Mit der Wut der Verzweiflung

Satire zum Thema Ehrlichkeit

von  loslosch

Vulgi opinio mutari vix podest (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; Topica). Die Meinung des Pöbels lässt sich kaum ändern.

Eine kräftige Aussage, die aber durch tautologischen Gehalt entschärft wird. Der Pöbel, das gemeine Volk, die breite Masse, die dumpf in den Tag hineinlebt. Da ist kaum Flexibilität zu erwarten. Die römische "Demokratie" war, auch zu ihren besten Zeiten, immer nur eine der Eliten. Cicero konnte also risikolos und frei von der Leber sprechen.

Wenn aber Mitt Romney, der Präsidentschaftskandidat der Republikaner, im US-Wahlkampf 2012 vor einem internen Kreis betuchter Parteifreunde über den Pöbel pöbelhaft herzieht, handelt er unprofessionell; denn er ignoriert die Existenz von Mini-Audio-Video-Geräten. Jetzt erfährt die Öffentlichkeit, was der Mormone Romney denkt. Weniger denkt er an die Vielehe und die nachträgliche Taufe von Toten als vielmehr daran, dass 47% der US-Wähler als Sozialschmarotzer (Leute, die keine Verantwortung für sich tragen wollen) mit einer Art innerer Automatik Barack Obama wählen. Mit anderen Worten, er glaubt nicht mehr an den eigenen Wahlsieg.

Obama macht alles richtig, wenn er schweigt. Allenfalls könnte er sagen, dass ihm die Methode der Informationsbeschaffung suspekt erscheine. Und hinzufügen, die unfreiwilligen Enthüllungen hätten ihn nicht vom Hocker gerissen.


Anmerkung von loslosch:

Satiren, die das Leben schreibt.

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (20.09.12)
Einen derart dummen Kandidaten gab's selten in der Geschichte.
Wer so redet, denkt auch so. Das ist noch nicht einmal elitär.
Auch die Elite wird diesen Idioten fallen lassen müssen, wenn auch nicht offen. Letztlich kann sie die Niederlage gegen Obama, der ja auch zur Elite gehört, verkraften; es geht nie ums Ganze für die wirtschaftliche Elite, es geht immer nur um Prozente. Das System ändert sich auch bei Obama nur 'reformell', und an der Gesundheitsreform lässt sich auch verdienen.
Obama und die Reformversuche der Gracchen - das liegt so weit auseinander wie die SPD von 2002 und USPD in der Zeit nach 1914. Etwa.

 loslosch meinte dazu am 20.09.12:
wiki-lesefrüchte:

Tiberius Gracchus war wahrscheinlich ein Revolutionär wider Willen.

meine lateinlehrer haben fast nur formenlehre geübt ... t.t. lo

 Bergmann antwortete darauf am 20.09.12:
So gesehen: war vielleicht jeder Revolutionär ein Revolutionär wider Willen ...

Weitere Thesen: Formenlehre pauken in Sexta Quinta Quarta hat offenbar noch keine Revolution verhindert.

Und oft war man Schüler wider Willen -
Ich kann die Deklinationen und Konjugationen heute noch. Was habe ich davon?

O tempora, dolores!
ttU

 ViktorVanHynthersin schrieb daraufhin am 20.09.12:
Mr. Romney tritt in die Pumps von Sarah Palin )

 loslosch äußerte darauf am 20.09.12:
@viktor @uli: von dolores (span. vorname) zu den pumps ists nicht weit. eine andere formenlehre. man kann darüber streiten, wer intelligenter ist, bush jr. oder mitt! danke. lo

 Bergmann ergänzte dazu am 20.09.12:
Opulentorum opinio mutari vix podest (Virmontis, 2012 n. Chr. bis UTopica). Die Meinung der Reichen lässt sich kaum ändern.

Man beachte die Alliteration - !

 loslosch meinte dazu am 20.09.12:
ja, verdient den vorzug gegenüber divitium, o domine Virmontis.

 ViktorVanHynthersin (20.09.12)
Die Bildzeitung straft Ciceros Aussage jeden Tag aufs Neue Lügen )
Herzliche Grüße
Viktor
(Kommentar korrigiert am 20.09.2012)

 loslosch meinte dazu am 20.09.12:
ich denke, cicero hat recht und die bildzeitung auch, die sich diesen umstand zunutze macht und den nasenring auspackt. lo

 Didi.Costaire (20.09.12)
Das erinnert doch sehr an Westerwelles Thesen von sogenannter "Spätrömischer Dekadenz".
Sehr aufschlussreich!
Beste Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 20.09.12:
selbstlob: in meinem text stelle ich heraus

" Weniger denkt er an die Vielehe und die nachträgliche Taufe von Toten ..."

mein danke gilt dir(k) und google. lo

 EkkehartMittelberg (20.09.12)
Hier irrt Cicero. In Rom hatten die Rhetoriker unmittelbaren Kontakt mit dem Pöbel auf dem Forum und gerade deswegen so großen Erfolg, weil sich die Meinung des Pöbels ändern ließ.
Gerade er als erfolgreicher und gefürchteter Redner hätte es besser wissen müssen . Mit seinen Philippika gegen Antonius hat er die Hauptursache für seinen Tod selbst geschaffen.

 loslosch meinte dazu am 20.09.12:
ich hatte bereits unter viktors kommi cicero und der bild recht gegeben. jetzt erst sehe ich, dass cicero die topica 44 v. chr., gut 1 jahr vor seiner ermordung, schrieb. da hätte er es differenzierter sagen müssen. aber diese tendenzsprüche gab es in der antike, auch von ihm vorher, zuhauf.

ist cicero auch auf dem forum aufgetreten, ekki? im senat hätte ihm der pöbel (lat. populus, franz. peuple) geistig nicht folgen können. danke für die vertiefung t.t. lo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 20.09.12:
Cicero war ja auch ein Berühmter Gerichtsredner. Und die meisten Gerichtsprozesse wurden auf dem Forum ausgetragen.

 loslosch meinte dazu am 20.09.12:
gerichtsredner, ankläger wie verteidiger: quo usque tandem ...

ob sich dort auch die misera plebs gestritten hat? um das geklaute schaf?
AronManfeld (43)
(20.09.12)
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 loslosch meinte dazu am 20.09.12:
klar können leute, aus kleinen verhältnissen aufgestiegen, später die größten schleifer werden. momo-romney (sprachlich schön) hatte aber schon einen mormo-papa. und das ist scheiße. danke fürs verzweifelte bemühn, aron. lo

ps: klar sehen wir romney roblematischer als obama, auch wenn barack mal rumeiert.
(Antwort korrigiert am 21.09.2012)
Graeculus (69)
(13.08.14)
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