Fußstapfen

Schüttelreim zum Thema Täter/Opfer

von  Didi.Costaire

Er wurde plump im Frei’n geboren
und hat sogleich am Bein gefroren.
Den Eltern war das nicht sehr wichtig.
Sie fanden ihren Wicht sehr nichtig.
Die haben feist Cointreau gesoffen
und Andis Psyche so getroffen.
Der musste sich verstecken, eh er
zur Schule kam (als Eckensteher),

wo jahrelang für Andi galt:
Gewalt ist jung und Ghandi alt.
Oft griff sie Andi an, die Menge,
dass dieser heulte: „Mann, die Enge!“
Sie haben ihn gefoppt, die Kleinen,
und jeden Tag verkloppt. Die feinen
Erzieher sahen drüber weg,
die Mutter motzte über Dreck.

In Klasse 7 – Andi dachte,
im Frühherbst käme dann die achte -
verarschte man den „Hosenscheißer“.
Der litt an jenen Chosen heißer
Lolitas, die ihn locker neckten,
mit Zungenschlag am Nogger leckten,
und hinterher, ihn meidend, lachten,
womit sie Andi leidend machten.

Da fragte niemand, wann die andern
auf einem Pfad mit Andi wandern,
doch irgendwann ist Andi groß.
Andreas fühlt sich grandios,
jobbt knüppelhart als Warenpacker
und schlägt erst sich beim Paaren wacker,
dann seine Frau und seine Kinder.
Bislang sind die noch keine Sünder.

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Kommentare zu diesem Text


 princess (02.10.12)
Hallo Dirk,

wenn ich das so lese, wird mir vor lauter empfundenem Widerspruch zwischen Form und Inhalt zunächst regelrecht schwindelig. Ich fühle mich fast so, als würden mir die Reime unbarmherzig locker-flockig um die Ohren geschlagen, während ihr Inhalt mich eigentlich zum Innehalten zwingt. Und dann denke ich mir: Das könnte ein Text sein, der sein Thema doppelt aufgreift. Interessant.

Liebe Grüße, Ira

 Didi.Costaire meinte dazu am 02.10.12:
Hallo Ira, tatsächlich habe ich hier versucht, mit einer eigentlich für humorvolle Gedichte vorgesehenen Form tragische und unschöne Inhalte darzustellen und mir zunutze zu machen, dass der eine Reim den anderen bedingt, was die Zwanghaftigkeit in vorgezeichneten Bahnen unterstreichen soll.
Es freut mich, wenn es zu einem interessanten Text geführt hat.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk
Skandia (43)
(02.10.12)
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 Didi.Costaire antwortete darauf am 02.10.12:
Hallo Silke, ähnlich wie du habe ich mir gedacht, dass Menschen oft erst hinterher richtig realisieren, was sie vorher getan haben, wie auch Beteiligte böse überrascht werden können.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 Isaban (02.10.12)
Da schüttelts mich doch glatt! :P
Die Sache mit dem Nogger ist auf jeden Fall einen Zungenschnalzer wert. :)

Grüßle,

Sabine

 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 02.10.12:
Hallo Sabine, so hatte ich mir die Wirkung des Schüttelns in diesen Versen vorgestellt.
Danke fürs Kommentieren und Hervorheben und liebe Grüße, Dirk
chichi† (80)
(02.10.12)
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 Didi.Costaire äußerte darauf am 02.10.12:
Danke, Gerda! Liebe Grüße, Dirk

 loslosch (02.10.12)
Nogger dir einen, aber wie geht's?

laut umfrage alfred kinsey (1896 - 1956) hats bisher erst einer geschafft. ein purzelbaumtalent. lo

 loslosch ergänzte dazu am 02.10.12:
die pfiffige inversion im drittletzten vers (... schlägt erst sich ...) entlarvt andi als masochisten!

