Verzeih mir, denn ich war dumm

Erzählung zum Thema Verliebtheit

von  Seelensprache

Verzeih mir, denn ich war dumm. Ich hätte dich küssen sollen. Ich war in bester Laune. Es war einer der guten Tage. Ich mag gute Tage. Ich hatte gerade ein Konzert besucht. Der Abend war jung und Musik in meinen Knochen. Ich schmiss mein Fahrrad an die Hauswand und blickte an ihr empor, bis ganz hinauf, dorthin, wo das Dach beginnt und tanzende Silhouetten sich hinter den Fensterschreiben zuprosteten. An diesem Abend konnte ich fliegen. Ich hoffte du würdest da sein. Ich wünschte es mir. Ich war mir nicht sicher, denn du magst keine großen Menschenmassen. Ich beeilte mich hinauf. Ich trat durch die Tür und traf hübsche und auffällig gekleidete Menschen. Ich grüßte kurz und verschwand dann für ein paar Augenblicke in meinem Zimmer um mir ebenfalls etwas hübsches anzuziehen. Es dauerte nicht lange. Und dann, dann sah ich dich dort, in der Nähe der Spüle, stehen. Es lungerten ein, zwei andere Typen um dich herum und versuchten dir den Hof zu machen. Ich sah in deinen Augen wie gelangweilt du warst. Ich drückte mich an ihnen vorbei und stand nun direkt vor dir. "Hallo", sagte ich und lächelte dich an und du konntest nicht anders, als auch zu lächeln. Ich hätte stundenlang einfach immer nur "Hallo" oder "Es ist schön dich zu sehen" sagen können. Es wäre keine Zeit verschwendet gewesen. Doch wir wollten mehr, mehr, mehr. Ich wollte mehr und in jedem Blick, in jeder Berührung in jedem einzelnen Wort lag dieses MEHR. Du warst schön. Ich wollte dir das auch irgendwie, irgendwann an diesem Abend noch sagen. Wir redeten ein wenig, plauderten über dies und das und es war, wie es nicht anders, nicht besser, nicht richtiger, nicht perfekter hätte sein können - fast.
Irgendwo dazwischen wollte ich eine Zigarette rauchen und als ich dort ein Stockwerk tiefer, am großen, geöffneten Fenster stand, kamst du die Stufen hinab. Schritt für Schritt. Es war wie in einem dieser gruselig, romantischen Bauchatmungs-Wohlfühl-Kitsch-Schinken. Es deutete sich etwas Großes, etwas Explosives an, etwas vor dem du Angst hast und zur gleichen Zeit nichts stärker willst - durch und durch willst - mit deinem ganzen verdammten Körper. Du hast gesagt, jemand habe dich geschickt und ich antwortete dir darauf, dass dann ja jemand alles richtig gemacht habe. Wir standen dicht beieinander. Alles war ein bisschen Flüsterton, ein bisschen Abenteuer, ein bisschen Funkeln, Lächeln, Begierde und Verbot. Es war, als ob alles ein wenig langsamer und zärtlicher wäre als sonst. Dann habe ich dich bei deinen Händen genommen. Wir haben getanzt, im Flur, alleine, mit dem Rest an Musik, der durch den Türspalt zu uns hinunter drang. Wir haben gelacht und dann, dann war es plötzlich einen Moment still. Wir standen eng beieinander, Nasenspitze an Nasenspitze und wohlriechender Atem lag zwischen zwei Mündern, die sich längst schon einander versprochen hatten. Dann hast du zu mir hinauf geblickt und gesagt "Jetzt wird es wohl ernst". Ich hätte wohl nicht zögern sollen. Ich denke also bin ich. Lieber nicht denken. Ich dachte, also war ich und ich hatte Angst. Ich hätte wohl nicht sagen sollen "Lass uns doch wieder hochgehen, zu den anderen". Ich hätte wohl ihre Wangen streicheln und ihre Lippen küssen wollen, sollen, dürfen, können, müssen, oder nicht? Ihr sagen wie hübsch, wie attraktiv wie schön und begehrenswert sie ist. Danach war es irgendwie ein bisschen dunkler als vorher. Die Musik blieb dumpf und mein Getränk schmeckte abgestanden und fade.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (15.02.21)
Gute erste Hälfte, eigentlich eine Milieustudie, dann wird es aber arg kitschig. Zudem zuviel vorgekaut, zuwenig erzählt.
P.S.:
Ich hoffteKOMMA du würdest da sein
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