Steckenpferd

Kurzprosa zum Thema Kunst/ Künstler/ Kitsch

von  ZAlfred

Weil die schwarze Glut schäfchengleich die Nachtelfe umfloss,
durfte der Klabautermann geschmeidige Bücher im garstigen Beet vergessen.
Des gierigen Bastards Schlachtreihe, Phalanx des dichtenden Pinseldrehers,
rollte unter Trommelgeläut auf das Podest.

Was für eine Nacht.
Nie sah die Sonne eine kältere Dichtung im Dämmerlicht knarren.
Während sich Buchstaben hinter Glasscherben zu Strohhalmen türmten,
verfinsterte der helle Gestank
der ewigen Vergänglichkeit des flatternd schwimmenden Papiers
der klobigen Klänge Anblick.

Tropfend eingeschlafen traf
die Kraft der gemalten Worte
auf den Nacken des griesgrämigen Pinseldrehers.
Im Traum krümmte das Bildnis der Marienworte die stillende Faust.
Strahlend hell triefte die Milch der Erkenntnis daraus
in des vergessenen Poeten Mund - auf dass jener malen möge,
wie keine Frau es je hörte.
Der eherne Liebreiz der torkelnden Töne kam tosend angeschlichen
sich mit den schmerzenden Tränen
des letzten lebenden Lesers
auf der schiefen Ebene im vergossenen Trank zu vereinen.

Rettet den garstigen Klabautermann;
denn obsiegt erst die absurde Vernunft über die verdorrte Ewigkeit,
ist die Wahrhaftigkeit des geschriebenen Bildes nur noch gesprochenen Farbe
und gefüllt mit der seidenschimmernden Freude
des dilettierenden Experten.
Die reizende Garstigkeit ward zum Träumen verurteilt.
Das Wort des schläfrigen Geheimbundes windet Fesseln um die Flügel
seines ersonnenen Seins.

Armer, garstiger Klabautermann.
Deine Sonne kehrt nicht ins Buch zurück.
Ihr rußfarbenes Bildnis haftet an des Nachthimmels fahlem Gewand.
Klabautermann, du bleibst im Angesicht der Mutter
auf deinen Füssen liegen.
Deine kalten Daumen singen den gesalzten Tränen jenen Traum ins Ohr.
Die Melodie schwingt breite Pinselstreiche durch die Seiten.
Die Buchdeckel zwingen das Licht der Blumen ins Knie.
Hier gibt sich die gedruckte Wortfamilie
ganz dem Willen des lichten Gedanken hin.
Klabautermann, Klabautermann, siehst du denn nicht das Licht?
Rettet den garstigen Klabautermann, bevor er darin ertrinkt.

Musik erscheint im arglosen Argusauge des Sturmes hellen Scheins.
Bunte Tupfen erklingen durch die zähe Milch geläutert.
Das Buch verzehrt die Gestalt des Klabautermannes und nährt sich
hungernden Herzens.
Ungemaltes Glück glänzt gemeinhin greller gegen ganz grundsätzlich
gegebene Grobheiten.
Währenddessen taumeln tausendfarbige Tupfen traumatisch trommelnd
und treffen auf abscheuliche Angewohnheiten ausgemergelter Ahnherren.
Tönende Farben kitzeln lauschende Zungen.
Klabautermanns Musik, gerade jetzt!

Der unerwünschte Gedanke an eine klanglose Liebe
durchbricht mit seiner brüllenden Stille den Schatten der Tupfen Farben.
Die gequält seufzende Leinwand verhüllt die Anzeichen der einstweiligen
Sättigung.
Zu ihrer erstickten Sicht jubeln die Ohren der eitlen Erkenntnis im Chor.
Des müden Wagnis beraubt, bescheint der wache Klang
einen gehaltlosen Brunnen.
Sein tönendes Spiegelbild treibt mit dem Träumer ein eigenes schmerzhaftes Spiel.
Die einfältige Kultur blüht auf,
erstickt die ungezähmte Liebe der rottenden Bücher
im wohlklingenden Antlitz der tückisch unredlichen Wahrhaftigkeit.
Aus dem Nebel tauchen die grauen Farbspiele
der Eintönigkeit ihrer leiblich Lust empor
und ballen sich zu einem lieblichen Festgesang:
Ich lieb' mich nicht. Du liebst mich nicht.

Wohin sind die unbekannten Grenzen geschwunden?
Weshalb verhallen die gleißenden Bildnisse auf blinden Zungen?
Welche Worte warten mit spitzen Pinseln
ungelesen
auf die Farbe des wohlschmeckenden Gedankens?
Woran erfreut sich der Hut, wenn der Kopf zu leer ist, um zu denken?
Welche Töne sind bunter als gedachte Farben,
deren Reigen eine Melodie zu einem Lied formen?

Der Worte sind nun genug gefallen, genügend gedacht habe ich dennoch nicht.


© 2011 by ZAlfred

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (44)
(04.05.12)
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