Leni Riefenstahl in Kabul

Text zum Thema Nihilismus

von  toltec-head

Als Leni Riefenstahl 1956 auf der Wohnzimmercouch
In ihrer Wohnung in Pöckling am Starnberger See
Das Foto im Stern
Eines mit weißer Asche bestäubten Nuba-Ringkämpfers sah,
Dachte sie, da will ich hin.
So wie Leute ein Gedicht von Rilke lesen
Und denken, das will ich auch.
Als sie wieder Zuhause in Pöckling sich ihre Fotos anschaute,
War sie wie immer von sich und ihrem Werk begeistert.
Ihre Fotos sind von 1962.
Was ihr nicht auffiel,
War, dass die Ringkämpfer
In der Zwischenzeit bereits Schimmel angesetzt hatten.

Als die Taliban im März 2001 die Buddha-Statuen in Bahmiyan
Sprengten, rief kurz vorher eine Kuratorin
Des Metropolitan Museum Mullah Mohammed Omar auf seinem Handy
An und bot ihm 20.000.000 Dollar.
Dieser ging gerade in Kabul spazieren,
In der einen Hand ein Maschinengewehr
Mit Lapis-Lazuli Versatzstücken,
In der anderen einen jungen Freund.
Beide waren geschminkt und ihre Haare und Bärte
Glänzten vor kostbarem Öl.
Omar drückte den Anruf sofort weg
Und spuckte in den Sand der Straßen von Kabul.
Die Sprengung war für ihn keine Frage von Kunst oder Geld,
Sondern seiner Religion.


Anmerkung von toltec-head:

Triumph des Willens
Von Fischen  und Negern .

Taliban Camp .

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (07.01.13)
Wow! Endlich wieder ein äußerst originelles Enzensbergergedicht. Möglicherweise doch vorhandene Sinnbezüge beider sehr gut geschriebenen assoziativ zusammenmontierten Kurzszenen werden erst langsam zunehmend im gedanklichen Nachvollzug bewusster.

Mein toltec-head-Lieblingstext.
(Kommentar korrigiert am 07.01.2013)
kyl (57)
(07.06.13)
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 toltec-head meinte dazu am 08.06.13:
"a rose is a rose is a rose", ein Gedicht ist nicht die Tagesshow und der Dichter kein Nachrichtenansagesprecher. Die Dinge sollten sich mit absoluter Klarheit lesen, so wie man Mozart hört. Danke für´s l.
kyl (57) antwortete darauf am 08.06.13:
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 toltec-head schrieb daraufhin am 09.06.13:
"a rose is a rose is a rose", auch dieses Gedicht ist warum-los.
kyl (57) äußerte darauf am 09.06.13:
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