Das Herunterziehen von Internetliteraturforen auf die Ebene von Alltagsgesprächen mittels sogenannter Aphorismen

Kritik zum Thema Literatur

von  toltec-head

Literatur ist ein Kind der Einsamkeit. Sie entsteht in Einsamkeit und will in Einsamkeit rezipiert werden. Literatur zielt nicht auf das unmittelbare Gespräch, den Meinungsaustausch, sondern behandelt Gegenstände, die sich für ein unmittelbares Gespräch, den Austausch von Meinungen, schlecht eignen. Hierin besteht ihre Existenzberechtigung; auch der Meinungsaustausch ist etwas schönes, aber hierfür bedarf es keiner Literatur. Der Meinungsaustausch ist das, was im Alltag eh immer schon stattfindet und dort auch seinen guten Sinn und Zweck hat. Literatur wurde von Leuten erfunden, denen der allgegenwärtige Austausch bloßer Meinungen nicht genügte und die sich daher in ihre Einsamkeit zurückzogen, um in ihrer Einsamkeit etwas zu fabrizieren, das mehr ist als eine bloße Meinung und daher auch nicht auf den bloßen Meinungsaustausch abzielt.
"Der Tod ist etwas ganz natürliches."
"Kriege sind schlecht."
"Die Wahrheit ist relativ."
So klingen Meinungen, die sich selbstverständlich auch noch ausschmücken lassen. Literatur klingt anders. Der Meinungsaustausch hat, wie gesagt, seine Existenzberechtigung. Das lässt sich gar nicht leugnen. Vor allem vertreibt er Leuten die Einsamkeit, die nicht einsam sein möchten. Wer weiß, dass er mit seiner Meinung nicht alleine steht, kann so vielleicht gestärkt nach getanem Meinungsaustausch den weiteren Alltag bewältigen. Dies ist schön und gut. Nichts desto trotz sollte man sich aber klar machen, dass es sich bei den Meinungsaustauschern um Mörder handelt. Das Sprießen und Gedeihen von Meinungsaustauschern bedeutet für ein Internetliteraturforum über kurz oder lang den sicheren Tod. Meinungsaustauscher sind immer laut und zahlreich, die Leute, die an Literatur interessiert sind, aber wenige und leise. Die Literatur ist ein zartes Pflänzlein. In einem Garten, wo wie Unkraut lauter Meinungen sprießen, kann sie nicht gedeihen. Sie zieht sich zurück oder geht ein.

Dass das Internet ein Medium ist, welches der Literatur und nicht nur dem bloßen Meinungsaustausch förderlich sein könnte, ist eine derzeit noch unbewiesene Behauptung.

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Kommentare zu diesem Text

Jack (33)
(21.10.13)
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 Lluviagata (21.10.13)
Nichtsdestotrotz ... brauchts dazu ein Handwerk und ein gerüttelt Maß an Lebenserfahrung. Auch und nicht nur für Aphorismen. Und nichtsdestotrotz heiße ich deine Kritik gut. ;)

Liebe Grüße
Llu ♥

 toltec-head meinte dazu am 21.10.13:
Infantilität tut´s meist viel eher. Oder das Verschließen der Augen vor der Komplexität der Dinge.

 EkkehartMittelberg (21.10.13)
Ich meine zwar, dass sich gute Literatur um Plattitüden nicht schert. Aber deine Kritik des Banalen ist zutreffend.
LG
Ekki

 toltec-head antwortete darauf am 22.10.13:
Die Entlarvung von Plattitüden ist eine der vornehmsten Aufgaben von Literatur. Denke an Flaubert und sein Lexikon der Dummheiten.
JakobJanus (35)
(21.10.13)
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 toltec-head schrieb daraufhin am 21.10.13:
Zartes Unkraut wär an sich schön. Aber hast Recht, Metaphern sind immer blöd. Diese ließe sich nur retten, wenn der Garten ein Wal wär.

 Fuchsiberlin (22.10.13)
Literatur ist heute anders als vor 100 Jahren. Wahrnehmungen verändern sich, Gedankenexperiemente gelingen mehr oder weniger (nicht). Leser und Autor fahren manchmal auf verschiedenen Straßen, und irgendwo verunfallt jedes Wort. Internetliteraturforen bilden Kommunikationsebenen, Toleranz hakt sich ein. Die Literatur gehört nicht zur Lego-Industrie.

Liebe Grüße
Jörg

 toltec-head äußerte darauf am 22.10.13:
Ist kV nicht genau das: ein Lego-Spiel? Und was wäre schlimm hieran?
parkfüralteprofs (57)
(25.10.13)
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 toltec-head ergänzte dazu am 25.10.13:
Denk, dass das von mir selbst abgeschrieben ist. Oder hattest du das mal irgendwo geschrieben? Als Apho übrigens völlig ungeeignet. Ist das stilistisch nicht eine Ellipse? Zu faul zum googlen.
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 27.10.13:
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 toltec-head meinte dazu am 27.10.13:
Ein Aphorismus ist ein Geistesblitz (Lichtenberg).

"Die Bahn macht mobil."
"Das Wir entscheidet."
"Literatur ist anders."

Das sind eher so Slogans. Und eliptisch, weil an und für sich gesehen unverständlich.
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