Fäustchens Feinde

Bild zum Thema Sein

von  Muuuzi

Goethe trifft Faust in der Hölle:

„Heinrich,  oh  Heinrich!“

„Verschwinde! Ich finde dich ganz widerlich“

„Ich bin’s doch. Erkennst du mich denn nicht wieder?“
Dein Schöpfer, dein Vater in Dichtkunst‘ Welt“

„Zu singen vermagst du die unsinnigsten Lieder!
Lass mich allein mit meiner Schmach, geh wohin trügerische Wahrheit fällt!
Ich kenne dich doch, auch wenn ich dich aus meinem Geiste wissen mag
Lege keine Hoffnung auf Vernunfts Finden an den Tag
Denn die ist einst vor langer Zeit gestorben.
Schon vor dem Tag, an dem du mich hast geboren!
Dein Werk mit meinem Namen
Hängt vergoldet in deinem Marmorrahmen
Doch verstehe ich dein Werk nur mit großer Geduld
Der Anfang, das Ende, der Trieb und die Schuld
Bekannten sich auf unbekanntem Gesicht
Vernunft lebt und lebte nicht.
In keiner Faser des Geschöpfes Denken
Niemand kann sie nehmen oder schenken
Wie darin erwähnt, nur ein einzig, dunkles Himmelslicht,
das die Menschen auf der Streckbank richt‘.
Doch du hast sie dennoch gebraucht
Als verstecktes Wort beinah gänzlich verbraucht.
Nun, erkennst du es in deiner Sprache?
Oder liegt es in der Ansichtssache?
Die Tiere sind wahrlich die Sklaven der Triebe
Die Menschen aber, die Dummen der Liebe
Die durch Verführungen glauben zu leben.
Was aber, kann ihnen Suff, Spiel und Sex bloß geben?
Menschen hören nicht auf ihre Stimmen,
sind nur die Blinden, Tauben, Stummen!
Ich wär lieber ein Tier mit Ehrlichkeit im Gang
Würde dadurch sein im höheren Rang
Der aufopfernden Hierarchie
Doch das ist nackte Utopie.
Tiere sind des Wertes los
Und versinken im Wissens Schoß.
Doch Menschens Gedanken sind Egoisten nur
Glauben zu kennen die Antwort stur.
Sehe die Wahrheit nun mit scharfem Blick
Würde ohne Hexerei nun finden das ewige Glück!“

„Was vermagst du nicht zu verstehen?
Ich will hier an deiner Seite stehen,
dich aus Mephistos Zweifel entführen
mein Wissen, das lass ich dir spüren!
Ich ließ dich unglücklich sterben, vergib
Wollte nicht sein dein Lebensdieb.“

„Ich brauche nicht dein Hilfe‘s Angebot.
bin in der Hölle. Bin schon tot.
Wollte nicht sein so dumm in deinen Händen liegen
Wollte nicht, mich in deinem Willen wiegen!“

„Am Anfang war das Wort!“

„Jetzt geh doch endlich fort!“

„Am Anfang war der Sinn!“

„Verlust bringt keinen Gewinn!“

„Am Anfang war die Tat?“

„Ich brauche keinen Rat!“

„Am Anfang war die Kraft!“

„Die nur Leid und Kummer schafft!“

„Du bist gar so sinnlos eingestellt!“

„Du mir gegeben hast nur Wiss und Geld.
Jedoch hast du mir die Kunst des Lebens verwehrt
Mir nicht der Liebes wahre Lust gelehrt.
Dem Teufel musst‘ ich mich verkaufen,
kann hier niemals entflieh‘n, entlaufen.
Mephisto ist ein Realist!
der meine Seele seelenruhig zu Ende frisst!
Er hat gewusst als Pudels Erscheinung fein
Dass ich bin ein unwürdig, naives Schwein!
Er ist ein Geselle, der nur ein Nein kennt
Wie dumm war ich vor Leben, dass ich mich hab, daran verbrennt!“
Ein Selbstmord wäre für mich der Lösung‘s Ja.
`Wäre für mich das Beste, gänzlich wunderbar!“

„Doch Gretchen hättest du niemals gewonnen
Deine Gedanken wären unklar, immer noch versponnen!
Da du nicht gewusst, was Liebe ist
Das Leben, eine kurze Prüfung, eine Frist!
Die nach meinem Werk so oder so zu Ende ist.“

„Doch warum hast du mich verglichen mit Hiob’s Sein?
Ich war nicht gläubig, war nur ein Schein!“
Glaubte weder an Liebe, Lust und Schönheit
War die Welt für mich nicht allzu weit!
Die Versuchung auf baldiges Sterben
Lag für mich noch nicht in Scherben!“

Mephisto taucht auf.

„Ein Gleichgewicht ist der Lösungs Antwort,   
Bestehen zeugt von Dunkel und Hell
Würde zugrunde gehen ohne dem Anderen schnell.
Ein Ja ohne dem Nein wäre des Ja’s stummer Mord.
Du jedoch lagst ohne Lieb,
nur die Wissenschaft war dein Trieb.
Ich musste beides in dir erwecken,
Gegenteil ist die weise Krone
um dich bald können niederzustrecken!
Dich zu stürzen vom goldnen Throne.“

„Wozu die dumme Moral der Kirchenleute?
Für die wir sind nur Abschaum? Ihre Beute!
Wieso konnt ich Gretchen nicht lieben, wie ich will?
Sie berühren wie’s und wo’s mir gefällt
Doch meine Hoffnung die zerfällt!“

„Die Lust spricht aus dir! Sei endlich still!
Das ist einzig mein Vergehen.
Sah, dass Menschen auf Gottes Seite stehn.
Das konnt ich nicht vollkommen ertragen
Und hab sie mit ihren eigenen Mitteln geschlagen.
Ich hab Gott die kirchliche Moral geschickt.
Die Menschen aber in Wahrheit mit dem Teufel gefickt.
Die Kirche, meine diebische Gier
Doch wild und fordernd wie ein Stier.
Denn warum sollte Gott den Trieb verfluchen?
Die Heirat, nur ein gift’ger Teufelskuchen.
Die Menschen sind die Dummen im Lebens‘ Stück
Können nicht nach vor oder zurück.“

Goethe spricht

„Meine eigenen Figuren benutzen mich als Schöpfer
Bin nun ich deren unseliges Opfer?
Die Gesellschaft machte mich zu einem Mitläufer
Machte mich zu einem gedankenlosen Käufer,
der das Wort Vernunft nur gebraucht und gesprochen
sich der Bedeutung aber nicht hat versprochen.
Der Jud wohl in Wirklichkeit auch kein Brunnenvergifter?
Kein böser, geld‘ ger Unruhestifter?“

Mephisto:

„Nein, der Jud ist Mensch wie du und Faust,
oft im Elend, arm und gänzlich verlaust.
Doch Menschens Krieg entsteht durch Neid
Eifersucht erfindet das ungerechte Leid.
Doch Mord als Mordes Strafe
Liegt im Verbot meiner silbernen Karaffe.
Ich bin der Geist des Widerspruchs.
Der beide Seiten wohl gesucht.“

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