Ein Würfel

Text

von  Watsche

Würde ich jetzt, genau in diesem Moment, vollkommen still und unbeweglich sein, könnte ich spüren, wie sich mein Schädel an den Schläfen ganz leicht ausbeult, weil sich ein großes, schräg stehendes, würfelförmiges Segment in der exakten Mitte meines Gehirns so um eine vertikale Achse, die durch zwei seiner diagonal gegenüberliegenden Ecken geht, gedreht hat, dass zwei weitere Ecken gegen das weiche, samtige Innenfutter unweit der Ohren drücken, wonach die untere Ecke des Würfels als umgedrehte Pyramide an einem silbrigen Faden mit ansteigender Beschleunigung herabgelassen wird, bis sie gegenüber von meinem Solarplexus haltmacht und hilflos hin- und her baumelt, bevor sich einige Rippen nach innen durchbiegen, dieses Pendel fixieren und in stetem, spiralförmigem Wuchs in einem filigranen, kugelförmigen Käfig umschließen, der sich dann vom Brustkorb löst und, nachdem der Faden mit einem unangenehmen Pfiff gerissen ist, hinab fällt, etwas in den Tälern meiner Beckenknochen umher kullert, sich dabei in einige fast inhaltslose Knochenmurmeln teilend, die dann durch die Röhren meiner Ober- und Unterschenkel gleiten und aus den vielen kleinen Löchern in meinen Fußsohlen treten, anschließend im Schlamm versinkend, wonach ich in mich zusammensacke, wie die leere Hülle, die ich bin.

Da ich aber nicht still und unbeweglich bin, da ich plappere, lalle, kreische, gluckse, da ich mich winde, zucke, Grimassen schneide, mit den Armen flattere, bemerke ich höchstens ein leichtes Kitzeln an der Haut meiner Sohlen und bleibe auch danach trotzdem noch stehen.

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Kommentare zu diesem Text

ues (34)
(06.02.13)
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 Watsche meinte dazu am 06.02.13:
Vielen Dank!
Leider habe ich auch eine extrem niedrige Produktivitätsrate.
P. Rofan (44) antwortete darauf am 11.04.14:
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Adelheid (54)
(05.03.13)
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Metulskie (32)
(29.10.14)
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