 Didi.Costaire meinte dazu am 02.10.12:
Bei deiner Definition ist es wohl Schlangenmenschen vorbehalten, Lothar.
Laut Langenscheidts Jugendwort-Lexikon ist es einfacher: Demnach kann das Fantasie-Verb „noggern“ sämtliche anderen Tuwörter ersetzen.
Und der scheinbare Masochismus entpuppt sich schnell als Sadismus. Die Inversion hebt hervor, dass das Schlagen auch in die nächste Zeile gehört.
Danke für deinen Kommentar und schöne Grüße, Dirk
Adelheid (54)
(02.10.12)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 02.10.12:
Hallo Adelheid, ohne über entsprechende persönliche Erfahrungen zu verfügen, habe ich mir auch gedacht, dass Ursache und Wirkung in solchen Fällen gefährlich nah beieinander liegen.
Es freut mich, dass dich mein Gedicht angesprochen hat.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 ViktorVanHynthersin (02.10.12)
Gelungene Schüttelreime mit ernstem Hintergrund - sehr gerne gelesen.
Herzliche Grüße
Viktor

 Didi.Costaire meinte dazu am 02.10.12:
Herzlichen Dank für deine Einschätzung, Viktor. Liebe Grüße, Dirk

 Fuchsiberlin (02.10.12)
Ich verstehe nicht wirklich etwas von Reimen, somit erst rechht nix von Schüttelreimen. Doch der Inhalt schüttelt kräftig in der emotionalen Welt.

Lg
Jörg

 Didi.Costaire meinte dazu am 02.10.12:
Hallo Jörg, ich finde es gut, wenn das Gedicht auch Leser anspricht, die nicht unbedingt Anhänger von (Schüttel-)Reimgedichten sind.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg (02.10.12)
Das Gedicht berührt gerade wegen der Diskrepanz zwischen lockerer Form und Inhalt.
LG
Ekki

 Didi.Costaire meinte dazu am 02.10.12:
Hallo Ekki, fein, wenn meine dahingehenden Gedanken beim Schreiben so aufgenommen werden (siehe auch erste Kommentar-Antwort).
Danke für deine Worte und liebe Grüße, Dirk

 TassoTuwas (02.10.12)
Hallo Dirk, mit dieser trefflichen Schilderung hast du auch mein Mitgefühl für Andy geweckt. Wer als Kind schon so geschüttelt wir, den kann im Leben níchts mehr schrecken.
Liebe Grüße TT

 Didi.Costaire meinte dazu am 02.10.12:
Hallo Tasso, was Andi betrifft, stecke ich selbst gewissermaßen in einem Gefühlschaos. Zumindest kann ich ihm nicht absprechen, dass er mir zu ganz ordentlichen Schüttelreimen verholfen hat.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 AZU20 (02.10.12)
Gut geschüttelt. Jetzt schüttelt es mich. LG

 Didi.Costaire meinte dazu am 02.10.12:
Ich hoffe, das geht vorbei. Schöne Grüße, Dirk
Lena (58)
(02.10.12)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 02.10.12:
Danke fürs Lob, Arja. Liebe Grüße, Dirk
AchterZwerg (65)
(02.10.12)
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 loslosch meinte dazu am 02.10.12:
ich habe sodann co-äng-tro berlinert. lo

 Didi.Costaire meinte dazu am 02.10.12:
Hallo 8.,
ich würde das Wort auch als Nichtberliner in etwa so aussprechen wie Lothar, mit Betonung auf co und auf tro. Wie sagt man denn sonst? Etwa keun-tro?
Danke für deinen Kommentar und das "Kunstwerk" und schöne Grüße, Dirk
(Antwort korrigiert am 02.10.2012)

 loslosch meinte dazu am 02.10.12:
lass es nur so. es ist auch eine schöne po-in-te.

