Das Schlüsselwunder von Frankfurt

Kurzgeschichte zum Thema Wunder

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
1987 fand in Frankfurt am Main eine große Glaubenskonferenz in statt. Angekündigt war sie als fünftägige Firekonferenz mit dem vielversprechenden Untertitel Evangelisation mit Zeichen und Wundern.
    Die Konferenz fand in den großen Messehallen statt und war richtig gut besucht. Mehrere tausend Besucher täglich besuchten die unterschiedlichsten Veranstaltungen. Der Samstagabend ist mir in unvergesslicher Erinnerung geblieben.

Jener besagte Samstag begann vormittags mit einem Lobpreismarsch durch die City von Frankfurt. Mit ein paar hundert anderen Christen zog ich christliche Lieder singend durch die Straßen.
      Zwischendurch gab es dann immer mal wieder eine Lautsprecherdurchsage eines Begleitfahrzeuges, in der zur Abendveranstaltung eingeladen wurde: „Egal wer ihr seid, kommt vorbei! Bringt Eure Kranken mit. Es wird heute Abend auch für Heilung gebetet werden. Und es werden Zeichen und Wunder geschehen. Hallelujah!“ So oder so ähnlich lauteten die Durchsagen.

Am Abend war dann die Haupthalle bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Predigt hielt Reinhard Bonnke, ein in der christlichen Szene bekannter Afrikamissionar. Wer einmal in die Videos reingeschaut hat, wo er vor Hunderttausenden von Afrikanern öffentlich predigt, der kann da kaum innerlich unbeteiligt bleiben. Aber das ist ein anderes Thema.
    Am Ende der Predigt rief Bonnke wie üblich zur Entscheidung für Jesus auf. Und wie üblich in seinen Veranstaltungen kamen viele Menschen nach vorne, um ihr Leben Jesus zu übergeben. Danach machte er einen zweiten Aufruf für Kranke: „Wenn du krank bist und geheilt werden möchtest, komm nach vorne. Jesus hat früher geheilt und wird es auch heute Abend wieder tun. Hallelujah! Preist den Herrn“. In der Halle echote es tausendfach„Hallelujah!“und „Gelobt sei der Herr!“ „Ja,“ brüllte Bonnke nun,“ er hat es getan und wird es wieder tun. „Kommt!“
    Scharenweise strömten Menschen nach vorne und wurden dort von den Predigern und Seelsorgern in Empfang genommen. Ich stand in einer der hinteren Reihen beobachtete, wie sich auf der großen Plattform viele kleine Gebetsgrüppchen bildeten und sich dort ein Eigenleben entwickelte. Ein Kamerateam des Hessischen Rundfunk kam auf die Bühne, filmte aber dezent im Hintergrund.

Es mochten vielleicht fünf Minuten vergangen sein, als ich auf einmal eine junge, hübsche Frau in Hotpants den Mittelgang entlang laufen sah. Auf ihren Armen trug sie eine ältere Frau, die ganz offensichtlich nur noch aus Haut und Knochen bestand. Vorne angekommen stieg sie den kleinen Seitenaufgang zur Plattform hoch und legte dort die ältere Frau dann auf dem Boden ab. Mehrere Minuten lang geschah nichts weiter. Die kleinen Gebetsgrüppchen waren mit sich selber beschäftigt und die junge Frau stand weiter neben der am Boden liegenden Frau.
    Plötzlich löste sich ein Gebetsgrüppchen auf und wenige Sekunden später stürmte Bonnke herbei. Ein kurzer Wortwechsel mit der jungen Frau, dann schnappte es sich das Mikrophon, hob den linken Arm und sagte: "Bitte Ruhe im Saal, und alle Gebete auf der Bühne bitte stoppen!" 14000 Menschen stellten ihr Singen ein, und auch die Gebetsgruppen auf der Bühne schauten nun auf ihn, die junge und die ältere Frau. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Das Fernsehteam vom Hessischen Fernsehens, dass sich bislang im Hintergrund gehalten hatte, schlich sich auf die Bühne ganz in die Nähe der drei Menschen im Focus des Geschehens.
    Und dann fragte Bonnke die junge Frau auf die am Boden liegende Frau weisend: "Wer ist das?“ Sie antwortete: „Meine Mutter!“ „Was ist mit ihr?“, fragte Bonnke weiter. „Sie hat Krebs im Endstadium. Ich habe die Einladung heute Morgen bei dem Stadtmarsch gehört. Und da habe ich meine Mutter genommen und sie hergebracht!“ Bonnke beugte er sich runter zu der Frau und hielt ihr das Mikrophon hin:"Glaubst Du das Jesus dich heilen kann?" Ein Moment Stille, dann hörte man ein brüchiges :"Ja, ich glaube das!“
      Sofort richtete Bonnke sich wieder auf und mit verkündete er lauter Stimme : "Jesus kann Dich nicht nur heilen, er wird Dich heute Abend von deinem Krebs heilen. Hallelujah!" Ein Moment ungläubigen Staunens. Dann brach in der Halle ein Orkan los. "Hallelujah, Hallelujah, Hallelujah." Die Kameras des Fernsehteams schwenkten hinüber ins Publikum. Dann rückte das Team ganz nah an Bonnke und die beiden Frauen heran.

