Ein nächtlicher Besucher

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Eines Morgens wurde mir beim Bibellesen klar, dass es in den Anfängen des Christentums einesogenannte Erwachsenentaufe gegeben hatte. Diejenigen, die neu zum Glauben gekommen waren, hatten sich auf den Namen Jesus taufen lassen. Hm, dachte ich, wenn das früher so war, warum ist das heute eigentlich nicht mehr so?
   Zwei Tage später las ich im Jesus-Haus folgende Bekanntmachung:

Am kommenden Sonntag findet in der Grevenbroicher Kapelle wieder eine Erwachsenentaufe statt. Interessierte bitte im Büro bei Eva melden!
Das ist aber jetzt ein seltsamer Zufall, dachte ich und meldete mich spontan an.

Samstag nachmittags fand dann im Gemeindebüro für alle Täuflinge ein Seminar statt, wo wir von einem Ältesten der Gemeinde über den Sinn der Taufe und auch über deren praktischen Ablauf aufgeklärt wurden. 
  Danach nahm ich noch am Abendgottesdienst teil und kam erst gegen Mitternacht, reichlich geschlaucht und mit leichten Kopfschmerzen, nach Hause und legte mich sofort Schlafen.
     
Etwa eine Stunde später wachte ich plötzlich auf. Augenblicklich und wusste ohne den geringsten Zweifel, dass sich jemand im Raum befand. Die Gegenwart dieser Person war so stark spürbar, - so mächtig -, dass ich weder die Augen zu öffnen noch mich zu bewegen wagte. Instinktiv ging mir ein Gedanke durch den Kopf: Freund oder Feind? 
    Im nächsten Moment berührte mich kurz und sanft eine Hand an der Stirn. Augenblicklich begann mich ein warmer, wohliger Friedensstrom vom Kopf bis zu den Füssen  zu durchfluten. Dann spürte ich, dass der unangemeldete  Besucher das Zimmer verlassen hatte.
    Sogleich öffnete  ich die Augen und schaute mich um. Nichts im Zimmer hatte sich verändert. Alles war wie zuvor, außer der mächtige Friede, der mich immer noch durchströmte.

Ich lag danach noch einige Zeit wach und dachte über das Geschehene nach. Ganz offensichtlich hatte es sich um einen Freundschaftsbesuch gehandelt, denn ein Feind hätte mir wohl kaum eine solche innere Erquickung geschenkt. Aber wer war es gewesen?
    Ganz offensichtlich hatte es sich nicht um einen anderen Menschen gehandelt. Wie hätte er oder sie zweimal, ohne Spuren zu hinterlassen,  durch ein geschlossenes Fenster oder eine abgeschlossene Haustüre kommen können? Und wie hätte eine menschliche Berührung einen solchen Friedensstrom auslösen können?
    War es ein Engel oder vielleicht sogar Jesus selber gewesen? Immerhin war er ja auch seinerzeit dem Paulus erschienen 1. Wie dem auch sei! dachte ich, morgen wird ein anstrengender Tag und ich muss jetzt schlafen. Und so drehte ich mich zur Seite und schlief kurz darauf wieder ein.


Anmerkung von Bluebird:

Folge 13 meiner autobiografischen Kurzgeschichten-Sammlung und Fortsetzung von meiner autobiografischen Bekehrungsgeschichte  hier aus dem Jahre 1985

1  Apostelgeschichte 9, 1-6

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text

ChrisJ. (44)
(20.07.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Bluebird meinte dazu am 20.07.13:
Sollte dies ironisch gemeint sein, kann ich das gut nachvollziehen. Ich würde vermutlich auch an so einer Geschichte "zweifeln", wenn sie mir jemand erzählen würde. Aber - ich beharre darauf - sie ist wahr!
ChrisJ. (44) antwortete darauf am 20.07.13:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Bluebird schrieb daraufhin am 20.07.13:
OK, danke für die Klarstellung!

 Dieter Wal (27.01.15)
Kannte ich noch gar nicht. Gefällt mir sehr gut.

 Bluebird äußerte darauf am 27.01.15:
Hallo, Dieter! Ein gutes Jahr 2015 wünsche ich Dir!

 Dieter Wal ergänzte dazu am 27.01.15:
Danke. Dir auch!

 Bluebird meinte dazu am 30.11.21 um 12:52:
Fast sechs Jahre später .... sind wir inzwischen weiser und klüger geworden?
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