Mauerblümchen

Kurzgedicht zum Thema Achtung/Missachtung

von  niemand

Auf der Mauer, in der Ritze,
wächst ein Spross besondrer Art
- wunderzart wie Brüssler Spitze -
steht im Regen, trotzt der Hitze,
hart ist solch ein Leben, hart.
Nicht geeignet für das seichte
Schaun, kommts wieder, Jahr um Jahr -
der auf Gartenpracht geeichte
Menschenblick nimmts kaum noch wahr.

Gestern wollt der Tag was taugen,
feiertäglich war zumut
ihm, als zwei sensible Augen
es in seine Richtung lud.
"Welch ein Blick", sann Blümchen rege,
"schenkt mir Zeit, spricht ein:"Gefällt!"
Und für ein paar Wimpernschläge
wars der schönste Spross der Welt.

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Kommentare zu diesem Text

chichi† (80)
(10.05.13)
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 niemand meinte dazu am 10.05.13:
Die meisten Mauerblümchen sind schön, doch sie werden nicht "erkannt" weil die Augen der Mehrheit an Schönheitsklischees festhalten und ihr Blick oft nicht
fein genug ist eine Schönheit außerhalb der Norm zu sehen.
LG niemand
Anne (56)
(10.05.13)
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 loslosch (10.05.13)
nichts mit wanze.

es erinnert an goethe. keine übertreibung. stilistisch, lyrisch, sprachlich fein. diese stelle:

"feiertäglich wars zumut
ihm, als zwei sensible Augen
es in seine Richtung lud."

man liest und liest ... feiertäglich auch die sprache. lo
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