Innerer Monolog eines Selbstgerechten

Gedankengedicht zum Thema Gerechtigkeit/ Ungerechtigkeit

von  EkkehartMittelberg

Wenn die Welt voll Teufel ist,
bin ich die Beständigkeit.
Täglich trifft mich neue List:
unerschütterlich gefeit.

Ohne Fehler bin ich nicht,
Zeichen meiner Menschlichkeit,
hart geprüft im Rampenlicht
bleibe ich fürs Amt bereit.

Stürme toben und vergehn,
strafen mich mit großem Leid,
dennoch seht mich aufrecht stehn,
unbeugsam in schwerer Zeit.

Stählern hält mein blauer Blick
unbeirrt der Missgunst stand,
trotzend widrigem Geschick,
will ich Vorbild sein fürs Land.

© Ekkehart Mittelberg, Januar 2012

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (08.01.12)
der text hat den nachteil, dass er auf etliche politiker zu passen scheint. man muss schon geduld mitbringen und bis zur letzten zeile lesen. hehe, der kerl ist bundespräses. lothar

 Lluviagata meinte dazu am 08.01.12:
Könnt auch König Ludwig II. sein ...
magenta (65) antwortete darauf am 08.01.12:
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 08.01.12:
Danke Lothar. Wenn der Selbstgerechte nicht sogleich ersichtlich wird, ist mir das recht. Dann wäre das Gedicht wenigstens nicht plakativ.
@Andrea und Heidrun: Ich verstehe eure Anmerkungen als Scherz. Ludwig II. hatte doch keinen stählernen blauen Blick, eher einen verträumten-))).Danke für die Empfehlung.

 loslosch äußerte darauf am 08.01.12:
als ich ludwig II. las, war ich völlig perplex, dachte an die vielen louis der franzosen, aber doch nicht an den kini.

 Lluviagata ergänzte dazu am 08.01.12:
Warum nicht? Der war doch auch irgendwie gestört, litt unter Realitätsverlust.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Stimmt, Andrea, eine ernsthafte Parallele. Eine scherzhafte: "Der Zauber des Kinni ist ungebrochen von wg: 'Du hast so wunderschöne himmelblaue Augen'. Das stammt allen Gerüchten zum Trotz nicht aus Wagners Parzival."
Gruszka (62) meinte dazu am 08.01.12:
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 Bergmann (08.01.12)
Ich stimme Lothar zu. Die beleidigte Majestät stürzt und will nicht fallen, sie fällt und tritt nicht zurück. Inzwischen sage ich mir: Egal. Der Mann und das Amt sind nicht so sehr wichtig. Aber die, die dahinter stecken, die verraten m. E. das Gute an der bürgerlichen Demokratie. Zum Glück geht die demokratische Welt nicht unter, wenn der Parvenu weitermacht (so subtil-fies war BILD schon lange nicht mehr, zumal Parvenu ins Schwarze trifft). Herzlichst: Uli

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Danke Uli für deine Anmerkungen zu Mann und Amt, die ich teile. Weshalb BILD den Parvenu ins Visier genommen hat, bleibt auch mir bis jetzt ein ungelöstes Rätsel. Aber das Motiv ist nicht so wichtig, solange die Enthüllungen der Demokratie dienen.
Herzlichst
Ekki

 loslosch meinte dazu am 08.01.12:
hehe, wurden da keine urheberrechte verletzt, ekki? wo bleiben die scharfrichter?

am schluss des liedes: "Das Reich muss uns doch bleiben." oder: in einem jahr ist alles vergessen. - diesmal funktionierts nicht.

ps: text gehört unter rekomm koka, sorry. wird schon verstanden.
(Antwort korrigiert am 08.01.2012)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Ich habe es verstanden unde geschmunzelt.
Ekki
KoKa (44)
(08.01.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Vielen Dank, John, der Vers ist eine Anspielung auf das Kirchenlied: "Ein feste Burg ist unser Gott". Dort heißt es:" ....und wenn die Welt voll Teufel wär.......
Ekki
magenta (65)
(08.01.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Besten Dank, Heidrun, bisschen versteckten Witz sollte es enthalten. Ich freue mich, dass du es bemerkt hast.
Hast du heute Wulffs Anspielung auf "Stahlgewitter" gelesen? Da hatte ich mit meinen Stürmen und dem stählernen Blick wohl die richtige Empathie. Ich kann mir freilich kaum vorstellen, dass er Ernst Jünger kennt. Vielleicht hat ihm das jemand aus der Entourage zugespielt.
Herzliche Grüße
Ekki
Gruszka (62)
(08.01.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Für die witzigen Verse und den Kommentar besten Dank, Irene.
Vielleicht ist dieser Wolf im Schafspelz geboren worden. Er verkörpert für mich eine interessante Mischung aus naiver Raffinesse oder raffinierter Naivität. Paradox?!
Als Tatsachenfeststellung stimmt das mit dem Schafspelz jedenfalls und der Hinweis auf die spätere Ratlosigkeit auch.
Schaf bleibt Schaf und Wolf bleibt Wolf. Letzterer wird uns wohl noch ein wenig beschäftigen.
Abwartende Grüße
Ekki

 loslosch meinte dazu am 08.01.12:
das rheinland kennt die floskel "dumm raffiniert".

