzte dazu am 29.10.11:
Sie hat ob dieser Kaffeehaus- Athmosphäre geweint, lieber Lothar. Ist das nicht verständlich? :))

 loslosch meinte dazu am 29.10.11:
verstehe. sowas nennt man kognitive dissonanz (googel mal) travers. nur eine klitzekleine frage noch: warum weint das personal im kaffeehaus nicht? lo

 Lluviagata meinte dazu am 29.10.11:
Es bekommt Trinkgeld. :)

 loslosch meinte dazu am 29.10.11:
eigentlich sollte man den mta usw. auch trinkgelder verabreichen - zur verkürzung der wartezeiten. diese zugaben würden sogar steigen, weil alle um die wette ...

 EkkehartMittelberg (29.10.11)
Lothar, ich schätze es, dass du auch Nachdenken über Sprüche bewirkst, die auf den ersten Blick etwas banal erscheinen so wie der von Seneca. Wenn aus dem Wunsch zur Heilung ein eiserner Wille wird, kann dieser wie der Glaube "Berge versetzen". Mir ist ein Fall bekannt, dass die Kranke (kein psychisches Leiden) von den Ärzten schon aufgegeben wurde, sie ihre Genesung aber mit stärkstem Willen "erzwang", weil sie noch etwas zu erledigen hatte. Danach kehrte die Krankheit zurück und sie setzte dem Tod bewusst nichts mehr entgegen.
Ekki

 loslosch meinte dazu am 29.10.11:
ich halte das für gut nachvollziehbar. der körper bündelt nochmal alle kräfte. ich schrieb zu den psycho-fällen "manche Ärzte", weil mein hausarzt diese sicht mit mir teilt. also einige merken das schon. der geschäftssinn hindert sie daran, die patienten zu den spezialisten oder aber nach hause zu schicken.

von einer hautärztin berichtet: die patientin verliert täglich kopfhaare. prüfauftrag: bitte zählen sie allmorgendlich die zahl der verlorenen haare. 2 wochen später: tgl. haarausfall von 80 bis 100 stück. ärztin: da müssen wir unbedingt was machen. - mir gegenüber im vertrauen: das ist völlig normal, bei mir sinds sogar mehr. ich kann die patientin nicht wegschicken. über flüsterpropaganda verliere ich noch weitere dann. [die konabiturientin hat mir schon die wahrheit gesagt, ekki.] t.t. lothar
RobertaRupp (48)
(29.10.11)
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 loslosch meinte dazu am 29.10.11:
jetzt frau mta, wieder auf den punkt: BWS. frauenspezifisches syndrom? lothar

 Lluviagata meinte dazu am 29.10.11:
Das könnte dir so passen HERR Doktor! :O

 Irma (31.10.11)
Placebos haben eine sehr "Erfolg-versprechende" Wirkung. Wenn man nur fest genug daran glaubt, können sie - im Sinne einer "self-fulfilling prophecy" - durchaus heilend wirken. LG BirmchenIrmchen

 loslosch meinte dazu am 31.10.11:
jaaaa. siehe auch s. 136. [na, du weißt schon, wo!] lothar, gratias agens
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