Zeitlos

Kurzgedicht zum Thema Allzu Menschliches

von  Isaban

Wir taten uns nichts zuleide,
wir taten einander nicht weh,
wir küssten uns sanft von der Braue
hinunter zum kleinen Zeh.

So viel hatten wir uns zu geben,
wir nahmen einander nichts fort,
man teilte nur Zärtlichkeiten,
zum Ende ein Abendbrot.

Wir saßen einander so nahe,
wir lagen beisammen im Gras;
wir konnten die Zeit nicht vertreiben,
nichts blühte, nicht Liebe, noch Hass.

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (18.09.12)
Eine Episode, wie sie jeder schon erfahren hat. Und trotzdem trauert der Eine oder Andere dem Einen oder Anderen schon mal nach. ;)
Gefällt! ♥

 Isaban meinte dazu am 18.09.12:
Freut mich sehr, dass dir der Text gefällt, liebe Llu!
Herzlichen Dank für die Rückmeldung.


Liebe Grüße,

Sabine

 blauefrau (18.09.12)
Hallo, Isaban,
mich erinnern diese Zeilen an einen melancholischen Text von Erich Kästner, in dem dem Paar erst der Schirm? und dann die Liebe abhanden kommt.
Mir fehlt hier ein Entscheidung zum Ende hin. So hängt das Gedicht in der Luft.
LG
BF
(Kommentar korrigiert am 18.09.2012)

 Isaban antwortete darauf am 18.09.12:
Welche Entscheidung denn, liebe blauefrau und warum hängt das Gedicht in der Luft?



Liebe Grüße,

Sabine

 blauefrau schrieb daraufhin am 18.09.12:
Hallo, Iasban,
ich betrachte Dein Gedicht als Zustandsbeschreibung, so gesehen passt auch die Auswahl ...Alltagsgedicht... gut.
Es findet auch eine Verdichtung des Zustands statt, daher passt auch die Zuordnung Gedicht.
Der Zustand, den Du beschreibst, ist langweilig. Ich erwarte, dass eine Beseitigung dieses Zustands erfolgt, doch diese findet nicht statt.Vielleicht empfinde ich es daher so, dass Dein Gedicht im Nirgendwo endet.

Beste Grüße
BF
.

 Isaban äußerte darauf am 18.09.12:
Liebe blauefrau,
wo sonst, als im Nirgerndwo sollte das Gedicht enden? Es ist kein Liebesgedicht, es verspricht kein Happy End, der "Zustand" löst sich selbst auf, in der beschriebenen Beziehung war das Ende (siehe vorletzte Strophe) von Anfang an absehbar und einkalkuliert. Darum geht es bei diesem Text ja. Nicht um Liebe, Leidenschaft oder Hass, sondern um das gemeinsame Überbrücken einer "Unzeit", einer an sich unschönen Zeit, wie z.B. nach einer Trennung, eine Zeit ohne große Gefühle, eine Zeit, die so schmerzlos wie möglich verbracht werden soll, so harmonisch und beiläufig, wie auch die etwas lakonische Sprachmelodie (du nennst es wohl langweilig) des Textes.

Liebe Grüße,

Sabine

 Matthias_B ergänzte dazu am 18.09.12:
Es ist sicher die "Sachliche Romanze" Kästners gemeint?
Käuzchenkuhle (57)
(18.09.12)
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 Isaban meinte dazu am 18.09.12:
Danke schön!

 poena (18.09.12)
liebe sabine, eigenartig, wie unterschiedlich die stimmung des textes empfunden werden kann... ich finde hier nichts langweiliges, nichts in der luft hängendes an sich.- nur die situation, die weder etwas noch nichts ist. .. und das kennt man -oder eben nicht- siehe auch kommentar eins. der text passt exakt zu solchen gefühlen in solchen beziehungen. genau das undefinierte finde ich mal wieder großartig dargestellt. lieben gruß, s
janna (66)
(18.09.12)
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baerin (53)
(18.09.12)
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 Theseusel (18.09.12)
die Langeweile besticht dann und wann mit ... Sachlichkeit;)

P.S.: Kästner würde anerkennend nicken.

 irakulani (18.09.12)
Ein Leben im Mittelmaß, keine Leidenschaft aber auch kein Hass. Es ist warm und flauschig, man tauscht Zärtlichkeiten und teilt das Abendbrot.

Ein jeder muss sich selbst fragen, ob es das ist, was er will. Wohliges Gleichmass oder Leidenschaften, die in schwindelnde Höhen aber auch abgrundtiefe Niederungen führen.

Ein wahrlich melancholisches Gedicht, liebe Sabine!

L.G.
Ira

 Irma (19.09.12)
Die Interpretation mit der Übergangszeit ist naheliegend und schlüssig. In meinen Augen ließe sich das Gedicht aber auch lesen als Beschreibung zweier guter Freundinnen, die sich eng verbunden fühlen, Zeit miteinander verbringen, sich nahe sind und eben auch mal die ein oder andere Zärtlichkeit austauschen. Jede hat ihr eigenes Leben, einen Partner, den sie liebt. Sie geben sich gegenseitig das, was ihnen gut tut, ganz unverbindlich und ohne der anderen irgendetwas zu nehmen. Gefällt mir, auch von Ton und Umsetzung her. LG BirmchenIrmchen
(Kommentar korrigiert am 19.09.2012)

 TassoTuwas (19.09.12)
Alles ist stimmig, aber die letzte Zeile läßt mich ratlos zurück.
OK liegt an mir ) LG TT
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