Hinter der alten Friedhofskirche

Kurzprosa zum Thema Alltag

von  Bluebird

Er war den ganzen Nachmittag  mit seinem Fahrrad  kreuz und querdurch das Neandertal gefahren. Im Spätfrühling war dies normalerweise ein echtes Vergnügen Schließlich, am frühen Abend, stand er vor dem schwarz lackierten Gittertor eines Friedhofs. Eine kleine Kirche von schlichter Schönheit hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Er drückte die Klinke herunter, das Tor öffnete sich.

An einem kleinen Schaukasten las er, dass es sich um die  Neanderkirche handelte. 1900 erbaut, war sie nach dem berühmten Kirchenlieddichter Joachim Neander benannt worden. Er näherte sich dem Eingangsportal, verharrte dann einen Moment, ging dann um die Kirche halb herum.

Dort im Schatten, von Rosenstrauchranken umrahmt, setzte er sich auf eine alte Holzbank. Er legte den Strohhut neben sich und blickte den Friedhofsweg entlang. Die hübschen, individuell gestalteten und harmonisch in die Natur eingefügten Grabstätten gefielen ihm. Ein kleiner Vogel, vielleicht ein Buchfink, hüpfte in einiger Entfernung herum. Gab vor nach Nahrung zu suchen.

Er lehnte sich zurück, spürte eine bleierne Müdigkeit, schloss die Augen. Wieso ist mir das alles so egal? Warum empfinde ich das alles nicht? Was ist mit mir los?  Er öffnete wieder die Augen. Der Buchfink war verschwunden.

Als er wenig später das Gittertor wieder hinter sich schloss und zu seinem Fahrrad ging, wusste er plötzlich, dass etwas wirklich Bedeutsames geschehen war. Ein Samenkorn in sein Herz gepflanzt worden war, aus dem vielleicht etwas "Neues" oder "Schönes" erwachsen würde.

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