Ich verfolgte wie gebannt das Geschehen auf der Bühne. Jetzt hat er sich aber ziemlich weit das Fenster hinaus gehängt, ging es mir durch den Kopf. Wenn das Wunder jetzt nicht geschieht, ist er geliefert! Sie werden ihn in den Medien zerreißen Aber Bonnke war schon weiter. "Herr Jesus, wir bitten dich, dass du den Glauben dieser beiden Frauen belohnst und den Krebs heilst!“, betete er gerade laut. Die Kameras waren nun voll auf ihn und die Frau gerichtet. Und dann der Befehl: "Im Namen Jesus. Steh auf!" Die Frau blieb liegen!
    Noch bevor eine peinliche Stille entstehen konnte, wendete er sich an das Publikum. "Bitte alle im Saal mitbeten !" Im Saal begann ein viel tausendstimmiges Gemurmel. Und dann brüllte Bonnke: "In dem Namen Jesu! Steh auf!" Gleichzeitig zog er sie mit einer Hand hoch.
    Und dann stand sie! Ungläubig schauend! Ihre Tochter schlug die Hände vor das Gesicht. Bonnke rief. "Geh! Geh!“ Die Frau begann einen Schritt zu machen. Bonnke brüllte: „Geh auf und ab ! Du bist geheilt! Jesus hat dich geheilt!" Und dann begann sie zu gehen. Einmal nach rechts, einmal nach links, die Kameras des Fernsehteams voll auf sie gerichtet.
      Im Saal und auf der Bühne brach ein unbeschreiblicher Tumult los . Tochter und Mutter lagen sich in den Armen, der Saal tobte. Und Bonnke brüllte alles übertönend: "Jesus hat es wieder getan! Halleeelluuujjaaaah!"

Am nächsten Morgen beim Abschlussgottesdienst der Firekonferenz 1987 war die Halle wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Erneut war Reinhard Bonnke der Hauptredner. Aber mit ziemlich heiserer Stimme. Er lächelte: „Man hat mich gefragt, wieso ich mir so sicher gewesen sei, dass die Frau geheilt werden würde.“ Eine Frage, die sich vermutlich alle am Vorabend gestellt haben.
      „Nun“, fuhr er fort, „ich hatte gerade das Gebet für einen Kranken beendet, als ich so etwas wie einen elektrischen Schlag erhielt. Ich fuhr herum und sah inmitten all der Kranken und Betenden die Frau auf der Bühne liegen. Niemand schien sich um sie zu kümmern. Und genau in diesem Moment sagte eine innere Stimme zu mir: Das ist das Schlüsselwunder heute Abend!“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause und sagte dann: „Deshalb wusste ich, dass diese Frau geheilt werden würde!“
      Ich muss sagen, dass mich diese Ereignis wirklich tief innerlich berührt hatte. Umso mehr befremdet war ich, als ich hörte, dass in einem Bericht des Hessischen Fernsehen dieses offensichtliche Wunder mit keiner Silbe erwähnt wurde. Stattdessen alles als „religiöse Abzocke“ hingestellt wurde. Es wurden ausgiebig Kollektenaufrufe und das Einsammeln von Geldern gezeigt. Ein üblicher Vorgang, denn solche Veranstaltungen kosten nun mal auch Geld!

  Bleibt noch Frage, was aus jener Frau geworden ist. Vielleicht war ja alles nur ein abgekartetes Spiel? Ich habe ein Jahr später ein Photo von jener Frau gesehen. Aus der„Haut du Knochen“- Frau war eine ganz normale ältere Frau geworden, die neben Bonnke stehend, freundlich lächelte. Das Photo gehörte zu einem Zeitungsartikel, in dem von der Firekonferenz im darauf folgenden Jahr berichtet wurde. Sie war dort als Ehrengast eingeladen und erzählte dort Tausenden von Zuhörern ihre Sichtweise der damaligen Ereignisse.
        Nach dem Heilungswunder hatte sie sich wieder untersuchen lassen. Und zu ihrer großen Verblüffung konnten die Ärzte, die vorher einen Krebs im Endstadium diagnostiziert und sie zum Sterben nach Hause geschickt hatten, keinen Krebs mehr finden. Laut ihrer eigenen Aussage, und deutlich sichtbar, hatte sie inzwischen etwa 30 Kilo zugenommen und führte wieder ein ganznormales Leben.


Anmerkung von Bluebird:

Eine autobigrafische Geschichte aus dem Jahre 1987

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