Per aspera ad astra

Bild zum Thema Leben/Tod

von  Grenzgänger

... doch irgendwann kommt jeder in seinem Leben zu dem Punkt, an dem sich alles ändert. Das Finden und verlieren der großen Liebe. Ein Unfall oder eine unheilbare Krankheit. Der Tod ist so mannigfaltig wie das Leben selbst; nur mit mehr Humor. Außerdem bringt er die größten Veränderungen mit sich.

Für Anthony kam diese ein weiteres Mal in Form eines Dokumentes. Der Brief erreichte ihn heute Morgen, kurz nachdem er sein Auto gewaschen hatte. Nun liegt er noch ungeöffnet auf dem kleinen runden Küchentisch mit dem einen wackligen Bein. Anthony sitzt mit seinem dritten Kaffee in der Hand davor und starrt auf das Schreiben, während im Hintergrund leise der zweite Satz von Beethovens Schicksalssymphonie aus den Lautsprechern ertönt. Der Brief starrt zurück. Der Schriftzug kennzeichnet das Standesamt als Absender und auf dem Umschlag lässt sich das fett-rot gestempelte Wort "Privat" lesen. Die Sterbeurkunden.

Seine Brüder waren vor drei Wochen ums Leben gekommen und nun war Anthony alleine. Weder Joseph, noch Conrad hatten Familie und ihre Eltern sind längst begraben. Nur noch ein gemeinsames Foto erinnert an ihre einstige Existenz. In Anthonys Erinnerung sind sie nur noch blassgrau Gestalten ohne Stimme.

Die Zeit vergeht. Träge und lahm. Mittlerweile erklingt die Ode an die Freude in der Küche. Beethoven hat sie nie gehört. Er war bereits taub. Anthony hört sie ebenfalls nicht. Er ist in seiner eigenen Welt gefangen, den Blick allmählich zum Fenster wendend. Es wird bereits dunkel und zwischen den spärlichen Wolken, nur ein Schleier, erscheinen die ersten Sterne. Wie in jenen fast vergessenen Nächten, vor Jahren, als Anthony noch glücklich war und seine Brüder lebten. Er sehnt sich nach dieser Zeit. Er sehnt sich nach den Sternen...


Anmerkung von Grenzgänger:

Melodia

Schreibaufgabe mit folgenden Wörtern als Vorgabe:

Dokument
Schriftzug
Wolke
Punkt
fett

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Kommentare zu diesem Text


 sandfarben (25.08.13)
Gut umgesetzt, Melodia. Die Gradwanderung zwischen Glück und Unglück ist oft ein Seiltanz.
christa

 Melodia meinte dazu am 25.08.13:
wollte etwas neues ausprobieren. so langsam an längere texte wagen.. freut mich^^

lg

 souldeep (17.09.13)
Über Mühsal und raue Pfade gelangt man zu den Sternen.


Hmm...so ist die Spanne des Lebens eine sehr weite - und das Individuelle, das hier lediglich schemenhaft anskizziert, das lädt zu wilden Vermutungen oder langwierigen Verstrickungen . . . oder oder oder.
:)
In diesem Sinne, Herr Melodia, hast Du das schon gekonnt hingezeichnet, finde ich.

:)
Man fragt sich nach der Ursache - selbst nach dem Impuls für den Autoren - und nach den tragischen Details...aber auch nach der Form von Leben, die derart beschrieben einen Inhalt verbirgt.

Leben ist. So und so und so.

:)
herzlichst
Kirsten

 Melodia antwortete darauf am 19.09.13:
vielen dank! freut mich sehr!

lg
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