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Kurzprosa zum Thema Mutter/Mütter

von  Anifarap

Sie hustet mir ins Gesicht. Der Staub, den wir beim Wäscheausklopfen aufgewirbelt haben, presst uns das Asthma aus den Lungen.
"Musst Du immer...?", kreische ich hysterisch. Sie kichert laut, wirft ihre afrikanischen Zöpfe mit einer Wucht nach hinten, dass sie mir fast die Augen auspeitscht und kichert mich an. "Ja, meine liebe, kleine Süsse. Du musst doch frische Kleidung haben, wenn Du nach Köln ziehst und Du hast doch nur noch vier Tage." Ihr Blick wirkt plötzlich besorgt. "Und achte immer darauf wie Du Dich anziehst, ja? Ach , meine kleine, süsse..."
Mein Blick greift verständnislos an ihrem linken Ohr vorbei und auf meiner Zunge liegt nur ein leises Brummen.
Sie treibt mich in den Wahnsinn.
Sie springt bei Sabine Christiansen auf, hüpft wie Rumpelstilzchen vor dem Fernseher rum und zupft sämtlichen Diskussionsteilnehmern die Ohren oder die Nasen. Natürlich alles nur auf dem Bildschirm.
Dann wirbelt sie wie ein Derwisch durch das Zimmer, setzt einen silbernen Farbpunkt auf ihr gerade aktuelles Gemälde und kichert irr.
Der Staub wirbelt hinter ihr her, während ich wie ein Sack zusammengesunken auf dem Sofa sitze und überfordert von soviel Aktivität nicht einen Gedanken fassen kann.

"Wieso weinst du, mein Kind?", sagt sie plötzlich.

In der Tat, ich habe es gar nicht bemerkt, meine Wangen sind nass, wie ein Fisch und kleine Fontänen spritzen mir aus den Augenwinkeln, während ich krampfhaft nach einem plausiblen Grund suche.

"Ich weiß es nicht."

Natürlich habe ich nichts gefunden. Ich klopfe frustriert auf den Wäschehaufen neben mir und wirbel wieder alten Staub auf.
Mein Husten stellt sich wieder ein. Resigniert erhebe ich mich und gehe unter ihren mehr belustigten, als sorgvollen Blicken aus dem Zimmer.
Lasse die ernsten Gesichter auf dem Bildschirm hinter mir.

Sie treibt mich in den Wahnsinn.

Mutter.

Im Bad erkenne ich mich selbst nicht wieder. Das Geflenne kommt mir so natürlich vor, dass ich das Grinsen nicht einordnen kann. Es verzerrt mich irgendwie.

Vielleicht verlasse ich mich selbst.

Sie tobt den Flur entlang sich meiner Betrachtung nähernd, reißt die Tür auf und sagt: "Du bist müde. Geh schlafen."

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