Männer des Matriarchats

Parabel zum Thema Macht

von  RainerMScholz

In den hellen Nächten des Mondes heulen die Wölfe am lautesten. Ihr Gesang steigt hinauf zu Luna im Zenit des schwarzen Firmaments. Das Schauspiel im Sand der Arena nimmt seinen Lauf.
Die Männer betreten das umfriedete Rund, beargwöhnen sich, lauern, riechen den Schweiß und die Angst und die Wut, schmecken ihr eigenes schaumiges Blut auf den Lippen.  Speichel tropft in den gelben Sand, Urin, hormongeschwängerte Körpersekrete. Da fällt das weiße Tuch als Zeichen des Beginns und die Männer stürzen wie tolle Hund aufeinander los. Fleisch und Eingeweide sättigen den Staub der Arena, Zähne schlagen in Nacken und Hälse, Nägel verkrallen sich in Augen und Münder. Wie Hyänenlachen bricht sich ungezügelter Hass an den Mauern, Kreischen und Weinen singen das Hohelied der Begierde, des Zorns und der Mordlust.
Nach kurzer Zeit ist es vorüber. Die priesterlich gekleidete Surrogamin schreitet unter Gesängen hinab in den purpurnen Staub zu den Gefallenen. Das Abschlachten und Töten hat sie geil gemacht und gebärfreudig. Wenn das Blut an die heiligen Mauern spritzt, wenn Körperglieder ausgerissen werden und Häupter von den Schultern rollen, rinnt ihr Saft die Schenkel hinab. Sie bespringt den Sieger der lethalen Selektion noch im blutigen Sand. Er darf sein Sperma lassen und dann sein Leben. Die Surrogamin leckt sich die Finger, steigt von dem Besamer herunter, erklimmt erneut ihren Thron, bevor die Bären losgelassen werden. Und die anderen wilden Tiere, die überlebten, kommen zurück in ihre Ställe. Bis zum nächsten Zentrum des Mondes. Wer bis dahin nicht stirbt, pflanzt sich vielleicht fort in der Arena.
Die Gesänge verstummen.
Es dämmert. Denn der Tag bricht an.

Die Männer in ihren Käfigen werden sich zur Revolution entschließen.
Und alles wird anders werden. Und bleibt sich gleich.
Bis zum Equilibrium.
Die Männer werden Besieger heißen und Entdecker und Eroberer. Groß wird ihr Ruhm sein in der Welt der Männer. Sie werden Weltkriege entfachen und unzählige Massaker begehen. Sie werden sich selbst, ihresgleichen und die ganze Welt verraten, sie werden Cäsar und Hitler und Stalin und Mao und Napoleon werden, die Bibel schreiben und das Kommunistische Manifest, ihre eigenen Götter erfinden und inbrünstig zu ihnen beten. Sie werden sich immer noch gegenseitig abschlachten. Sie werden die Welt dem Imperialismus, dem Kommunismus, dem Kapitalismus unterwerfen.
Dann beginnt die Dämmerung. Denn die Nacht bricht an. Und mit der Nacht kommt die Lust. Und die Männer werden ihren Samen überallhin tragen. So dass ihr Ebenbild die Welt bevölkert. Und sonst nichts mehr.
Bis zum Equilibrium.


© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text


 Sanchina (22.08.13)
schlecht recheriert!
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