 Didi.Costaire meinte dazu am 02.10.12:
@ Lothar: Hehe!
@ Achter Zwerg: Ich muss aber wirklich feststellen, dass ich kein Likör-Experte bin. Durch das Gucken einiger Werbefilme bin ich nun schlauer. Es klingt zwar jedesmal etwas anders, aber ziemlich eindeutig nach zwei Silben. Somit werde ich mein Gedicht dreist ändern.
Danke nochmals für die, wie ich nun weiß, fachkundige Beratung!

 loslosch meinte dazu am 02.10.12:
dreist ist besser als dann.

wie wärs mit feist? das heiß u.a. massig, viel.

 Didi.Costaire meinte dazu am 03.10.12:
Feist gefällt mir auf den zweiten Blick ausgesprochen gut, Lothar! Schließlich kann man das Zeug auch trinken, und zusammen mit Cointreau ergibt es eine interessante Mischung.
Merci!

 loslosch meinte dazu am 03.10.12:
feist als getränk auch? als student hatte ich eine kurze cointreau-phase. gehma fott mit dem süßen zeug.

 Didi.Costaire meinte dazu am 04.10.12:
Unter der Dusche fiel es mir ein. Es war aber keine Sektdusche!
Scrag (24)
(02.10.12)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 02.10.12:
Vielen Dank für die positive Beurteilung, Markus!
Liebe Grüße, Dirk
SigrunAl-Badri (52)
(03.10.12)
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SigrunAl-Badri (52) meinte dazu am 03.10.12:
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 Didi.Costaire meinte dazu am 03.10.12:
Hallo Sigrun,
deine Frage kann ich auch nicht beantworten. Für dein Lob hingegen bedanke ich mich herzlich!
Liebe Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 03.10.12:
was habe ich bloß angeklickt? vergessen hab ichs. aber erotisch wäre witzig, wegen der 3 letzten verse.

nicht so streng sein!
SigrunAl-Badri (52) meinte dazu am 03.10.12:
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 loslosch meinte dazu am 03.10.12:
meinen klicker? wieso meinen? "vergessen hab ichs", ob ich es war. will sagen: wer das geklickt hat, kann es witzig gemeint haben. ich bin als schüttelreimer hier nicht unbekannt. schüttler haben per se was witzig-makabres. da ist die goldwaage eh unangebracht.
(Antwort korrigiert am 03.10.2012)

 Didi.Costaire meinte dazu am 04.10.12:
Nun ja, die Geschmäcker sind extrem unterschiedlich. Als Autor weiß ich jetzt wenigstens, dass es kein Klick eines anonymen Lesers war, der als Zeichen seiner Negativbewertung ein für ihn völlig unangebrachtes Bewertungskriterium in despektierlicher Absicht gewählt hat.

 loslosch meinte dazu am 04.10.12:
dirk, du weißt es nicht, du kannst nur hoffen. wenn einer schüttelverse mag und das angeklickt hätte, wäre es für MICH nachvollziehbar.

 Didi.Costaire meinte dazu am 04.10.12:
Nun weiß ich es.

 harzgebirgler (17.08.21)
...doch es wird auch da wohl gelten:
spurlos bleiben schläge selten.

beste grüße
henning

 Didi.Costaire meinte dazu am 18.08.21:
Danke, Henning!

Man darf »Hau rein!« zwar gerne sagen,
doch sollte nie wen anders schlagen.

Beste Grüße,
Dirk

 blauefrau (12.09.21)
Hallo, Didi.Costaire, auf eine schnodderige Art sind die Themen: gleichgültiges Elternhaus, Mobbing und Bashing und die Folgen eingängig dargestellt. Deine Zeilen lassen sich gut rappen ... und erreichen so verschiedene Zielgruppen. Bitte dringend in Musik umsetzen! Einen schönen Tag noch blauefrau

Kommentar geändert am 12.09.2021 um 11:35 Uhr

 Didi.Costaire meinte dazu am 14.09.21:
Danke, blauefrau. Ich werde mich mal umschauen. Gefragt sind also...

Gesangstalent und rauer Pep.
Ein cooler Bro mit Power-Rap,
der könnte es beim Sabbeln bringen
und parallel zum Brabbeln singen.

Schöne Grüße,
Dirk
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