selbstzeitlose

Gedicht zum Thema Selbstlosigkeit

von  modedroge

im bierkrug welkt gesetzt die letzte rose
und hält doch fest an ihrem faulen laub;
nichts sinkt herab, kein blatt zerfällt zu staub,
bevor sie selbst zerfällt, die selbstzeitlose.
so steht sie da: gebückt, wie angekettet
im trüben wasser, träge und verdorben,
und ist ihr kern seit tagen abgestorben,
es kommt kein mensch, der sie zur ruhe bettet.
es kommt kein mensch, der sagt: jetzt darfst du ruhn.
die frau am schreibtisch trifft das morgengrauen,
sie sieht sich wieder in den spiegel schauen
und hört, wie jemand fragt, was tun, was tun –

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Kommentare zu diesem Text

Skandia (43)
(07.12.11)
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 modedroge meinte dazu am 07.12.11:
Dankesehr.

 Isaban (07.12.11)
Was für eine grausige Zukunftsaussicht/Aussicht und wohl doch ein Schicksal, das viele Autoren, PC-Süchtige und sonstige Eigenbrödler mit den lyrischen Ich teilen - mit all denen, die ob ihrer Obsession oder Selbstverschlossenheit vergessen zu leben, mit jenen, an denen das Leben vorbeirauscht. Die Rose, so oft das Bild auch schon verwendet wurde, passt hier hervorragend und im Grunde ist die "Vasenhaltung" ja nichts anderes, als eine unlösbare Fußfessel, eine Kette, die nicht abgestreift werden kann. Sehr gelungen finde ich auch, wie das Rosenbild auf das lyrische Ich übergeht.

Ich weiß nicht, wieviele gewillt sind, sich das Rosenstiefelchen anzuziehen, ich weiß nur, dass ich es beim Lesen auf jeden Fall mal kurz anprobiert habe - und das trotz all des Trubels um mich herum.

Ein sehr berührender Text mit hohem Selbsterkennungswert.
Verflixt, ich glaub, ich muss soigar zweimal klicken und sowas mache ich wirklich sehr selten.

LG, Isaban

 modedroge antwortete darauf am 07.12.11:
Ehrlich gesagt war und ist mir wegen dieser Rose (:-P) auch etwas mulmig, zumal ich selber oft am liebsten den PC runterfahren und die Stadt verlassen möchte, wenn ich dieses Gewächs in Texten antreffe. Freut mich umso mehr, dass dir das Gedicht gefällt.

 Peer (07.12.11)
Hier finde ich die gewählten Bilder und Begriffe im Gegensatz zu dem Text "Modedroge" wirklichkeitsnaher und unaufdringlicher. Gefällt mir gut.
LG Peer
KoKa (43)
(07.12.11)
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 EkkehartMittelberg (15.02.12)
Was so gut ist, bedarf keines erläuternden Kommentars.
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