Viele Namen

Hermetisches Gedicht zum Thema Sprache/ Sprachen

von  Georg Maria Wilke

Wir tragen nicht das Namenlose.
  An den Stirnen haften Zeichen.
    Magisch ist die Chiffre eingebrannt.

Einstige Rituale im versteckten Hain,
  verloren ist der Götterweg - - -
    der weiße Stab, eine Schlange
      und selbst die Wunde heilte schnell
        am heiligen Baum, den sie umschlang.

Der Bronzeleib, ein Gegenlicht,
  wenn alle Wunder in der Sonne schmelzen;
    keine Hand erhebt sich im Westen,
      zögernd ist der neue Untergang
        mit all den Worten, die zu nennen,
          vergessen, wo der Scheideweg begann.

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Kommentare zu diesem Text


 Peer (14.03.12)
Schöne Metapher, die gut zum Thema passen und durch die "hermetische" Ausdrucksform die Wirkung noch verstärken.
LG Peer

 ViktorVanHynthersin (14.03.12)
Ein kraftvolles und wortgewandtes Werk, hast uns geschenkt, lieber Georg. Mit Freude gelesen und darüber nachgedacht.
Herzlichst
Viktor
magenta (65)
(14.03.12)
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 Georg Maria Wilke meinte dazu am 14.03.12:
Ja, liebe magenta, dass sind sehr interessante Fragen, die mich auch immer wieder aufsuchen - Zeichen - Chiffre - Stigma. Ich bin davon überzeugt, dass hier ein linguistisch metapoetischer Faden, so wie Paul Celan immer wieder über die Herkunft und die Möglichkeit der Sprache geschrieben hat, sich letztlich auf sprachmetaphorischer Ebene erfassen läßt, denn was ist etwas bevor es Sprache, Wort, Name wird.
Liebe Grüße, Georg
Karmesin (20)
(14.03.12)
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