Hinabgestiegen in das Reich des Todes

Text zum Thema Glaube

von  Rudolf

Angenommen Glaubensbekenntnisse sind so gemacht, dass nicht das kleinste Wörtchen weggelassen werden darf, für wen oder was wurde diese Zeile eingebaut: hinabgestiegen in das Reich des Todes? Sie verstößt gegen das höchste der Gebote: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Blasphemie im Glaubensbekenntnis. Der Tod hat kein Reich. Diese Zeile ist überflüssig. Jesus ist tot.

Was soll ich hier glaubend bekennen, dass es eine Parallelwelt zur unseren gibt? Das Reich des Todes? Was soll das sein? Tot ist tot. Das ist die logische Konsequenz, wenn jemand gestorben ist. Warum diese ewige Frage: „Was kommt nach dem Leben, nach dem Ende all unserer irdischen Wanderungen?“

Wir wurden nicht gefragt, ob wir geboren werden wollen, und wir werden nicht gefragt, ob wir sterben wollen. Diese Entscheidungen liegen nicht in unserem Ermessen – den Freitod einmal außer Acht gelassen. Unser Gehirn erlaubt, „was-wäre-wenn“ Fragen zu stellen und zu beantworten. Fantasievoll mag ich mir ausmalen („Du sollst Dir kein Bildnis machen.“), wie es weitergegangen wäre, hätte ich nicht vergessen zu tanken, früh genug gebremst, die angestrebte Stelle bekommen, bis ich ernüchtert einsehen muss, dass ich vergessen habe zu tanken, zu spät bremste und ein anderer die Stelle bekommen hat.

Unsere Fantasie mag ein mächtiges Werkzeug sein bei der vorausschauenden Planung, aber bei Abläufen, auf die ich objektiv keinen Einfluss habe, ist sie falsch eingesetzt.

Freundlich grüßt der mächtige Hades des antiken Götterglaubens. Als Trittbrettfahrer der pulsierenden, lebendigen neuen Religion schafft er es bis in unsere Zeit. Ich will den frühen Christen ihre überflüssige Zeile abnehmen. Sie müssen sich gegen wunderschöne Tempel behaupten, in denen eine Armee von Göttern regiert. Hades sei gegrüßt und abgehakt.

Wohlwollend setze ich die Zeile auf neutral. Sie hilft nicht. Aber irgendwo muss Jesus in den 40 Stunden, die er tot war, gewesen sein. Oder? Jesus war gestorben, wirklich gestorben. Er war nicht schwer verletzt, bewusstlos oder scheintot. Er war richtig tot.

Ich glaube an Gott und an den Verkünder Jesus, der gestorben ist.

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Kommentare zu diesem Text

Jack (33)
(19.08.12)
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 loslosch meinte dazu am 19.08.12:
hier wird versucht, ein mehr an rationalität in den "glauben" hineinzuzwingen. geht das denn? lo
Jack (33) antwortete darauf am 19.08.12:
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 Rudolf schrieb daraufhin am 19.08.12:
... das ist 'mal eine interessante Wendung - dann bin ich ein Muslim -- fällt mir schwer zu glauben ... das Gute an der Evangelischen Kirche ist, dass man glauben darf, was man will, solange man Kirchensteuer zahlt ...

 Dieter Wal äußerte darauf am 31.01.24 um 12:18:
Christentum fängt dort an, wo ein wirklich Gestorbener aufersteht.
@Jack: Wow!



das Gute an der Evangelischen Kirche ist, dass man glauben darf, was man will, solange man Kirchensteuer zahlt ...
@Rudolf:


Ich mag diese Offenheit auch.  Abstieg Christi in die Unterwelt (Wikipedia) und  „Hinabgestiegen in das Reich des Todes“ von Karl Veitschegger bringen dazu interessante Informationen und bildliche Darstellungen.
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