Eine seltsame Ansprache

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Während sich die Tür wieder hinter mir schloss und ich die ersten Treppenstufen hochging, hörte ich die wütenden Proteste derjenigen, die draußen weiter warteten. An einer Wand war ein riesiges Bild einer sprudelnden Quelle aufgemalt. Darunter stand:
„Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!“ (Johannes 7,37)
Ich musste an mein spontan aufgetretenes  Durstgefühl von zuvor denken: Seltsamer Zufall!, dachte ich. Aber eigentlich wunderte mich mittlerweile schon fast gar nichts mehr.

Der Lärm der  christlichen Rockband war unüberhörbar und je weiter ich die Stufen hochstieg, umso geräuschvoller wurde. es  Schließlich stand ich vor einem halboffenen Saaleingang, aus dem ohrenbetäubender Krach hervorquoll. 

   Einen Moment lang zögerte ich, dann begab ich mitten hinein in den lärmigen Trubel.
   

Im Grunde genommen hätte ich mir das auch schenken können. Die auf der Bühne ausflippende Band und das aufgeheizte, johlende Publikum waren einfach nicht meine Welt.
    Ich stellte mich im hinteren bereich an eine freie Stelle an der Wand und tauchte in meine eigene Gedankenwelt ab. Wieso um Alles in der Welt hatten die „Verwandten“ geschrieben: Wenn du uns jemals wieder bei uns meldest, wird etwas Schreckliches geschehen? Ich begriff es nicht!

Plötzlich wurde es ganz ruhig im Saal. Die Band hatte aufgehört zu lärmen und der Sänger war vorgetreten. Er hielt ein Mikrophon in der Hand und begann zu sprechen. Mit kräftiger Stimme erzählte er, dass Jesus sein Leben verändert hätte und dass Er dies auch im Leben aller Anwesenden zu tun beabsichtige... man müsse es Ihm nur erlauben: "Gib dein Leben Jesus und Er wird es völlig neu machen!"
    Diese Botschaft kannte ich ja nun mittlerweile schon vom Vorabend. Aber sie nun auch noch aus dem Munde dieses ausgeflippten Rocksängers zu hören, überraschte mich jetzt doch etwas: „Jesus und diese chaotische Musik. Wie geht das denn zusammen?“ fragte ich mich insgeheim.

    Ich schaute mich im Saale um. Aber offensichtlich schien sonst niemand ein Problem damit zu haben.
      Ganz im Gegenteil schienen sie an seinen Lippen zu hängen und seine Worte begierig aufzunehmen. Ab und zu war ein zustimmendes “Halleluja“ oder ein „Preis den Herrn“ zu vernehmen. Kurz darauf legte die Band erneut los. Ich verließ den Saal und ging die Treppe hinunter, die ich einige Minuten zuvor heraufgekommen war.


Anmerkung von Bluebird:

Folge 20  meiner autobiografischen und wahren Geschichte  aus dem Jahre 1985

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