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Dat dat dat jibt. Äwer dat jibt et. Danke, Lothar, die Floskel war mir neu.
magenta (65) meinte dazu am 08.01.12:
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 Didi.Costaire (08.01.12)
Erst BILD hinterhertelefonieren und dann Vorbild sein wollen. Das ist schwierig...
Ein gutes Gedicht. Nur die Überschrift ist mir zu wertend.
Liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Vielen Dank, Dirk. Deine Kritik an der Überschrift trifft zu. Ich werde sie am Ende der Kommentierungen so ändern: "Innerer Monolog eines Amtsinhabers."
Liebe Grüße
Ekki

 irakulani (08.01.12)
Lieber Ekki, ich finde die erste Zeile des Gedichtes so schön, so passend, dass ich sie als Titel nehmen würde.

Das schreibt dir, mit herzlichen Grüßen, aufrecht u. wehrhaft,

Ira
Protestantin )

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Herzlichen Dank, Ira, sie würde sich wirklich gut eignen. Das hätte freilich den Nachteil, dass sie sich in der ersten Zeile wiederholt. Ich werde darüber nachdenken.
Liebe Grüße
Ekki

 moonlighting (08.01.12)
Lieber Ekki,
dein Monolog sitzt perfekt.


schmiergeld schmiergeld
in der hand
wer ist der schlauste wolf
im land


LG
Moonlight

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Herzlichen Dank, liebes Moonlight. Heute lese ich, dass er glaubt, in einem Jahr sei alles vergessen. Er wird wohl früher schlau gemacht.
LG
Ekki
Steyk (61)
(08.01.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Leider ist es so, Stefan, dass Selbstgerechte selektiv wahrnehmen.
Danke und herzliche Grüße zurück
Ekki
SigrunAl-Badri (52)
(08.01.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Vielen Dank, Sigrun. Ich bin gespannt, wie lange er dem Geschick noch trotzt.
Einen schönen Abend auch für dich.
Liebe Grüße
Ekki

 AZU20 (08.01.12)
Schöne Beschreibung eines Realitätsverlusts bei gestörtem Verhältnis zur Wahrheit.LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Vielen Dank, Armin. Realitätsverlust und gestörtes Verhältnis zur Wahrheit. Das bringt es auf den Punkt. LG
Ekki

 Songline (08.01.12)
Das Schlimmste ist, dass er bis heute nicht verstanden hat, was er eigentlich falsch gemacht hat. Und das als Jurist.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Vielen Dank, Songline. Man sieht, auch Jurisprudenz bewahrt nicht vor Selbstgerechtigkeit.
LG
Ekki

 ViktorVanHynthersin (08.01.12)
Meiner Meinung nach, ist der Titel passend. Schlimm ist aber, dass Herr W. keinen INNEREN Monolog hält, sondern seine Selbstgerechtigkeit öffentlich zur Schau stellt. Es ist eines der zutreffensten Gedichte/Texte zu diesem Thema wie ich finde, lieber Ekki.. Gut geschriebe ist es zudem.
Herzlichst
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Vielen Dank, Viktor. Ich werde über den Titel noch einmal nachdenken. Zu dem Thema Selbstgerechtigkeit habe ich gerade bei t-online von heute (08.01. 2002) dieses Zitat gelesen: "Wulff habe betont, er wolle dem Amt den zweiten Rücktritt nach Horst Köhlers Abgang im Mai 2010 ersparen, berichtet die "BamS"." Wenn diese Formulierung Originalton wiedergibt, zeugt Wulffs Rücksichtnahme von selbstloser staatspolitischer Verantwortung-))).
Herzlichst
Ekki
(Antwort korrigiert am 08.01.2012)

 Georg Maria Wilke (08.01.12)
Lieber Ekki, ich sage mal gar nichts - denn es scheint alles gesagt
nur ..... ein sehr gut umgesetzter Gedanke.
Liebe Grüße, Georg

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.12:
Vielen Dank, Georg.
LG
Ekki
AronManfeld (43)
(09.01.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.01.12:
Danke,lieber Aron, in der Zwergenrepublik Lilliput nähme ich das Amt vielleicht an. Nach schwerem inneren Ringen, versteht sich.
Amüsierte Grüße
Ekki

 TrekanBelluvitsh (15.02.13)
"(...)will ich Vorbild sein fürs Land."

Da liegt das Kaninchen im Salz: Zum Vorbild wird man gemacht, man ist es nicht... wenn denn Vorbilder überhaupt von Nöten sind...

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.02.13:
Genau so ist es, Trekan.
Vielen Dank
Ekki

 TrekanBelluvitsh (15.01.18)
Ich bin wieder über diesen Text von dir gestolpert. Und er gefällt mir immer noch gut. Diese Mal will ich
Ohne Fehler bin ich nicht,
Zeichen meiner Menschlichkeit,
herausheben. Denn zwei narzisstische Ansichten stecken darin:
a) Was bei anderen kritisiert wird, ist beim Monologisierenden eine Auszeichnung wert - findet er/sie.
b) Etwas tiefer, weniger deutlich, aber dafür nicht weniger selbstgefällig ist, dass das lyr. Ich sich selbst Dinge erlaubt, die den anderen selbstverständlich verboten sind. Denn während das lyr. Ich damit umgehen kann und es ihm damit erlaubt ist, können die anderen es nicht = Verbot. Damit stellt der Selbstgerechte sich selbst außerhalb der menschlichen Regeln. Die Folgen dessen kann sich jeder selbst ausmalen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.01.18:
Lieber Trekan,
vielen Dank dafür, dass du diese wichtigen Stellen offen gelegt hast.
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